Eines Nachts wird Kathleen (Lily Taylor) von einer unbekannten Frau in einen Hinterhof gezerrt und gebissen. Anfangs fühlt sie sich zwar elendig und missbraucht, doch schon bald spürt sie eine Veränderung in sich. Sie bekommt keine Lebensmittel mehr runter, sondern nur noch menschliches Blut. Zerrissen und verunsichert einerseits, andere aussaugend und damit infizierend andererseits, vegetiert sie vor sich hin, bis sie den gleichgesinnten Peina ( Christopher Walken ) trifft. Der hat offensichtlich mehr Wissen über ihre Metamorphose... Es ist nicht mehr die Ausdrucksform Ferraras älterer Filme wie "Driller Killer", die sperrig erscheint, sondern der Inhalt, welcher sich hier in philosophischer Betrachtung von der Existenz des Guten und des Bösen übt. Diverse literarische Verweise von Sartre über Nietzsche bis hin zu Burroughs lassen den Zuschauer den geistigen Wandel der Philosophiestudentin zu einem Wesen der Nacht nachvollziehen. Dagegen benötigt "Addiction" kaum die klassischen Attribute des Vampirgenres, lediglich die lichtempfindlichen Augen und das Fehlen eines Spiegelbildes neben dem alles beherrschenden Blutdurst sind vonnöten. Geradezu süchtig wie ein Blutjunkie jagt Kathleen durch das nächtliche New York, scheinbar unspektakulär wie eine armselige Abhängige verschafft sie sich ihre Droge. Typisch für Ferrara ist die spärliche Ausleuchtung des S/W-Films, der die fotografischen Qualitäten des Regisseurs sowie die Fähigkeit einer düsteren, realitätsnahen Inszenierung mit künstlerischer Fertigkeit einmal mehr unter Beweis stellte. Während die meisten Vampirfilme aus der Neuzeit mit fantastischen (und leider auch oft albernen) Effekten aufwarten, bedient sich diese grandiose Variante einer bedrückenden und zugleich fesselnden Erzählweise, die ohne viel Action auskommt. Oftmals ruhig, aber mit vielen dialoglastigen Szenen ist Ferraras Werk nicht gerade für das breite Publikum geschaffen, zudem werden immer wieder Bilder vom Holocaust gezeigt, was zum einen einen wenig unterhaltsamen Beigeschmack abgibt, zum anderen auch in der Notwendigkeit fragwürdig ist. Die Definition des ewigen Seins scheint zunächst überschattet von der Sucht nach Blut, die wahllos andere zu Opfern macht, später kehrt sie sich gar gegen die Vampirin selbst.
Fazit: Düstere, in Ansätzen philosophische Annäherung Ferraras an existenzielle Werte und das alles in Vampiraufmachung. 9/10 Punkten