Der erste Film mit Arnold Schwarzenegger, den ich in meinem Leben gesehen habe, war „Kindergarten Cop“. Da gab es ziemlich zu Beginn eine Szene, in der Arnie mit Sonnenbrille, grauem Trenchcoat und Pumpgun ein paar bösen Jungs einheizt, freilich im A-Team-Stil, also immer schön knapp daneben feuern, damit auch keiner zuschaden kommt. Am Ende des Films aber - im Showdown -, so meine ich mich zu erinnern, wurde der Bösewicht - eine fiese Langmatte mit Pferdeschwanz - sogar erschossen. Ein Schwarzenegger-Film mit einem Bodycount von… Eins. Bizarr. Aber „Kindergarten Cop“ war ja eine Komödie, wenn auch eine humorlose. „Terminator“ ist auch humorlos, das aber beabsichtigt.
Ich weiß nicht genau, wann ich „Terminator“ zum ersten Mal gesehen habe, aber der FSK hätte es sicher nicht gefallen. Der Kult um diesen Film hatte sich natürlich schon bis zu mir herumgesprochen, ehe ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Als es dann soweit war und der erste JK in schwärzester Nacht vor meinen Augen über eine apokalyptische Nebeltrümmergroßstadtlandschaft schwebte, war ich sofort sehr aufgeregt, und als etwa 100 Minuten später dann eine sehr ernste Sarah Connor auf einer Straße nach Nirgendwo in einem aufkommenden Sturm auf ein Gebirgsmassiv zufuhr und der Abspann anfing, war ich sehr beeindruckt.
„Terminator“ ist ein absoluter Low-Budget-Film. Den Machern, allen voran muss natürlich James Cameron erwähnt werden, dessen Stern als Action-Drehbuchautor und -Regisseur hier nicht nur aufging, sondern fast aus dem Nichts hoch oben am Hollywood-Himmel zu leuchten begann, stand zwar nahezu kein Geld zur Verfügung, dafür hatten sie aber eine Vision, die sie mit Kreativität, Intelligenz, Kompetenz und Leidenschaft umsetzten.
„Terminator“ ist ein Science-Fiction-Thriller, der aber neben einem bemerkenswert durchdachten Plot (das Zeitreise-Paradox mögen streng logisch denkende Menschen als Humbug empfinden, ich fand es dagegen immer faszinierend - Logik ist nicht alles), trotz Geldmangel wirklich furioser, erbarmungsloser Action mit mittlerweile zwar vollkommen überholten, aber dafür immer noch verblüffenden Spezialeffekten und nervenzerrender Spannung und düsterer Endzeitatmosphäre noch viel mehr bietet. So ist dieser Film unter der Oberfläche bei aller Härte alles andere als ein eindimensionaler Gewaltfilm voller misanthropischem Zynismus, sondern ganz im Gegenteil ein Film mit eindeutig philanthropischer Botschaft.
Dominant ist Camerons Technologiekritik, indem er durch eine assoziative Bildsprache auf die potenziellen Gefahren moderner Technologien aufmerksam macht. Der atmosphärisch ungemein dichte Film treibt die technologische Bedrohung zwar – was man entweder plakativ oder visionär finden kann – auf die Spitze, ist in seiner Wirkung dafür aber umso eindringlicher. Neben den erschreckenden prä- und postapokalyptischen (Zukunfts-)Bildern und der fast schon unerträglichen Bedrohlichkeit der nahezu unzerstörbaren, unaufhaltsamen Mordmaschine aus der Zukunft dienen Sarah Connor, das Ziel des Terminators, und Kyle Reese, ein zeitreisender Soldat aus der Zukunft mit dem Auftrag, Sarah vor dem Terminator zu beschützen, als Identifikationsfiguren für den Zuschauer. Der kriegstraumatisierte Reese betritt eine ihm völlig fremde Welt, scheinbar intakt, doch schon den Keim der totalen Zerstörung in sich tragend, und findet in ihr auf der Flucht vor dem Terminator für einen kurzen Augenblick eine flüchtige Ahnung von Glück. Der unbekümmerten Sarah offenbart sich ihr Schicksal, das direkt mit dem der ganzen Menschheit verknüpft ist, und hat von da an nicht nur eine schwere Bürde zu tragen, sondern muss sich zusammen mit Reese auch verzweifelt den unerbittlichen Angriffen des übermächtigen Cyborg-Attentäters erwehren. So befriedigt Cameron mit seinem Film trotz des offenkundigen Unterhaltungsanspruchs nicht einfach nur die Sensationslust des Publikums, sondern schlägt trotz aller Drastik und Phantastik in einer eigenwilligen Verbindung von Brutalität und Humanität auch deutlich kritische Töne an, integriert religiöse und philosophische Motive und ermöglicht dem geneigten Zuschauer über Connor und Reese auch – was sehr selten für das Action-Genre ist - echte emotionale Partizipation am Geschehen.
„Terminator“ ist ein schmutziger und roher kleiner B-Film, der lange nachwirkt, wenn man als Zuschauer bereit ist, tief unter die dargebotene Oberfläche einzutauchen; in dieser Tiefe offenbaren sich nämlich erst die wahren Qualitäten dieses frühen Schwarzenegger-Vehikels.