Review

Ein eiskalter Mörder geht um. Wieder und wieder sterben junge willige Ehefrauen aus der High Society eines bestialischen Todes, weil sie sich vor der Sinnentleertheit ihrer luxuriösen Existenz in die starken Arme eines Liebhabers flüchten. Ein Fehler, der sie teuer zu stehen kommt, denn der Wahnsinnige, der im Schatten der Nacht lauert, ist Richter und Henker zugleich: Am Tatort hinterlässt das Monster als scheußliches Signum seiner Tat einen Fotobeweis der unkeuschen Zweisamkeit. Ein Katz- und-Maus-Spiel mit der Polizei nimmt seinen Lauf, und die atemlose Hetzjagd nach dem Killer wird Kommissar Capuana an die Grenzen seines Verstandes führen...


Schön, nackt und liebestoll


Auch wenn der deutsche Titel des Filmes vielmehr auf einen Sexfilm hindeutet, handelt es sich um einen waschechten Giallo der komischerweise hauptsächlich durchschnittliche Kritiken erhält. Sicherlich handelt es sich nicht um einen absoluten Meilenstein des Subgenres, jedoch kann man das Werk von Roberto Bianchi Montero durchaus zu den guten Vertretern seiner Art zählen. Die Geschichte an sich bietet zwar die handelsübliche Thematik die man aus den meisten Giallis her kennt, dennoch unterscheidet sie sich doch in einigen Punkten ziemlich deutlich von den üblichen 08/15 Story-Plots. Am meisten zeigt sich das durch den Aspekt, das die ansonsten zumeist im Hintergrund agierenden Ermittler in der Mordserie hier ganz eindeutig im Focus des Geschehens stehen. Und so ist dann auch Kommissar Capuana (Farley Granger) die zentrale Figur des Szenarios, das äusserst spannend und sehr atmosphärisch umgesetzt wurde. Rein optisch gesehen überkommt einen sofort das Gefühl, das man durch eine Zeitmaschine in die 70er Jahre zurückversetzt wurde. Die grell-bunten Wohnungseinrichtungen, die Kleidung der Darsteller und insbesondere die furchtbaren Tapeten wecken Erinnerungen an extremste Geschmacksverirrungen, denen man in der Zeit unterlegen war.

Andererseits unterstreicht das nur die Authenzität der Ereignisse und zaubert dem etwas älteren Zuschauer auch so manchen Schmunzler ins Gesicht. Dieses verschwindet dann aber aufgrund der bestialischen Mordserie ziemlich schnell, immer mehr hübsche Frauen aus der römischen Gesellschaft fallen einem maskierten Killer zum Opfer. Gibt es zu Beginn noch keinerlei Spuren und Anhaltspunkte so stellt sich dann mit der Zeit heraus, das es sich immer wieder um untreue Ehefrauen handelt. Hier kommt man dann auch wieder auf den deutschen Filtitel, denn sämtliche Opfer sind wirklich "Schön, nackt und liebestoll". Vor allem der Begriff nackt trifft wie die Faust aufs Auge, kann ich mich doch an keinen anderen Giallo erinnern, in dem dermaßen viel nackte Haut gezeigt wird. Dennoch erscheint der nacktszenen-Anteil durchaus angemessen, zudem sich die verschiedenen Damen wirklich sehen lassen können. Ausserdem kann man den Szenen auch eine gweisse Ästhetik keinesfalls absprechen, so das zu keiner Zeit der Eindruck eines Soft-Pornos entsteht.

Die größte Stärke des Filmes ist aber meiner Meinung nach der absolut gelungene Spannungsaufbau, die Identität des Täters bleibt über lange Zeit im Verborgenen. Etliche falsche Fährten werden gelegt und präsentieren so manch verdächtige Person, die wahre Identität wird allerdings erst ganz kurz vor dem Ende gelüftet. Kenner der Filmgattung können sicherlich schon etwas früher auf die richtige Spur kommen, zu offensichtliche Hinweise auf den Mörder werden allerdings nicht geliefert. Und so tappt dann auch die Hauptfigur Capuana lange im Dunkeln und wird mit zunehmender Spielzeit immer tiefer in das grausige Geschehen hineingerissen, das ihn zum Ende hin sogar weitaus mehr angreift, als er es sich in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hätte. Farley Granger interpretiert den Charakter des Ermittlers absolut erstklassig und man kann sich als Aussenstehender ein sehr gutes Bild von der Gefühlswelt des Mannes machen, die immer mehr aus den Fugen gerät.

Letztendlich bietet "Schön, nackt und liebestoll" absolut sehenswerte Genrekost, die mir persönlich sogar extrem gut gefällt. Sicherlich liegt es immer im Auge des Betrachters, doch für mich handelt es sich definitiv um einen Giallo, der im oberen Drittel anzusiedeln ist. Sämtliche notwendigen Zutaten sind im Überfluss vorhanden und ergeben eine äusserst interessante Mischung, die ganzzeitig beste Unterhaltung bietet.


Fazit:


An die ganz großen Meilensteine des Subgenres kann "Schön, nackt und liebestoll" zwar nicht heranreichen, jedoch präsentiert sich ein jederzeit spannender Story-Plot, der in allen Belangen überzeugen kann. Eine dichte und bedrohliche Grundstimmung, ein äusserst kräftiges Farbenspiel und gut agierende Darsteller machen dieses Werk für jeden Fan des Genres zu einem unvergesslichen Filmerlebnis.


8/10<!-- google_ad_section_end -->

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