Die Anfangsjahre und überhaupt die gesamte Karriere von Umberto Lenzi lässt sich eigentlich komplett mit den jeweiligen Gepflogenheiten des Italienischen Kinos anpassen und vergleichen, der Mann hat quasi das 'geschossen', was zu der entsprechenden Phase beim Publikum beliebt und entsprechend gefragt war, und 'nichts' anderes gemacht als den den Bedürfnissen des Zuschauer entsprochen und folgerichtig Genre gedreht. In der ersten Zeit waren es bei wie vielen anderen Namhaften (und später durch Italowestern, Poliziotteschi, Gialli usw.) zusätzlich oder erst richtig bekannt gewordenen Filmemacher eben die Abenteuer- und Monumentalschinken, so dass der heute eher mit derberer Ware in Verbindung gebrachte Lenzi sich neben Katharina von Russland oder Piratenkapitän Mary auch mit Robin Hood beschäftigt hat. Und das gleich zweimal, wenn man denn den im Grunde damit nichts zu tun habende und nur für das Marketing fälschlicherweise aufreizend betitelten Robin Hood in der Stadt des Todes dazu zählt.
Robin Hood - Der Löwe von Sherwood ist allerdings ein echter Vertreter der damals immer noch oder auch wieder häufiger gedrehten Reihe um den Volkshelden aus dem Sherwood Forest; so waren Robin Hood und die Piraten (1960) kurz zuvor angetreten und dann noch Das Schwert des Robin Hood (1960) aktiv. Lenzi demnach auf viel bewegten und umkämpften Boden, ausgehend von einer langanhaltenden und zwischenzeitlich immer wieder angefachten Begeisterung der Kinoseher für die im Grunde jedermanns vertraute Geschichte; die hier, man möge es nicht glauben, aber dennoch neue Facetten abtrotzen und eine Variation aufweisen kann, wodurch sich auch der Wert des Filmes ergibt:
In Abwesenheit von Richard Löwenherz und dessen Kreuzzüge kämpft in und um Sherwood Forest Robin Hood [ Don Burnett ] erbittert gegen die Tyrannei, die hierbei mit Ermächtigung von Prinz John vor allem von Sir Elwin von Nottingham [ Arturo Dominici ] und Sir Tristan [ Gérard Philippe Noel ] ausgeht. Unterstützt wird der Freiheitsheld dabei von u.a. Little John [ Samson Burke ], William der Rote [ Vincenzo Musolino ] und Alain Clare, Herzog von York [ Germano Longo ], während der Sheriff selber hinterhältig auch Robins Liebe Anna [ Gia Scala ] in die Fehde mitreinzieht.
Dabei wendet man sich den eigenen Aussagen nach an die Vorlage von Alexandre Dumas, woraus sich eine gleiche Grundkonstellation mit etwas anderen Geschehnissen und hier durch die Autoren Giancarlo Romitelli und Moraldo Rossi natürlich auch noch eine weitere Abwandlung des Bekannten ergibt. Inhaltlich braucht es da gar nicht so viel, sieht man schon gänzlich anders aus, was sich aus dem Drehort in Osteuropa, genauer gesagt Otocec, Südost-Slowenien (damaliger jugoslawischer Gliedstaat), auch der Nutzung dortiger Statisten und natürlich der Umgebung (Schlösser, Burgen, Wälder) und überhaupt einer Abweichung natürlich von den britischen und/oder amerikanischen Filmen ergibt. Erstaunlicherweise, aber nicht immer zum besten wirkt man dabei wie a) Anfang der Siebziger, also relativ blass in der Farbgebung und eher etwas weicher in den Aufnahmen und b) relativ schnell und preiswert gedreht. Schon bei der Eingangsszene, die nach einem kurzen Vortext hinsichtlich der zeitlichen und narrativen Situation mit einem geglückten Fluchtversuch um Will Scarlett und seine Mannen startet, fallen die ersten Unsicherheiten im Schauspiel auf, die auch die (englische) Synchronisation nicht verdecken kann, und die Statisten scheinen allesamt recht unvorbereitet ob der laufenden Kamera und können oder wollen auch sichtlich nicht mit Pfeil und Bogen (zur Vermeidung der Flucht und dem Beschuss der Fliehenden) umgehen. Später (bei einem kurzen Zwischenstopp der tollkühnen Männer zum Palaver) bleibt das Pferd von Little John trotz den Bemühungen des Antreibens dessen deutlich sichtbar stehen und folgt den anderen nicht; dass der Darsteller nicht reiten kann, fällt aber nicht so sehr auf, weil die Kamera ganze 3m weiter weg zu einem 'Versteck' der heimlich nachfolgenden Schergen schwenkt.
Alles bisschen hoppla und Holterdipolter also, warum auch nicht, ergibt immerhin einen interessanten anderweitigen, wenn auch eben nicht wirklich guten und nicht ständig haben müssenden Blick auf die Sagengestalt; deren Titelsong hier auch noch ein wenig nach "My Bonnie (Lies Over the Ocean)" und damit nicht wirklich pathetisch oder ehrfuchtgebietend klingt. Überhaupt macht man die Hälfte (wie bspw. eine finale aufwendigere Schlachtensequenz zwischen den Truppen des wieder angekommenen Richard und dem verräterischen John) gut und die andere Hälfte schlecht: Die Komparserie ist schlichtweg nicht zu gebrauchen, Little John sieht aus wie direkt aus den Ursus - Filmen herüber transportiert und hat tatsächlich nur wenige Tage zuvor auch in Zweien davon gespielt, William der Rote erinnert frappierend an einen jungen Jerry Stiller, was dann auch andere Reminiszenzen weckt. Dafür ist der Hauptdarsteller, der vorher von amerikanischen Westernserien wie der Northwest Passage (1958–1959) kam und entsprechend reiten kann, gar nicht so übel und auch in einem adretten dunkelbraunen langärmligen Wams mit Schulterbezug aus ebenfalls dunklen Leder gekleidet, was ihm und seiner Marian (die damalige Ehefrau) beiden ganz gut steht. Selbst in der Handlung hat man durch die zweite Liebesbeziehung, der eine Zwangsheirat wegen Geldgier dazwischen pfuschen soll, so einige gescheitere Wendungen zu bieten, und kurz vor Ende durch eine Belagerungssituation in einer Mühle, in der man auch sprichwörtlich in einer moralischen und bald auch einer brenzligen Zwickmühle steckt (die Insassen, die selber von des Sheriffs Mannen gesucht sind, würden zwei dorthin geflohenen Frauen gerne wieder wegschicken, stellen dann aber fest, dass das Versteck schon aufgefallen und zu spät dafür und bloß noch eine erbitterte Verteidigung gegen die u.a. mit Feuer angreifenden Kombattanten nötig ist).