Es gibt Darsteller, unter dessen Mitwirken kaum schwache Geschichten entstehen und dazu zählt der immer noch viel beschäftige Samuel L. Jackson, der sich seine Rollen nach Grad der Vielschichtigkeit locker herauspicken kann.
In dieser Geschichte verkörpert er einen zwielichtigen Ex-CIA-Agenten, der zu ungewöhnlichen Verhörmethoden greift.
Stephen Younger (Michael Sheen) ist als US-Bürger zum Islam konvertiert und hat drei Videobotschaften in verschiedenen Lagern aufgenommen: In weniger als einer Woche werden drei Atombomben in drei verschiedenen amerikanischen Metropolen explodieren, es sei denn, man geht auf seine Forderungen ein.
Kurz darauf stellt sich Younger und wird zum Verhör gebracht, - der erfahrene Spezialist Henry (Jackson) stößt dabei einige Male auf harte Kritik der FBI-Agentin Helen Brody (Carrie-Anne Moss), doch noch griff Henry bei seiner Folter nicht auf das „Undenkbare“ zurück, um die Wahrheit über den Aufenthaltsort der Bomben herauszufinden…
Diskutabler Stoff, der hier unter der sauberen Regie von Gregor Jordan abgeliefert wird, denn erneut stellt sich die Frage, wie viel das Leben und die Würde eines Einzelnen wert ist, wenn es darum geht, Millionen Unschuldiger vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Problematisch ist hierbei noch, dass Younger ein ausgebildeter Soldat ist und gelernt hat, Schmerzen weitgehend zu unterdrücken, so dass Henry einen Gang hochschalten muss.
Es bleibt jedoch die Frage, inwieweit Menschen an ihren Grenzen jede Wahrheit preisgeben, die gerade gehört werden will.
Geschickt baut das Skript eine verschlängelte Doppelmoral ein, da sich rasch die Frage nach den wahren Monstern stellt und natürlich die Rechtfertigung, ob Stromstöße, abgetrennte Fingerkuppen, Kastration, die Behandlung mit dem Zahnarztbohrer, Schlafentzug und Säurebehandlung nicht komplett umsonst sind, wenn sich der Mann ohnedies freiwillig stellt und natürlich genau weiß, welche Qualen ihn erwarten.
Henry ist eine überaus ambivalente Figur, die die wesentlichen Werte des Lebens zu schätzen gelernt hat, aber zwischenzeitlich an sich selbst zweifelt.
Noch deutlicher werden jene Zweifel anhand von Agent Helen Brody, die zunächst empört über jegliche Form von Gewalt reagiert, schnell aber an den eigenen Verhörmethoden scheitert, da sich Younger auf kein Gespräch einlässt.
Das Geschehen findet fast ausschließlich in der kargen Halle des Folterraumes statt, lediglich kleinere Sequenzen führen zu einer Spezialeinheit beim Sichten einer Bombe.
Dadurch fokussiert sich die Handlung stark auf die drei Hauptfiguren, die allesamt eine starke Präsenz und viel Ausdruckskraft an den Tag legen. Jackson, Moss und Sheen leisten enorm gute Arbeit und tragen in hohem Maße dazu bei, dass die Handlung so effizient zum Tragen kommt.
Primär jedoch fesselt der Aspekt, ob Folter eine Maßnahme darstellen kann, um das Leben von Zivilisten zu retten, wobei die Geschichte diese relativ eindeutig beantwortet, vor allem mit der grimmigen Schlusseinstellung.
Darüber hinaus geht die Sache noch einen Schritt weiter, sobald jemand eine Familie hat und diese auch noch präsent ist, - final hängt es davon ab, wie viele Emotionen noch im Gepeinigten stecken, um eventuell doch noch mit Fakten herauszurücken.
Vielleicht muss man in manchen Situationen noch nicht einmal ein Sadist sein, um einem Terroristen die Eier abzuschneiden, vielleicht ist es auch besser, diese dran zu lassen und die verletzlichen Stellen zu suchen oder eben, - wie Agent Brody es lange Zeit vorzieht, an die humane Seite des Betroffenen zu appellieren.
Letztlich und als leicht sarkastisch anmutendes Element ist auch das pausenlose Kompetenzgerangel einige makabere Schmunzler wert, denn wenn es ums Ganze geht, will keiner verantwortlich sein und man legt zwischenzeitlich sogar sein Namensschild ab. Phasenweise gibt es keinen oberen Befehlshaber und einige Male wird auf eigene Verantwortung entschieden, was einem nicht nur in Sachen Politik bekannt vorkommen dürfte.
Kurzum: Die Geschichte ist im Kern simpel, aber enorm mitreißend inszeniert worden, wird von tollen Darstellern präsentiert und rüttelt pausenlos an der eigenen Moral, die zeitgleich mit den vielen Entwicklungen niemals eine Seite einnimmt, sondern alle Facetten möglicher Verhörmethoden durchleuchtet und vielschichtig bleibt.
Packend und in jeder Hinsicht spannend, er stimmt nachdenklich und liefert Gedanken, denen man sich nur schwer entziehen kann, - sehenswert!
8,5 von 10