Eine unaufhaltsame Killermaschine aus einer postapokalyptischen Zukunft macht im Jahr 1984 tödliche Jagd auf die Mutter des noch ungeborenen Anführers der späteren Widerstandsbewegung, John Connor, der dem Computersystem Skynet den Kampf ansagt. Aus dieser recht abstrusen Grundidee formte James Cameron bei seinem erst dritten Spielfilm eines kleines, intelligentes und tricktechnisch beeindruckendes Meisterwerk des Sci-Fi-Kinos. Im Zentrum des Geschehens steht dabei gar nicht so sehr der unbarmherzige, mit Arnold Schwarzenegger perfekt besetzte Maschinenmann, sondern eine zutiefst menschliche Geschichte über Schicksal und Selbstbestimmung.
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Zum Schutz der jungen Sarah Connor, die einst den Erlöser gebären wird, folgt der Soldat Kyle Reese dem Terminator durch die Zukunft, offenbart ihr im Laufe der Handlung ihre Bestimmung und bürdet ihr somit das Gewicht des Wissens auf, eines Tages selbst den Retter der verbliebenen Menscheheit ausbilden und beschützen zu müssen. Das Duell mit der Maschine wird für Sarah somit nicht nur zum Kampf um ihr Leben, sondern vielmehr zum Wegbereiter ihrer Selbst. Wer hätte diese unscheinbare Frau werden können, hätte sie sich nicht der Bedrohnung durch die Unerbittlichkeit des Terminators ausgesetzt gesehen, hätte sie nicht lange vor dessen Erfüllung um ihr Schicksal gewusst?
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Camerons Terminator ist tatsächlich ein tiefgreifenderer, vielschichtigerer und raffinierterer Film, als es die zumeist stattfindende Reduktion auf seinen Actionanteil, die Effektarbeit und Schwarzeneggers prägnante Oneliner vermuten lässt. Vielen modernen, groß angelegten Blockbustern und besondes den unzähligen Kopien, die er nach sich zog, hat Terminator es voraus, dass James Cameron nicht nur Verfolgungsjagden, Schießereien und Explosionen zu filmen weiß, sondern in der Lage ist, eine durchdachte Geschichte zu erzählen, die mehr leistet, als bloß von einer Krawallsequenz zur nächsten überzuleiten.
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Trotz dieser und jener Ungereimtheit und Erklärungsverweigerung, die sich aus der Zeitreisethematik ergeben (warum kann nur ein einzelner Terminator zurückgeschickt werden, statt mehrere auszusenden) ist die gesamte Konstruktion des Films jederzeit flüssig und stimmig, krasse logische Brüche bleiben aus. Nach einem etwas schleppenden Beginn, der Sarah Connor vorstellt, den Terminator bei bestimmten notwendigen Routinen zeigt (Kleidungs- und Waffenbeschaffung) und Kyle Reese einführt, zieht die Story mit der Zusammenführung der drei Hauptcharaktere in einer Disco enorm an Tempo an, wobei Cameron eine sehr gute Balance zwischen Exposition (Handlungsberuhigung) und Action (Handlungsbeschleunigung) hält. Schwarzeneggers Personifizierung des Killerroboters strahlt eine ungemeine Bedrohung aus, was sich noch steigert, als der Terminator mehr und mehr Schaden nimmt und sein menschliches Äußeres zunehmend das chromglänzende Skelett offenbart. Maskenbildner und Tricktechniker leisten dabei großartige Arbeit, etwa wenn Schwarzenegger an seinem offenen Arm und der Hydraulik hantiert, oder wenn das rotglühende Auge des Cyborgs zum Vorschein kommt.
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Bei aller Rasanz, die die Jagd des Terminators auf Sarah und Kyle entwickelt, verliert Cameron weder Story noch Charaktere aus den Augen. Michael Biehn zeigt im Laufe der Handlung nicht nur den harten Kämpfer, sondern auch eine von jahrelangem Kampf in einem schier aussichtlosen Krieg geprägte sensible und angegriffene Seite, die aus Reese mehr macht, als ein reines Gegenstück des Terminators. Kräftemäßig ist Reese der Maschine unterlegen, in seiner Zähigkeit ist er ihr ebenbürtig, überlegen sind seine Gefühle. Besonders aufgrund seiner Leistung in Terminator ist es bedauerlich, dass Biehn der ganz große Durchbruch (den der Film für Kollege Schwarzenegger mit sich brachte) zu Unrecht verwehrt blieb. Linda Hamilton, mit dem wohl schwierigsten Part ausgestattet, überzeugt zum einen in ihrer Angst (ohne dass sie dabei in zu weit greifende Panik ausartet, sprich, sie verkommt nie zu zeternder Hilfsbedüftigkeit), zum anderen kann sie auch den späteren Wandel zur Entschlossenheit und zum unbedingten Überlebenswillen im Angesicht der Akzeptanz ihrer eigenen Bedeutung glaubhaft transportieren. Bei Schwarzeneggers Terminator macht der Charakter als solcher natürlich keine innere Entwicklung durch, dennoch ist die Performance des Österreichers genauso kalt und gefühllos, wie es die Rolle erfordert und anders auch nicht zugelassen hätte. Das meint in Arnies Fall nicht unbedingt schauspielerische Klasse, aber eine überragende physische Präsenz.
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Die Action in Terminator ist, auch aufgrund des niedrigen Budgets, eher in kleinem Maßstab gehalten, dies jedoch auf erstklassige Weise. Die Schusswechsel sind dynamisch, die Autoverfolgungen krachend, der gesamte Ton rauh und (zumindest in der ungeschnittenen Fassung) teils rücksichtlos brutal, was dem Setting vollkommen angemessen ist. Höhepunkte sind dabei das Eindringen des Terminators in eine Polizeistation und ein grandioser Showdown, als das nicht tot zu kriegende, von Schwarzeneggers Äußerem befreite Maschinenskelett einen letzten Versuch zur Erfüllung seines Auftrags startet. In einer Mischung aus StopMotion-Technik, Miniaturen und animatronischen Modellen in Originalgröße verwirklicht, ist der Anblick des Cyborgs in seiner wahren Gestalt auch heute noch erschreckend und beeindruckend. Etwas weniger gilt dies für Brad Fiedels Sountrack. Zwar vermag das klassische Terminator-Theme noch immer Gänsehaut zu erzeugen, die übrige musikalische Untermalung, produziert mit Synthesizern und einer elektronisch verstärkten Violine, ist jedoch in einigen Szenen eher Strapaze und kein Vergleich zu dem epischen Score, den Fiedel sieben Jahre später für die Fortsetzung mit ähnlichen Mitteln beitrug.
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James Camerons Terminator ist ein zeitloser Klassiker des Sci-Fi-Action-Genres, der mit bohrender Spannung, bodenständig-handgemachten-Actioneinlagen, einwandtfrei gewählten Darstellern und dank eines starken Subtextes, der nie in den Hintergrund gerät, überzeugt. Annähernd makellos inszeniert, etablierte der Film eine moderne Ikone und eine in sich schlüssige, düstere Welt, die neben aller oberflächlicher Unterhaltung auch eine anspruchsvolle Seite beherbergt. Viel mehr kann man von einem Film dieser Art nicht verlangen.
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