Dass Phillip Rhee (Silent Assassins, Los Angeles Streetfighter) nicht nur ein begnadeter Fighter, sondern auch ein guter Regisseur ist, dürfte der Zuschauer seit "Best of the Best 3 - No Turning Back" wissen. Auch "Kick Fire", leider Rhees letzter Film, wird als Sequel in der "Best of the Best" Reihe gelistet, hat aber nur noch den Hauptcharakter Tommy Lee mit den Vorgängern gemein. Trotzdem darf man auch "Kick Fire" das Prädikat "Gelungen" verleihen. Nur warum Rhee nicht noch in mehreren Filmen dieser Art mitspielte will mir nicht in den Kopf. Denn das Potential zum B-Actionstar hat er locker.
Die Brüder Yuri (Thure Riefenstein) und Lukasz Slava (Tobin Bell) klauen eine wertvolle CD, auf welcher sich Vordrucke für US-Dollarnoten befinden. Auch Hackerin Mickey (Jill Ritchie) ist an der Unternehmung beteiligt, kann aber mit dem Diebstahl nicht leben. Ihre Freundin ist eine einflussreiche Staatsanwälting, so will Mickey ihr Informationen übermitteln, doch die landen in Form einer Kassette in der Jackentasche von Tommy Lee (Phillip Rhee). Da Mickey einen Anschlag nicht überlebt ist nun Tommy Lee das Hauptziel der Gebrüder Slava. Als Tommy in Notwehr einen korrupten Cop erschießt, hat er auch noch den hartnäckigen Detective Gresko (Ernie Hudson) an der Backe. Tommy versucht seine kleine Tochter Stephanie (Jessica Huang) aus der Schusslinie zu kriegen uns sagt den Verbrechern den Kampf an.
Was die "Best of the Best" Reihe bisher auszeichnete, war noch nie bei der Story zu suchen und so bietet auch "Kick Fire" höchstens einen Alibiplot. Es geht um eine CD-Rom, mit der man echtes Geld drucken kann. Warum diese mittels mäßig gesichertem LKW durch die Gegend transportiert wird, bleibt fraglich. Jedenfalls können sich die Gebrüder Slava das nötige Papier besorgen und mit dem Drucken beginnen. Blöd nur, wenn eine Mitarbeiterin doch Gewissenbisse bekommt und Beweise zur Staatsanwaltschaft bringen will. Über diese Aneinanderreihung von Klischees kann man hinwegsehen, richtig störend sind die kitschigen Vater-Tochter Szenen, von denen es deutlich zuviel gibt. Außerdem war vorher bei Tommy Lee nie die Rede von einer Tochter, oder verstorbenen Ehefrau. Als alleinerziehender Vater will Tommy seiner Tochter zum Geburtstag einen Kuchen backen, die Anleitung dazu holt er sich von Ladenbesitzer Big Joolie (Art LaFleur), dessen Tochter Mickey ist. Na was für ein Zufall, aber immerhin kommt "Kick Fire" schnell in die Gänge und es entfesselt sich eine erbitterte Jagd auf Tommy Lee. Natürlich muss es auch einen Insider bei der Polizei geben, doch der Verdacht wird zu offensichtlich auf den scheinbar unsymapthischen Gresko gelegt. So kann der es schon mal nicht sein.
Dank seiner vielen Actionszenen bleibt "Kick Fire" aber auf Deck und ist dabei moderat spannend. Schließlich muss Tommy noch seine Tochter bei einem Pfarrer in Sicherheit bringen, bevor er richtig loslegen kann. Und auch die Killerin Karina (Jessica Collins), welche von Yuri wie der letzte Dreck behandelt wird, beginnt noch eine wichtige Rolle zu spielen. Die vielen Figuren bringt Rhee geschickt unter, ohne damit irgendwelche Längen zu erzeugen. In regelmäßigen Abständen darf es ordentlich auf die Moppe geben, wobei das Gewaltlevel relativ hoch ist. Aber das Hauptaugenmerk liegt auf den Fights und wenn Tommy Lee zum Einsatz kommt dürfen wieder die Fetzen. Die Choreographien sind üblicherweise hochwertig und dank dem Einsatz von Waffen sind die Kämpfe abwechslungsreich gestaltet. Besonders der lange Kampf in der Trainingshalle wäre lobend zu erwähnen, dagegen vermag der Endkampf Tommy Lee gegen Yuri fast ein wenig zu enttäuschen. Daneben wird noch ordentlich geschossen, eine längere Verfolgungsjagd gibt es auch, alles auf gutem Niveau. Nur bei einigen Explosionen, ganz besonders bei der im Tunnel, wurde sichtlich mit CGI nachgeholfen. Phillip Rhee ist zwar kein Edelmime, aber in den Actionszenen macht er immer eine glaubwürdige Figur, nur seine Filmtochter hätte er weglassen dürfen. Ernie Hudson (The Crow, Mörderischer Tausch) ist eine Bank, ob als Guter oder als Fiesling, hier mimt er den harten Detective Gresko. Tobin Bell (Saw, Buried Alive) und Thure Riefenstein (Das Finale, Das Teufelsweib) geben ein klischeeträchtiges, aber brauchbares Fieslingsgespann ab.
Wunderbar altmodischer Actioner fast auf A-Niveau. Ausser einigen CGI-Effekten gibt es an der harten Action nichts zu meckern, Abstriche muss man hingegen bei der Story hinnehmen. Die Vater-Tochter Szenen hätte man weglassen oder mindern müssen, aber Rhee hält hier durchweg ein hohes Tempo und der Cast macht seine Sache auch ordentlich. Drückt man ein Auge zu, ist er durchaus knappe 7 Punkte wert.