Review

Der junge Russe Danila kehrt nach seiner Wehrdienstzeit zurück zu seiner Mutter aufs Land. Allerdings kann das karge Leben in der russischen Provinz den jungen Mann nicht lange halten. Von seiner Mutter erfährt er, dass sein älterer Bruder Viktor in St. Petersburg (im Film oft "Leningrad") zu Geld gekommen sein soll. Danila packt seine Sachen und bricht auf in die große unbekannte Stadt.
Dort angekommen, erfährt er als erstes, dass sein Bruder ein Auftragskiller ist und wird zugleich in einem Auftrag verplant...

Der Film ist für den westeuropäischen Zuschauer schon ein kleiner Blick in eine andere cinematographische Welt. Das Frühneunziger St. Petersburg strahlt eine extreme Menschenfeindlichkeit und Gleichgültigkeit gegenüber den ärmlichen Zuständen aus, trotzdem hat man es nicht mit einem Sozialdrama zut tun, sondern einem richtigen Gangsterfilm. Der Plot ist zwar nicht spektakulär (naiver Junge vom Land will in der Stadt Geld machen und seinen Bruder finden und wird dabei in kriminelle Machenschaften verwickelt) aber zu jeder Zeit ansprechend inszeniert. Die Kamera und die Schnitte sind recht "konserativ", aber solide gehandhabt. Zwar kommt selten groß Spannung auf, aber man will immer wissen wie die Geschichte weiter geht. Die kalte russische Gleichgültigkeit erschien mir als das faszinierenste an diesem Streifen von Aleksey Balabanov, weil man das so aus europäischen oder gar US-amerikanischen Produktionen nicht gewohnt ist. Man hat immer den Eindruck es kümmert die Menschen (außer ein wenig die Hauptfigur und seinen Freund den Obdachlosen "Deutsche") emotional eigentlich nicht, was sie tun oder wie beschissen ihre Lebenssituation ist.
Der Film - mein erster russischer Film dieser Art - hat doch einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und ich kann ihn nur jedem empfehlen, der gerne abseits stumpfer Hollywood-Gangster-Kost Filme mit Auftragsmorden, kriminellen Machenschaften, abgesägten Schrotflinten und schrägen Charakteren schaut. Mir fallen zum Vergleich eigentlich nur die dänischen Gangsterfilme ala "In China essen sie Hunde" ein, aber nicht weil diese "Brat" so ähnlich wären, sondern nur, weil sie so "typisch dänisch" sind. So wie dieser Film eben "typisch russisch" ist.

Bewertung: 9/10

Details
Ähnliche Filme