Einen sperrigen Film präsentiert Abel Ferrara mit „Bad Lieutenant“. Die eindringliche Charakterstudie eines heruntergekommenen Cops im ebenso heruntergekommenen New York. Vergebung der Sünden und Erlösung sind die zentralen Themen, die leider erst gegen Ende in den Vordergrund treten. Bis dahin quält man sich durch eine fragmentartige Erzählung, die nur durch einen herausragenden Harvey Keitel das Interesse aufrechterhält.
Dieser spielt den namenlosen LT. Er zieht sich mit allen Drogen zu, die der Markt so hergibt, innerhalb der Familie ist er ein Fremdkörper, er verwettet hohe Beträge bei Baseballspielen und lebt offen seine sexuellen Triebe aus. Als eines Tages eine Nonne vergewaltigt wird und diese ihren Peinigern vergibt, gerät der LT ins Rotieren.
Von vornherein: Die Sache ist nicht rund.
In endlos langen, fast statischen Szenen sieht man den LT von einem Drogenkonsum zum nächsten wanken, ohne dass man dabei erfährt, warum er so heruntergekommen ist. Ebenso wenig weiß man über seine Bezugspersonen, die zumeist nicht einmal vorgestellt werden. Von seinem eigentlichen Dienst als Cop sieht man fast nichts und so muß man mit der unlogischen Tatsache leben, dass ein zugedröhnter Cop mit all seinen Kontakten zu Dealern und Huren nie bei seinen Vorgesetzten oder Kollegen aneckt.
Eine zugegeben authentisch wirkende Bestandsaufnahme, doch irgendwann hat der Zuschauer begriffen, wie es um den LT steht, da muß nicht noch ein weiterer Schuss in einer minutenlangen Szene gesetzt werden.
So wird es zwischenzeitlich richtig langweilig und man wartet ungeduldig darauf, dass zwischen Rumhuren und Drogenkonsum endlich etwas Gehaltvolles geschieht.
In den letzten Minuten ist es dann auch soweit, der zuvor in Szene gesetzte Moloch erhält einen Sinn. „Jesus Christus ist für seine Sünden gestorben“ sagt die Nonne zu ihm, woraufhin der LT zur Selbsterkenntnis gelangt. Das ist soweit auch nachvollziehbar und funktioniert ganz gut, kommt nur leider reichlich spät
Hätte Ferrara nicht Keitel als Hauptdarsteller an Land gezogen, hätte der Film noch weniger funktioniert. Doch der gibt in der Rolle des menschlichen Wracks absolut alles und ist sich auch nicht zu schade, der Kamera seinen kleinen Freund zu zeigen. Gnaden- und schonungslos gut gespielt.
Doch letztlich kann auch Keitels fabelhafte Performance dieses Drama nicht retten. Zu bruchstückhaft wird erzählt, zu lange hält man sich mit immer wiederkehrenden Handlungen auf und zu lange muß der Zuschauer auf die sprichwörtliche Erlösung warten.
5 von 10 Punkten