Review

Nicolas Cage ist ein Cop und ein verdammt guter obendrein. Ein Bandscheibenvorfall und andere chronische Schmerzen treiben ihn in eine fulminante Drogensucht, was den taffen Bullen aber nicht vom ermitteln abhält. An seinem aktuellen Fall – einem üblen Gang-Mord, dem auch Kinder zum Opfer fielen – hat er aber ziemlich zu beißen, zumal ihm Crack und Marihuana immer mehr die Sicht vernebeln…

Drehen wir kurz das Rad der Zeit zurück, so dass die Uhr 1992 zeigt. In diesem Jahr präsentierte uns Regisseur Abel Ferrara („Driller Killer“, „King Of New York“) mit „Bad Lieutenant“ ein beinhartes, stockdunkles und niederschmetternd tristes „Bad Cop“-Drama, das den Großstadtdschungel als verkommenen Sündenpfuhl darstellt, welcher keine Chance auf ein lebenswertes Dasein in sich birgt. Harvey Keitel, der sich hier so ziemlich jede Droge reinzog, die der Markt zu bieten hat, onaniert vor zwei Jugendlichen und wird am Schluss wegen seiner Wettschulden erschossen, nachdem er den Fall mehr oder weniger gelöst hat. Die Szene, in der er – splitternackt und völlig drauf – wie eine blinde Mumie ins Nichts tastet und in die Kamera heult – für mich ein kleiner Meilenstein der Filmgeschichte.

Springen wir wieder zurück in die Gegenwart. Werner Herzog, der in den Siebziger und Achtziger Jahren viel mit Klaus Kinski zusammen arbeitete („Fitzcarraldo“, „Nosferatu“, Aguirre“ etc.), in letzter Zeit aber mehr für eindrucksvolle Dokumentationen als für packendes Erzählkino von sich reden machte, dreht das Remake zu „Bad Lieutenant“. In der Hauptrolle: Nicolas Cage.
Hm.
Okay, dass sich bei Nicolas Cage die Geister scheiden, versuchen wir jetzt einfach mal zu vergessen, auch wenn es sehr, sehr schwer fällt. Die Rolle des Polizisten im Dauerrausch bekleidet er, naja, mittelmäßig gut. Seine für ihn typische Mimik und Gestik, die manche Kritiker an ihre Grenzen treibt, konnte er natürlich nicht so einfach zuhause in der Besenkammer lassen, womit man sich auch hier mit seinem Schlitzaugen-Blick und den fahrigen Handbewegungen herumschlagen muss. Ganz übel wird es, wenn Cage versucht einen Drogenrausch zu imitieren. Dann nämlich haspelt und stammelt er überzogen hektisches Kauderwelsch zusammen, was leider nicht immer ganz authentisch rüber kommt.

Aber weg von Coppolas ollen Neffen, auch insgesamt schwächelt das Remake. Beispielsweise wurde die Drogensucht des Cops im Original weitaus schonungsloser portraitiert. Da sieht man Keitel mehr als einmal mit Spritze im Arm. Auch der zu bearbeitende Fall (Nonne wird von Rowdies vergewaltigt) fiel 1992 drastischer aus und dem Plot fehlt es an Pepp und Hurchschlagskraft.
Positiv an Herzogs „Lieutenant“ sind seine magischen Momente. Wenn Cage (gemeint ist natürlich seine Rolle, deren Name mir entfallen ist) nämlich mal besonders dicht ist, halluziniert er von Leguanen und breakdancenden Leichen, was filmisch recht interessant und unkonventionell umgesetzt wurde. Auch ist sich unser Bad Cop nicht zu schade, Jugendliche vor der Disco um ihr Dope zu bringen.
Ansonsten: Val Kilmer geht in der Rolle von Cages Partner ziemlich unter. Xzibit mimt den Gangsterboss besser als man vorab denken mag. Eva Mendes ist zwar durchweg eine Augenweide, als Crack süchtige Prostituiere wirkt sie aber eher unglaubwürdig.

“Shoot Him Again!”
– “What For?
“His Soul’s Still Dancing.”


Fazit:
Die massenkompatible Soft-Version von Ferraras „Bad Lieutenant”. Trotz einem deplatziert wirkenden Nicolas Cage, der Harvey Keitel nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen kann, aber schon ganz annehmbar.

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