Review

Giulias Verschwinden - Ein FIlm über das Alter und das Altern.

Wie die Faust aufs Auge. Altern ist das Hauptthema des Films und das merkt man im Prinzip in jeder Minute Lebenszeit, die man dieses Stück [bitte geeignetes Wort selbst einfügen] aussitzt. Vielleicht bin ich auch zu jung mit Anfang 20, um diesen Film zu "verstehen", aber da Reviews ohnehin immer subjektiv sind, werde ich darauf auch mal so rumreiten wie das Drehbuch. Ich sitze also gefühlte zweieinhalb Stunden im Kino (in der Annahme hier einen guten Film vorzufinden, Max-Ophüls-Fest sei dank) und weiß nich, was mich mehr stört:
Der Film selbst, dass ich den Altersschnitt im Publikum erheblich senke oder dass die Generation 45+, die das restliche Publikum stellt, fast bepisst. Ich fühle mich stellenweise erinnert an Szenen, die man kennt, wenn man sich einen Film der Kategorie Meine Frau, die Spartaner und Ich oder dergleichen ansieht. Publikumsmäßig, wohlgemerkt.
Nachdem das Setting und mein allgemeines Empfinden nun bekannt sind, will ich zum Film selbst kommen.

Zuerst das Positive: Die Kamera gefällt, ruhig, dennoch in Bewegung, schönes Spiel mit Licht, Schatten und Spiegeln. Ich mochte die Szene, in der Giulia im Bus sitzt und ihre Reflexion verschwindet.
Auch die Oma, die Geburtstag feiert, war zugegebenermaßen für ein paar Lacher gut. Ich mag solche alten Leute.
Auch Corinna Harfouch, die ich sonst auf den Tod nicht ausstehen kann, macht ihre Sache ganz gut. Bruno Ganz als alter/junger/vergesslicher/wasauchimmer Herr im Anzug spielt wie gewohnt auf hohem Niveau.

Jetzt die Gründe, warum ich hier tendenziell einen Verriss anstelle:
Das Drehbuch, besser gesagt die Dialoge. Die gesamte Handlung im Restaurant und ein Teil der "Kinder-Handlung".
Die Geschichte der beiden diebischen Mädchen passt nicht so recht in den Ton. Klar, es läuft parallel zu Giulias "Odyssee" durch die Stadt, konterkariert quasi ihre "verlorene" Jugend. Gulia folgt den Mädchen als Geist. Aber an sich sieht man nichts anderes als in einem x-beliebigen "Sat.1-Film". Die Eltern streiten sich, der Vater versucht "coole Jugendsprache" auf seine Tochter anzuwenden, Eltern (getrennt, btw) streiten sich, gehen am Ende versöhnt ins Restaurant essen. LAAAAANGWEILIG.
Gut, das war jetzt nichts richtig Negatives. Ich würde diesen Teil des Geschichte als eher belanglos bezeichnen.
Allerdings reißt die Geburtstagsrunde alles wieder rein. Puh.
Um noch einmal auf den Anfang meines Reviews zurückzukommen: Ich bin wohl zu jung, der Humor erschließt sich mir in keinster Weise, vielleicht kann ich in 30 Jahren darüber lache. Jetzt allerdings fühle ich mich erinnert an diese typischen 50. Geburtstage. Die Pärchen sitzen da, trinken einen nach dem andern, halten mehr oder weniger anspruchsvolle Gespräche über "früher" und "als wir noch jung waren", um dann unweigerlich auf DAS Thema zu kommen, das wohl ab 40 den gesamten Geist vereinnahmt: OHGOTT ICH BIN VIEL KRÄNKER ALS DU. So wie im Weißen Hai die Seemänner ihre Narben vergleichen, so sitzt hier eine Delegation bürgerlichen Kroppzeugs, die darüber reden, wie man sich nicht mehr bewegen kann, wie der Bauch dicker wird, wie man ja noch keine Brille braucht, et cetera p.p. Ermüdend. Die Personen sind ein "altes" Ehepaar, ein schwules "altes" Ehepaar, ein sich jung haltender "alter" Mann (jung haltend mit Tränensackcreme) und hinzustoßend eine überaus abscheuliche und penetrante Person, die ein Plastic-Surgery-Victim spielt und sich wie 20 zu verhalten versucht. Die Dialoge hören sich an, als habe man auf Teufel komm raus versucht, Tarantino ins Alter zu portieren. So cool und abgeklärt und "selbstironisch" diese Leute an diesem Tisch im Restaurant erzählen, könnte man meinen, ein jeder fühle sich wie Mr. bzw. Ms. [FARBE].
Das Zielpublikum johlt, ich will mein Leben zurück und schließe jetzt dieses Review.

Zwei Punkte gibts für die Oma und die Kamera.

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