Blutige Seide (1964)

Dichtes, atmosphärisches Giallo-Meisterwerk, das in jeder Hinsicht, sowohl ästhetisch, als auch im Bezug auf Handlung, Settings, Kostüm, Musik und Darstellern auf ganzer Linie überzeugt. Geschickte Schatten- und Farbenspiele, fantastischer Spannungsaufbau, intelligente Symbolik: Bava konstruiert diese Pionierarbeit auf allerhöchstem filmischen Niveau, ohne den Blick für die klassische Krimiarbeit zu verlieren.
Ein mystischer, brutaler und kompromissloser Täter auf der Suche nach jungen, attraktiven Frauen - die Kamera begleitet die Morde dabei kunstvoll und formvollendet. Hier passt einfach alles, stimmig bis ins letzte Detail, mit dem größt möglichen Gespür für Stil und Dramatik. Dabei nimmt die Farbe Rot die Hauptrolle ein, steht die Farbe in der Kunstgeschichte doch für Blut und Leben, Gefahr, Dämonen, für die Sünde, aber auch Erotik und die ästhetisierte Weiblichkeit. Alle Bedeutungsebenen finden hier Anwendung und auch der deutsche Titel des Films spielt clever mit dem Dualismus aus der Farbe Rot auf der einen, und der stilvollen Ästhetisierung auf der anderen Seite.
Bava schuf mit "Blutige Seide" einen der ersten Giallo-Filme und sogleich ein Paradestück, einen überragenden Vertreter seiner Zunft, ein Meisterwerk.

10/10