Basierend auf einer Manga-Vorlage, teilweise auch „Baby Cart“ oder „Lone Wolf and Cub“ genannt, das ist „Okami“, die Saga vom Mörder mit dem Kind.
Itto Ogami (Tomisaburo Wakayama) zieht mit seinem Sprössling im Kinderwagen durch die Lande und nimmt Mordaufträge zum Festpreis von 500 Ryo an. Der Sohnemann wird quasi militärisch erzogen, trinkt sogar auf Befehl von Papa, bekam nach dem Tod der Mutter die Wahl zwischen einem Ball und einem Schwert, wo er sich dann für die Waffe entschied. Diese Form von militärisch-autoritärer Erziehung würde heutzutage alle politisch Korrekten und biologisch Abbaubaren aufheulen lassen, in den 70ern ging das noch, im feudalen Japan sowieso.
In Rückblenden erfährt man nun, wer Ogami früher war: Der Henker des Shogun. Durch eine Intrige seiner Feinde wurde er entmachtet und fiel beim Shogun in Ungnade, seitdem zieht er durch die Lande und verkauft seine todbringenden Künste an die, die sie in Anspruch nehmen wollen. Ogami klingt wie Okami, das japanische Wort für Wolf, und genau das ist er auch: Der einsame Wolf mit seinem Jungen und wie der Wolf beschützt er sein Junges, neben Rache seine einzige Lebensaufgabe.
Sein neuester Auftrag setzt ihn auf eine Horde von Meuchelmördern an, die wiederum den Herren einer Provinz ermorden wollen. Also schleicht sich Ogami bei ihnen ein, um den Mord zu verhindern und seinen Auftrag zu erfüllen...
„Okami“ ist ein wuchtiger Samuraifilm, der als Auftakt für die sechsteilige Reihe dienen muss und trotzdem noch ziemlich gut als eigenständiges Werk funktioniert. Der erste Teil reißt also die Hauptgeschichte an, erzählt nebenher die Binnenstory vom Auftragsmord, und wirkt trotzdem wie aus einem Guss. Gerade durch die Rückblendenstruktur kann Regisseur Kenji Misumi nur das Wesentliche erzählen und ausgesprochen stimmig in die Materie einführen, Lust auf folgende Filme machen.
Trotz der mehrgleisigen Fahrt besitzt der erste „Okami“-Film immer noch extrem viel Drive, zumindest in den ersten zwei Dritteln. Erst bei Ogamis Undercoverermittlungen bei der Riege der Meuchelmörder kommt der Film aus dem Takt und driftet in fast meditative Gefilde ab. Viele Szenen sind einfach zu lang, gerade die andauernden Demütigungen durch die Banditen ermüden etwas, zumal sie auch mit einem etwas eigenartigen Frauenbild einhergehen. Und die Vergewaltigungsszene hätte echt nicht sein müssen.
Natürlich kommt auch dieser Samuraifilm nicht ohne derbes Gehacke aus, doch die Fights sind nicht nur schön choreographiert, sondern auch wundervoll inszeniert. Teilweise fehlt der Regie hier zwar das Gefühl für Rauminszenierung, was für Orientierungsverlust beim Zuschauer sorgt, doch ansonsten können sich die Schwertkämpfe immer sehen lassen. Dabei spritzt das Blut fontänenweise und das nicht zu knapp, wie in vielen der japanischen Schwertkampffilme, die Tarantino später für seinen „Kill Bill“ inspirierten.
Tomisaburo Wakayama in der Hauptrolle ist ebenfalls ein klarer Gewinn: Er gibt eine andere Form von Samurai, den dreckigen, verstoßenen, unrasierten Ronin, der sich um kaum etwas schert. Seine Darstellung trägt den Film quasi im Alleingang und da fällt der Rest der Belegschaft kaum auf.
Ein famoser, wuchtiger und ziemlich harter Klassiker des Samuraifilms, im letzten Drittel mit dramaturgischen Schwächen, aber trotzdem ziemlich kurzweilig.