Was wie ein Softporno klingt, ist in Wirklichkeit ein Giallo, der im Original in etwa „Enthüllungen eines irren Sexgangsters gegenüber dem Chef des Ermittlungsteams“ lautet. Ok, das ist auch nicht so der Bringer und zudem inhaltlich nicht korrekt, da der Täter sich nicht an seinen Opfern vergeht und sich über sein Motiv ausschweigt. Es ist aber anzunehmen, dass er Probleme mit Frauen hat und einer Doppelmoral anhängt, die besagt dass fremdgehende Ehefrauen den Tod verdienen, während ihre ebenso frivolen Gatten ein Recht auf Seitensprünge haben. Zumindest müssen die nie dran glauben und geraten höchstens in Gefahr wenn sie auf dem Weg zu ihren Gespielinnen den Mörder auf frischer Tat ertappen und stellen wollen. Aber sind die Frauen denn tatsächlich schön, nackt und liebestoll? 3 mal JA, würde ich sagen. Klaro, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, doch Susan Scott ist für mich obere Liga, und auch die anderen Damen sehen überdurchschnittlich gut aus. Sie geizen nicht mit ihren Reizen und haben nur ihre Lover im Kopf, wobei die betreffenden Szenen alle jugendfrei ausfallen. Die Morde sind auch nicht sonderlich hart und stets gleich (Messer in Hals und Oberkörper), werden aber stimmungsvoll vorbereitet und ausgeführt (z.B. die Strandszene). Der todbringende Moralapostel sieht verkleidet fast so aus wie der Slasher in „Blutige Seide“ und hat mir optisch sehr gut gefallen, auch weil man sonst oft nur Point-of-View-Shots geboten bekommt.
Der Grundtenor ist nicht nur aufgrund der ausschließlich weiblichen Opfer als leicht misogyn einzustufen. Selbst die Guten wie Inspektor Capuana (Farley Granger, u.a. bekannt aus Hitchcocks „Cocktail für eine Leiche“ und „Verschwörung im Nordexpress“) scheinen die moralische Einschätzung des Killers zu teilen. Gespräch zwischen ihm und dem Gerichtsmediziner: „Tell me how the husband reacted?” – “He is in a state of collapse, first the murder and then discovering his wife was a whore”. Soviel dazu, aber da das hier ein Italo-Krimi aus einer freizügigen Ära ist und kein Aufklärungsfilm mit zeitgeistgemäßem Bildungsanspruch, bin ich über sowas eher amüsiert als bestürzt. Was mir gar nicht gefallen hat, ist die Tatsache dass es nur wenige Außenaufnahmen gibt. Die meiste Zeit wurde in eher kargen Räumen gedreht, und wenn man die Gesichter nicht kennt, würde man dieser Produktion ihre Herkunft nicht ansehen. Dafür ödet sie zu keinem Zeitpunkt an, und die Musik ist gewohnt dufte. Es könnte hier in jeder Hinsicht etwas abwechslungsreicher zugehen, aber durch das Whodunit-Spielchen (Luciano Rossi darf wieder den spleenigen Oberverdächtigen abgeben, der natürlich nicht der Mörder ist) entsteht so etwas wie ein roter Faden, da viele Leute präsentiert werden, die ein Motiv haben: betrogene Ehemänner, Frauen die ihre potentiellen Rivalinnen loswerden wollen usw. Irgendwie nett, nur wirkt das Resultat für 1972 (Genre-Hochzeit) schon seltsam altbacken – 6/10.