Die Idee Durchschnittsbürger mit Hilfe einer Katastrophe in Extremsituationen zu bringen und ihre darauf folgenden Reaktionen abzuwarten ist nicht neu, sorgte aber schon oft für ordentlichen Nervenkitzel. Bei "Spurwechsel" geht dieses Prinzip trotz namhafter Darsteller und einer ausbaubaren Ausgangslage leider nicht auf, da der Film nie Tempo aufnimmt.
Die Hauptpersonen sind der junge ehrgeizige Anwalt Gavin Banek (Ben Affleck) und der geschiedene ehmalige Alkoholiker Doyle Gipson (Samuel L. Jackson). Beide haben ein gemeinsames Ziel: Das Gericht. Während der eine wichtigen Fall zu gewinnen versucht, will der andere schlicht geteiltes Sorgerecht für seine Kinder. Doch als sie auf dem Freeway zusammenstoßen und Banek dort eine wichtige Akte verliert, die in Gipsons Besitz übergeht und dieser in Folge des Unfalls seinen Gerichtstermin verpasst und den Kampf um seine Kinder verliert nimmt der kleine Blechschaden ungeahnte Ausmaße... Während Banek dringend seine Akte wieder haben will, plant Gibson ihm eine Lektion zu erteilen.
Wer nun aber ein spannendes Psychoduell zwischen Affleck und Jackson erwartet, wird schnell enttäuscht werden, denn um Dramatik zu erzeugen fehlt beiden die letzte Konsequenz, die ihnen das Drehbuch verweigert. Zu lange wird an ihren Schicksalen festgehalten. Während auf Gipsons Seite die Familientragödie breitgetreten wird, beschäftigt Gavin sich mit seiner Geliebten, seiner betrogenen Frau und seinem unmoralischen Schwiegervater. Obwohl schon bald die Existenzen beider Personen auf dem Spiel stehen fehlt es an Dramatik und Spannung.
Erst nach fast einer Stunde beginnt Reaktion auf Gegenreaktion zu folgen, so dass ein Kleinkrieg zwischen den beiden entsteht, welcher aber nicht eskaliert. Außer dem "Schraubenanschlag" auf Afflecks Auto bleibt dabei kein Racheakt wirksam in Erinnerung, da sie ihre Taten oft sofort wieder bereuen und nachgeben.
Einen ganz dicken Abzug bekommt der Film weiter für sein hollywoodtypisches Happyend, bei dem sich auf einmal alle Probleme in Wohlgefallen auflösen und zwei Gespräche alle Probleme beheben. Das wirkt nicht nur in der kaputten Gipsonehe, sondern besonders bei Baneks Läuterung aufgesetzt, dessen anfangs so skrupelloser Charakter am Ende immer unglaubwürdiger wird.
Das einzig sehenswerte ist einmal mehr die umwerfende Performance von Samuel L. Jackson, der den Film über große Strecken zu tragen vermag, was einem erschreckend blassen Ben Affleck nicht gelingt. Jacksons emotionellen Wutausbrüche (Telefonzelle), sein Leiden und sein Versuch Ordnung in sein Leben zu bringen sind mal wieder oscarverdächtig und das einzige in diesem Film, was den Zuschauer mitreißen kann.
Fazit:
Die eigentlich sichere Formel krankt an einem schwachen Drehbuch, das die beiden Charaktere sich nicht vollends entfalten lässt. So bleibt leider nur ein mittelprächtiges Duell, ein paar langweilige Subplots (Afflecks Geliebte) und ein gewohnt guter Samuel L. Jackson.