Beim Subgenre des Zombiefilms wird es immer schwieriger neue Maßstäbe zu setzen, Steigerungen zu finden oder gar mit erzählerischen Innovationen aufzuwarten.
Momentan muss sich eine zeitgenössische Produktion mit ordentlichem Budget immer noch an „28 Days Later“ oder dem Original von „Rec“ messen lassen und diese Meßlatte ist recht hoch angesetzt.
Doch wo wir zumindest auf musikalischer Schiene europaweit eins sind (…), dachten sich die Franzosen: Was die Engländer und Spanier können, bekommen wir auch hin und schon herrscht fast schon wieder Punktegleichstand.
Denn man steigt direkt ins Geschehen ein und konfrontiert uns mit vier Polizisten, die auf Rache aus sind, weil ein Kollege von einem Gangster-Clan kaltblütig umgebracht wurde.
Ergo erklimmen Aurore, Quessem, Tony und Jimenez ein Hochhaus, doch die Cops werden von den Ganoven gefangen genommen und erst wieder frei gelassen, als Untote das Gebäude zu stürmen drohen…
Den Zombiefilm wie eine Parabel zum globalen Kriegsgeschehen aufzuziehen ist grundlegend clever, denn wer hier die Guten und die Bösen sind, kristallisiert sich erst im Zuge der Handlung heraus. Die Polizisten sind nicht durch die Bank Sympathieträger und bei den Ganoven finden sich ebenfalls nicht nur die ganz fiesen Über-Leichen-Gänger.
Hinzu kommt, das tut dem Streifen besonders gut, der alte Zausel Rene, der die Figur des unkaputtbaren Kriegsveteranen mit flotten Sprüchen bekleidet und dem Geschehen eine gewisse Coolness mit Augenzwinkern verleit.
So heißt es: Kooperieren, ein gesundes Misstrauen bewahren und vor allem um sein Leben kämpfen.
Da der Streifen eine stärkere Betonung auf Action, denn auf Atmosphäre legt, ist das Erzähltempo konstant hoch und die Zombies und Zombienen scheinen zäher denn je zu sein.
Dauerfeuer von Kleinkalibergeschossen macht den schnell beweglichen Mutanten nicht viel aus, - sie richten sich wieder auf, stürzen sich unbeirrt in die Horde, um ihrem Drang nach Menschenfleisch zu frönen.
Knallharte Splatterszenen kommen dabei zwar nicht so häufig zustande, doch der Bewegungsreichtum mit all seinen Kloppereien, Schießereien und dem Hantieren mit Machete und Hackebeil bereitet dauerhaft Freude.
Was man dem Film ankreiden muss, ist der Mangel einer Endzeitatmosphäre, die nur andeutungsweise zur Geltung kommt, etwa als man auf dem Dach des Hochhauses umliegende Gebäude brennen und die Zombies in Scharen durch die Straßen ziehen sieht.
Da keine weiteren Erklärungen für die urplötzliche Mutation eingebunden werden, bleibt die Erzählung auf dieser Ebene etwas dünnhäutig: Eine Situation, in die die Protagonisten einfach so hineingeworfen werden. Keine Fragen stellen. Handeln.
Insofern punktet „Die Horde“ mit den fokussierten Stilelementen seiner starken Figuren mit Wiedererkennungswert, dem Spiel mit der nackten Angst ums Überleben und der sauber inszenierten Action mit einer gesunden Portion Härte.
Die charakterentblößende Taktik bereitet dabei genauso Laune wie die Massenszenen zum Showdown und trotz mangelnder Sozialkritik und tiefer gehenden Emotionen zwischen den Figuren bleibt es spannend bis zum Schluss.
Mehr braucht ein simpler Zombiestreifen manchmal nicht…
7 von 10