Bei einem Campingausflug in die Wälder Virginias werden vier junge Leute von dem degenerierten Redneck-Kannibalen Three Finger angefallen und blutrünstig abgeschlachtet, lediglich eine der Frauen kann der Bestie entkommen. Zur selben Zeit wird in einem nicht weit entfernten Gefängnis ein Gefangenentransport in die Wege geleitet, dessen Route ausgerechnet durch das von dem mörderischen Redneck beheimatete Waldgebiet führt. So kommt es, wie es kommen muss und der Gefangenenbus wird von dem Jeep des Hillbilly-Kannibalen von der Straße gedrängt. Dies bietet den eskortierten Verbrechern die Möglichkeit, die verletzten Wärter zu entwaffnen und zu überwältigen. Mit ihnen als Geiseln wollen sich die Mörder anschließend bis zur nächsten Stadt durchschlagen, bevor ihnen im Morgengrauen die halbe Polizeiflotte des Staates im Nacken sitzt. Doch da haben die Gewaltverbrecher die Rechnung ohne Three Finger gemacht, der sie fortan auf ebenso kreative wie brutale Art und Weise dezimiert...
Das Horror-Genre erlebte in den letzten Jahren eine wahre Flut an Beiträgen zum Backwood-Slasher. Während den Kinogängern in erster Linie nur noch Alexandre Aja's erstklassiger The Hills Have Eyes in Erinnerung sein dürfte, sprengte die Liste der Direct-to-Video Releases irgendwann jeglichen Rahmen. Und trotz einiger wirklich sehenswerter Beiträge, wie etwa Severance, Wilderness oder Storm Warning, so ist mittlerweile doch eine deutliche Überreizung des Themas eingetreten, die jeden neuen Backwood-Slasher in einem recht fragwürdigen Licht erscheinen lässt. Genau zu diesem Zeitpunkt wird nun die zweite Fortsetzung zu dem Film auf den Markt gebracht, durch den der Backwood-Trend erst losgetreten wurde - Wrong Turn. Bereits 2007 bekam der damalige Überraschungserfolg das erste Sequel spendiert, doch Wrong Turn 2: Dead End wurde von vielen Fans des Originals kritisch aufgenommen. Zwar erwies sich auch die zweite Hillbilly-Schlachtplatte noch immer als unterhaltsam und sogar ungleich blutiger als der Erstling, doch konnte er vor allem hinsichtlich des Budgets nicht mehr mit diesem mithalten. In Deutschland hat Wrong Turn 2: Dead End bis heute sogar einen schwierigen Stand, kam aufgrund des drastischen Gewaltgrades doch nur eine um drei Minuten erleichterte Fassung auf den hiesigen Markt. Zwei Jahre später scheint Wrong Turn 3: Left for Dead nun in eine ähnliche Kerbe zu schlagen, denn auch dieser Film wird zumindest vorerst nicht ungeschnitten im deutschen Sprachraum erscheinen.
Gemessen an den vielzähligen und immer sehr brutalen Gore-Sequenzen des Films ist dies nicht gänzlich unverständlich und somit wird der größte Pluspunkt von Wrong Turn 3: Left for Dead vom deutschen Zensurapparat sogleich treffend untermauert. Bekanntlich machen Splatterszenen alleine aber noch lange keinen guten Film aus und dessen wird man sich im Falle der fünften Regiearbeit von Declan O'Brien wieder einmal mehr als bewusst. Storytechnisch fehlt es der Hillbilly-Schlachtplatte erwartungsgemäß an Innovationen, auch wenn fairerweise gesagt werden muss, dass schon die beiden Vorgänger inhaltlich nichts Neues zu erzählen hatten. Es ist eben doch immer die gleiche Grundhandlung, die in diesen Streifen ein ums andere Mal variiert wird. So ist es in Wrong Turn 3: Left for Dead eine kleine Eskorte Verbrecher, die sich in den Wäldern Virginias einem kannibalistischen Redneck ausgesetzt sehen. Die nicht gänzlich uninteressante Konstellation, dass eine handvoll böser Buben auf einen noch übleren Gegenspieler trifft, ist nicht neu und wurde in fast identischer Form schon in Olaf Ittenbach's Splatterfilm Chain Reaction verarbeitet.
Anders als noch im ersten Teil sind es hier bis auf wenige Ausnahmen also keine Sympathieträger, die den mörderischen Fallen der Rednecks zum Opfer fallen, sondern vulgäre und unliebsame Gewaltverbrecher. Mit dem Gefängniswärter Nate und der attraktiven Alex, Überlebende des Prolog-Massakers, spendiert man dem Publikum aber immerhin noch zwei halbwegs charismatische Charaktere, auf deren Überleben man zumindest ein bisschen hoffen darf. Wie sich anhand der Story bereits erahnen lässt, konzentriert sich Wrong Turn 3: Left for Dead dann zu großen Teilen auch auf gruppeninterne Konflikte, insbesondere die der Geiseln und der Verbrecher. So hat man es hier sogleich mit zwei Gefahren zu tun, was aber auch nötig war, denn im Vergleich zu den Vorgängern hat die Redneck-Population im dritten Teil der Wrong Turn Reihe deutlich abgenommen. Lediglich zwei Mutanten sind übrig geblieben, von denen einer dann auch rasch das Zeitliche segnet. Three Finger, der letzte der degenerierten Hinterwäldler, rückt den Verbrechern und ihren Geiseln dann allerdings mit viel Einfallsreichtum zu Leibe, so dass der Goregehalt stets auf beachtlichen Ebenen gehalten wird. Für als schwache Mägen absolut ungeeignet prädestinieren diesen Film dabei unter anderem eine detaillierte Öffnung einer Schädeldecke, sowie ein in Nahaufnahme aus dem Kopf tretendes Auge, das von dem Kannibalen dann sogleich genüßlich verputzt wird. Weiterhin darf man dann noch auf einiges an abgetrennten Gliedmaßen und anderweitigen Grausamkeiten hoffen, so dass Splatterfans mit Wrong Turn 3: Left for Dead gut bedient sein werden. Einzig der vereinzelte CGI-Einsatz stört bei den Gore-Sequenzen etwas, da er leider immer sofort als solcher zu erkennen ist.
Doch nicht nur beim Gore hatte Regisseur Declan O'Brien scheinbar ein Faible für CGI. Das diesbezüglich traurige Highlight des Films ist eine Autofahrt, in der nur das Innere des Wagens gefilmt wurde, um die Straße dann später digital einzügen. Das sieht entsetzlich billig aus und ruft sofort Erinnerungen an die Filme der 50er wach. Damals mögen solche Techniken noch vertretbar gewesen sein, doch heutzutage sollten selbst B-Movies wie Wrong Turn 3: Left for Dead ein höheres Produktionsniveau aufweisen. Von diesem Aspekt einmal abgesehen, ist das größte Problem des Films dann jedoch definitiv die spannungsarme und mit vereinzelten Längen versehene Handlung. Das Ganze konzentriert sich doch sehr stark auf das Geschehen innerhalb der Gruppe der Verbrecher und ihrer Geiseln, wodurch dem eigentlichen Horror-Geschehen dann immer wieder mal der Wind aus den Segeln genommen wird. Eine nennenswerte Spannung kommt einfach nicht auf und auch von einer unheimlichen Atmosphäre fehlt hier jede Spur, obgleich sich das Geschehen fast durchgehend bei Nacht ereignet. Oftmals wünscht man sich dann aber ein deutlich strafferes Tempo, was nicht gerade durch sich gelegentlich wiederholende Dialoge und Situationen verbessert wird. Die Schauspieler letztendlich machen ihre Sache akzeptabel, aber nicht überragend. Aus den großteils absolut klischeehaft gehaltenen Figuren war aber wohl nicht sehr viel mehr herauszuholen.
Hat die Welt auf einen dritten Wrong Turn gewartet? Vermutlich nicht. Dennoch kann immerhin festgehalten werden, dass dieser Film durch eine Vielzahl sehr plastischer Gore-Szenen und einer nicht gänzlich uninteressanten Handlung noch immer so einige andere Backwood-Horrorstreifen aus dem B-Bereich aussticht und an sich ganz ordentliche Unterhaltung bietet. Genre-Kenner werden hier absolut nichts Neues zu sehen bekommen und sich an dem unnötigen CGI-Einsatz stören, doch im Mittelfeld hält sich Wrong Turn 3: Left for Dead schlußendlich noch immer knapp. Gemessen daran, dass die Reihe bislang allerdings mit jedem weiteren Teil an Qualität einbüßte, sollte man dem Franchise nun erst einmal Ruhe gönnen, denn auf ein noch schlechteres Sequel kann sicherlich jeder getrost verzichten.
Wrong Turn 3: Left for Dead
USA 2009, 87 Min. (*geschnittene Fassung)
Freigabe: SPIO/JK: strafrechtlich unbedenklich (*)
Regie: Declan O'Brien
Darsteller: Tom Frederic, Janet Montgomery, Tamer Hassan, Gil Kolirin, Tom McKay, Christian Contreras, Jake Curran, Chucky Venice, Emma Clifford, Todd Jensen, Mac McDonald, Mike Straub