Für den fünften Bondfilm begab sich das Produzentenduo Cubby/Saltzman auf Neuland: Erstmals war das Drehbuch nich eine Eins-zu-Eins-Kopie zu einem Flemming-Roman, und erstmals fügte man der Bondserie sowohl Science-Fiction-Elemente, als auch japanischen Touch hinzu. Wurde der Connery-Bond-Tiefpunkt "Feuerball" von Kritik und Publikum unvertsändlicherweise euphorisch angenommen, hatte "Man lebt nur zweimal" einen härteren Stand.
Die Story ist abenteuerlich und voller inhatlicher Lücken. Unglaublich, da man als Drehbuchautor den verschmitzten Schriftsteller Roald Dahl ("Küsschen, Küsschen") engagierte. Bond kommt nach Japan und versucht dort mit dem japanischen Geheimdienst den bösen Machenschaften von Blofelds "Spectre"-Bande auf die Schliche zu kommen. Bis zur Ermodung der Figur des Hendersons ist Leerlauf angesagt. Erst danach geht der Film mit technisch unmöglichen Ideen und gut gefilmter Action in die Vollen. Helikopteraufnahmen, schnelle Schnitte und edles Design lassen an die frühen Tage des Bonds erinnern und machen durchweg einen guten Eindruck.
Leider sind die Special Effects bei weitem nicht so ausgereift, wie bei den Vorgängern. Regisseur und Bond-Neuling Lewis Gilbert übernimmt sich hier in dem Science-Fiction-Szenario etwas. Die Weltraumszenen wirken eher lächerlich zusammengeschustert, als eindrucksvoll. Der zeitgleich entstandende "2001 - Odyssee im Weltraum" zeigt, wie man es mit mehr Aufwand besser macht. Auch die Make-up-Effekte, die Sean Connery am Ende von "Man lebt nur zweimal" in einen Japaner verwandeln sollen, wirken unfreiwillig komisch. Unter der Maske agiert Connery im Übrigen ähnlich übermüdet und der Bondfigur überdrüssig, wie im Vorgänger "Feuerball". Dafür sind seine Co-Stars Tetsuro Tamba (als Tiger Tanaka), Charley Gray (als Henderson), und vor allem Donald Pleasence als Ernst Stavro Blofeld in guter Form. Besonders auf Pleasence, der nur die Zweitbesetzung für den Oberbösewicht war, lastet eine hohe Erwartungshaltung. Er soll Blofeld darstellen, der oder dessen Organisation bisher in allen Bondfilmen außer "Goldfinger" von Relevanz war. In "Feuerball" und "Liebesgrüße aus Moskau" sah man den Erzfeind Bonds nur zum Teil: Seine Hand, die den Kopf seiner diabolisch wirkenden Katze streichelt. Und nun sehen wir den "genialen Kopf" der hinter Spectre, Phantom, GOFTA oder wie auch immer, buchstäblich steckt.
Ein großes Lob gebührt auch John Barry, der einen sehr schönen, geschwungenen Score abgeliefert hat. Der Einsatz von japanisch anmutenden Themen bieten einen hübschen Kontrast zu der sonst so westlichen Härte der Bond-Motive. Auch das Titellied "You only live twice" von Nancy Sinatra gehört wohl zu den schönsten Bondsongs der gesamten Serie.
Insgesamt ist "Man lebt nur zweimal" Bond-Durchschnitt. Bei weitem nicht so leblos und uninspiriert wie "Feuerball", aber auch nicht so genial und actionreich wie "Liebesgrüße aus Moskau". Durch verzettelte Spezialeffekte, einer dünnen Story und ein paar echt albern-abgekupferten Szenen wird der Genuß dieses Bond-Filmes stetig getrübt. Kein Highlight, aber auch kein Rohrkeprierer. Aber genügend Anlaß für Hauptdarsteller Sean Connery aus der Bondserie auszusteigen. Denn: "James Bond will return in 'On Her Majesty's Secret Service'" - aber ohne Connery.