Eine Studie des Zerfalls, eine Orgie der Zerstörung. Der namenlose Lieutenant der New Yorker Polizei spiegelt seine Umgebung wieder. Er ist ein Teil dieser Umgebung, er reflektiert sie und sie ihn. Er nimmt Drogen, missbraucht Verdächtige, säuft wie ein Loch, und sein Arbeitsalltag besteht darin, Sportwetten mit geradezu selbstmörderisch-irrwitzigen Beträgen zu setzen. Seine Welt besteht aus Rattenlöchern und Gewalt, aus Drogenabhängigen (die ihm geraubten Stoff aus der Asservatenkammer abkaufen) und süßen jungen Mädchen, deren Auto er anhält, damit er sich vor ihren Augen einen runterholen kann. Zuhause ist er ein Fremder, und sein einziger Lebensinhalt scheint zu sein, sich selber so schnell und so intensiv wie möglich zu zerstören.
Als eine Nonne brutal vergewaltigt wird, und diese ihren Peinigern vergibt, passiert etwas in ihm. Anstatt auf dem alttestamentarischen Prinzip der Rache zu bestehen, der Lieutenant ist genauso wie der Regisseur Katholik, gibt es Liebe und Vergebung. Etwas, womit er nicht klarkommt. Was er nicht kennt. Liebe ist für ihn schließlich immer nur gleichbedeutend gewesen mit Ficken. Die Schuld, die er im Lauf seines Lebens auf sich geladen hat, und die dazugehörige Sühne, zeigen ihm einen Weg heraus aus dem Bauch der Hure, in dem er sich suhlt.
Eine Studie des Zerfalls. Eine Osmose des Untergangs. Mensch und Stadt verwesen im Gleichklang und zerstören dabei alles was sie berührt. Eine unglaubliche filmische Erfahrung der Stadt New York und eine Reise in tiefe menschliche Abgründe. Nicht nur wegen des Hauptdarstellers, sondern vor allem durch ihn, eine tiefe Erfahrung für den zuschauenden Mitreisenden vor dem Bildschirm. Spätestens wenn Harvey Keitel, nackt wie Gott ihn schuf, vor der Kamera steht, seine Arme als Kreuz ausbreitet und im Drogenrausch seinen Schmerz herausschreit, spätestens dann weiß man, was für eine intensive Erfahrung Film sein kann. Vor der Kamera, hinter der Kamera, und vor der Leinwand. Zutiefst bewegend und berührend.