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Die Karriere des legendären Spielers Brian Clough als Teammanager, beginnt in den 60er Jahren bei Hartlepools. Doch erst bei Derby County schafft Clough, gemeinsam mit seinem Assistenten Peter Taylor, den Durchbruch. Die beiden führen Derby aus dem Keller der Zweiten Liga in die First Division, kurze Zeit später sogar zur Meisterschaft. Clough hat stets ein Ziel vor Augen: Seinen alten Rivalen, Don Revie, der mit Leeds United diverse Titel über die Jahre gewonnen und der ihn einst bei einem Gastspiel im Pokal in Derby übersehen und ihm nicht die Hand geschüttelt hat, eins auszuwischen und ihn zu übertreffen. Doch der großmäulige Brian Clough legt sich mit den falschen Leuten an, kauft immer wieder Spieler ohne Einverständnis von oben, und macht was er will. Um ein Präsidiumsmitglied loszuwerden, reicht er seine und Peter Taylors Kündigung ein, in dem festen Glauben, man würde stattdessen den ungeliebten Boss, Sam Longson feuern. Doch die Dinge laufen nicht wie von Brian geplant, und so stehen Brian und Peter wider Willen auf der Straße.
Was nun passiert, ist etwas, was in der Geschichte des englischen Fußballs seinesgleichen sucht. Die Spieler drohen mit Streik und die Fans organisieren sich, um auf Protestmärsche für ihr Idol, Brian Clough, zu gehen. Der stets in der Realität verhaftete Peter Taylor jedoch erkennt, dass ihre Zeit in Derby vorbei ist. Widerwillig akzeptiert Brian gemeinsam mit Peter ein Angebot des Drittligisten Brighton. Doch wer gerade noch im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister gegen Juventus Turin gespielt hat, gibt sich mit der dritten Liga nicht zufrieden. Brian begeht Vertragsbruch, nachdem ihm ein Angebot des ungeliebten Dauerkonkurrenten Leeds United ins Haus flattert. Nach der gescheiterten Qualifikation für die WM 1974 wurde Sir Alf Ramsey als Nationaltrainer, weshalb nun Leeds Trainer Don Revie seine Chance bekommt. Und Brian landet tatsächlich in Leeds - jedoch ohne Peter, der Brighton gegenüber loyal bleibt. Als wäre dies nicht schon ein Start mit denkbar schlechten Vorzeichen, scheinen die Tage von Brian in Leeds bereits vor Amtsantritt gezählt. Die Spieler und Fans akzeptieren ihn nicht, der Saisonstart wird verpatzt. Wir erleben die 44 Tage Hölle, die Brian Clough als Trainer von Leeds United verbringen durfte (musste)...

Der Film ist eine äußerst gelungene Umsetzung der Buchvorlage von David Peace (Red Riding Hood-Romane), der sich Peace-typisch einige Freiheiten bei der Erzählung nahm. Nichtsdestotrotz basieren alle Geschehnisse auf wahren Begebenheiten. Wie schon im Buch, beginnt die Handlung auch im Film in der Gegenwart und alterniert dann mit Brians Anfängen als Trainer bei Derby County, um die Lücken und Hintergründe Stück für Stück "aufzufüllen", bis sich der Kreis geschlossen hat und wir in der Gegenwart angekommen sind. Dies gelingt sowohl im Roman als auch im Film eindrucksvoll, kontrastiert es doch perfekt Brians Leben zwischen Himmel (Derby - Vergangenheit) und Hölle (Leeds - Gegenwart).

Natürlich geht ein Fußballfilm nicht ohne Fußballszenen, und hier haben sich Regisseur Tom Hooper und Drehbuchautor Peter Morgan (Der letzte König von Schottland, Frost/Nixon) ein gutes Konzept ausgedacht - einige kürzere Szenen wurden mit den Schauspielern aus dem Film neu gedreht, ansonsten gibt es immer wieder Zwischenschnitte mit echtem Aufnahmematerial aus jener Zeit, z. B. aus einem Spiel gegen Liverpool, in dem Kevin Keegan vom Platz fliegt und wutenbrannt sein Trikot auf den Rasen feuert. Die frühen siebziger Jahre im englischen Fußball, da liefen Spieler auf wie Bobby Moore, Bobby Charlton, Peter Shilton, Kevin Keegan etc. Und sogar Muhammad Ali hat in einer Einspielung seinen Auftritt, als er nämlich in einem Interview herausbrüllt, er habe gehört, es gäbe in England jemand namens Brian Clough, der ein ähnlich großes Mundwerk habe wie er, und er könne das gar nicht glauben - sehr geil.
Überhaupt hat der Film jede Menge Humor, der jedoch das Werk nicht in Richtung Komödie schiebt, sondern seine Protagonisten weiter ernst nimmt und die volle Breitseite an Tragik und Unglück transportiert, die Brian Clough auch tatsächlich widerfahren ist. Der Film ist aber auf alle Fälle lustiger als das Buch, was Lesefreunde, die David Peace kennen, nicht allzu sehr verwundern dürfte.

Womit wir zu den Schauspielern kämen. Geradezu anbetungswürdig ist Michael Sheen in seiner Rolle als großmäuliger aber liebenswürdiger Egomane Brian Clough, der legendäre bloody Brian "Fucking" Clough, liebevoll von Fans und Spielern "Cloughie" genannt, der ohne seinen Assistenten Peter Taylor und ohne vertrautes Umfeld beim großen ehemaligen Konkurrenten Leeds United einfach nicht zurechtkommt. Er erinnerte mich mit dieser oscarverdächtigen Performance fast schon ein bisschen an Christoph Waltz als Judenjäger in Tarantinos Inglourious Basterds. Auch Timothy Spall als grundehrlicher und liebenswerter Assistent Peter Taylor spielt großartig, ebenso wie Colm Meaney als Don Revie. Im Prinzip ist es aber eine - wunderbare - One-Man-Show von Michael Sheen.

Die Musik und vor allem das Setting sind hervorragend an die 1960er/70er Jahre angepasst, angefangen beim Vereinsgebäude, bis zum Stadion, Wohnungseinrichtung (schaut euch mal die Tapeten an), bis zur Kleidung und den Frisuren (Günter-Netzer-Gedächtnisfrisuren allesamt:-)). Da hat der Production Designer großartige Arbeit geleistet, Respekt! Auch das Filmmaterial ist entsprechend gedreht, man achte auf den Unterschied zwischen Spätsechziger- sowie Frühsiebziger-Szenen sowie dem echten Aufnahmematerial, das immer wieder eingestreut wird. In einigen Szenen wird sogar so geschickt geschnitten, dass der Eindruck entsteht, die Schauspieler wären Bestandteil des echten Aufnahmematerials von einst.

Unterm stricht bleibt eine dicke Empfehlung für alle, die mit Fußball etwas anfangen können, vielmehr aber noch für alle, die sich für eine großartige Geschichte begeistern können, die mehr als eindrucksvoll umgesetzt wurde. Brian Clough ist eine der Kultfiguren der englischen Fußballgeschichte, damals als Reizfigur, heute als Legende. Wie uns die Untertitel am Ende berichten, während Szenen mit dem echten Brian Clough und dem echten Peter Taylor eingeschnitten werden, sollte das ja nicht das Karriereende unserer beiden sympathischen Hauptfiguren seien. Obwohl Brian und Peter sich zerstritten hatten, gehen sie wieder aufeinander zu, und 1979 schafft Clough es endlich, mit dem kleinen Club Nottingham Forest den Europapokal zu holen - was er 1980 sogar wiederholt!
Brian Clough - der beste Trainer/Teammanager -, der niemals Nationalcoach wurde - eine Legende, bis heute.

Gesichtet wurde die Blu Ray aus UK, die ein hervorragenes Bild sowie einige Extras bietet - deutscher Ton ist nicht vorhanden, allerdings wollte ich das bei diesem Film auch nicht, denn empfehlen kann man ein Werk, das so fest im englischen Fußball und der englischen Kultur verwurzelt ist, nur auf englisch. Auch ist die Sprache nicht so schwer zu verstehen, wie beispielsweise beim Red-Riding-Hood-Teil 1974 - und falls man doch Probleme haben sollte: englische Untertitel sind vorhanden.
Anschauen!

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