Review

Kennt ihr noch die Wachowski Brothers ? Das sind die beiden Brüder, die uns damals mit Matrix glücklich gemacht haben. Mit den weiteren Teilen mehr oder weniger...
Aber was denkt man sich bei den "Mo Brothers" ? Nein, die Mo Brothers sind keine abgefickten Clip-Regisseure, die gerade das neuste Video zu 50 Cent drehen, in dem er wieder rumprahlen darf wie viel Geld, Autos und Whirlpools er durch seinen kleinen Penis kompensieren darf/muss. Die Mo Brothers sind indonesische Regisseure, die mit "Macabre" ihren Einstand liefern, der so eine Mischung aus "Mother´s Day", "Frontier(s)" oder "Texas Chainsaw Massacre" bietet. Und das durchaus durchaus solide, wenn das kleine Wörtchen "wenn" nicht wäre...

Für die Grundstory gibt es schon mal einen kleinen Pluspunkt: Während in tausend anderen Filmen sich maximal zwei Pärchen auf den Ritt zur Hölle begeben, wird hier gleich mal einer mittelgroßer Van (=mehr Opfer) gemietet, um in Jakarta die Sau rauszulassen. Natürlich kommt die Clique da nicht an, denn unterwegs gabeln sie die junge Maya (Imelda Therinne) auf, die ausgeraubt wurde und völlig durchnässt ist (von dem Regen natürlich!). Die Gruppe bringt das Mädchen nach Hause und Maya´s Mutter Dara (Shareefa Daanish) läd die Gruppe als Dankeschön zum Essen ein. Dass dabei nichts gutes rauskommt, ahnen die schmerzfreien Zeitgenossen jedoch nicht....

Während der Film sich genau die Zeit lässt, um die ganzen Charaktere vorzustellen, passiert nicht viel, aber bringt genug Tiefe mit, um mit den Leuten mitzufiebern. Während Maya noch ganz unschuldig wie die Jungfrau in Schuluniform von gestern aussieht, dürften spätestens bei der Mutter die Alarmglocken angehen. Also, natürlich ist sie so eine wirklich ansehende MILF, die mir ganz bestimmt fünfzehn neue Stellungen beibringen könnte, jedoch dürfte spätestens bei ihrem starren Blick und der Eiszeit, die da herrscht, die Alarmglocken angehen. Als Deckel oben drauf gesellt sich noch Maya´s Bruder und ein dicker Sack voll Scheiße mit Brille zum Abendtisch dabei, die noch angsteinflößender wirken, wobei ich spätestens sogar per pedes das Weite suchen würde. Und wenn ich mir Blasen laufen würde. Natürlich macht sich ein gewisses Raunen unter der Helden-Gruppe breit, jedoch nicht so weit, dass sie denken, dass sie am nächsten Tag in der indonesischen BILD-Zeitung stehen könnten...
Nach dem Abendmahl, bei dem alle durch beigemischtes Pulver im Essen wegratzen, muss sich die Gruppe am nächsten Tag eingestehen, dass sie leider nur eine Zwischenmahlzeit für eine übermenschliche Familie sind, die sich schon über hundert Jahre am Leben erhält und durch Menschenfleisch immer wieder zur Frischzellenkur gelangt.

So weit, so gut. So wird sich durch den Film geschlitzt, eine Kettensäge verfehlt mit Sicherheit nicht seine Wirkung und genauso wenig wird vor der schwangeren Frau halt gemacht, auch wenn sich genau diese Szenen schwer in Grenzen halten. Es wird gemeuchelt, geflüchtet und gemordet, bis die Balken brechen. "Macabre" bietet dem Genre gar nichts neues, aber alles altbekannte wurde gut in Szene gesetzt, so dass durchaus ein atmosphärisch dichter Schocker über die Bühne läuft. Auch wenn der Film noch so flüssig über die Bildschirmröhre schwimmt, hauen die Negativaspekte mehr ins Gewicht, wie die positiven Seiten. Viele Charaktere verhalten sich unlogisch, was man noch verschmerzen kann. Nur wenn der Bad Guy oder besser gesagt, die Bad Bitch dann die Schluss-Zeremonie abhält (um alles zu erklären, warum es so ist wie es ist - scheinbar das Helfer-Syndrom...) weiß man genau, dass diese Szene einen Schlag gegen das Böse geben wird. Völlig unerwartet steht dann noch die fünfköpfige Polizei im Weg (wieder ein Pluspunkt, da mehr Opfer), die eher wie ein Jackie Chan Dumpfbacken-Sidegag-Quintett wirkt, als Erlöser, und genauso geht es auch in die Hose.

Nun, immerhin konnte ich mich auf die OFDB verlassen, aber dass dieser Film um locker 5  Minuten rein an Gewaltszenen geschnitten ist (die nichtmals eingetragen ist), konnte ich nicht verzeichnen. Ich habe hier ja nur die deutsche Fassung vorliegen, und spätestens wenn ich nicht mehr durchblicke, ob ein Charakter tot ist oder noch irgendwo bewusstlos rumliegt, schalten meine Alarmglocken auf rot.
Ich bin mit Sicherheit keiner, der bei jedem roten Saft weißen Saft abwixen wird. Aber wenn ich nicht mehr mitbekomme, warum Charakter X nicht mehr am Leben ist, hat der Film sein Ziel verfehlt. Also dank unserer liberalen Politik konnte ich mir sozusagen die FSK 12-Fassung  ansehen, auch wenn diese nicht zimperlich zu Werke geht.  Aber was bringt solch eine Fassung, die wirklich gefühlte Minuten aus dem Film rausgeschnitten bekommen hat?

Nichts. Nada.

Und deswegen verfehlt "Macabre" seine Wirkung. Vielleicht wird es ja mal im deutschsprachigen Ausland eine "Uncut"-Fassung geben, aber ich muss eben die Kühe melken, die ich serviert bekomme. Und in dieser kinderfreundlichen Fassung verfehlt der Film nicht nur sein Ziel, sondern reißt auch komplette Logiklöcher auf.

Kurz und knapp: "Macabre" kann in dieser Fassung nichts reißen, man merkt einfach, dass zuviel fehlt, um überhaupt am Ball zu bleiben. Und so was kann bei "The Rock" bei einer 20.15 Uhr-Ausstrahlung passieren, aber nicht bei einer Blu Ray, die teuer zu erwerben ist. In der ungeschnittenen Fassung (keine Ahnung) könnte der Film schätzungsweise zwischen 5-8 Punkten ergattern.

Aber diese erbärmlich geschnittene Grütze bekommt eben einen auf den Deckel.

3/10

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