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Unser (fast) aller Liebling und Kindermörder Freddy Krueger kehrt in den Träumen einiger Teenager, deren Eltern ihn einst in einem Heizungskeller der Elm Street verbrannt haben, zurück und beginnt von neuem mit einer unheimlichen Mordserie. Einzig Nancy Thompson, die bereits im ersten Teil unangenehme Bekanntschaft mit dem Pizzagesicht gemacht hat, und wenig später auch ein Psychotherapeut könnten dem ganzen Spuk mit Hilfe einer Gruppenhypnose ein Ende bereiten...
“Nightmare 3” ist mit Sicherheit einer der besten Teile der zwar trivialen, aber überaus unterhaltsamen Alptraum-Reihe um den grauenerregenden Unhold, der sich der Träume hilfloser Jugendlicher bemächtigt, um sie schließlich nicht nur darin, sondern auch außerhalb des Traums kreativst umzubringen. Die zweite Fortsetzung des überaus düsteren Horrorklassikers “Nightmare - Mörderische Träume” (1984) macht da keine Ausnahme, auch wenn sie selbstverständlich - wie es sich nun einmal für ein höher budgetiertes Sequel gehört - wieder ganz anders akzentuiert ist als sein Vorbild. Lebte der erste Teil von der Ungewißheit, ob man sich gerade in einem Alptraum oder in der Realität befindet, so verzichtet Chuck Russell vollständig auf diesen Aspekt. Hier weiß der Zuschauer stets, wann einer der Protagonisten träumt, und dieses Vorwissen macht sich der Regisseur zunutze. Er erzielt die Spannung seines Films aus der Fragestellung, auf welche Weise der Träumende am Schluß sein Leben lassen wird, denn diesbezüglich bietet “Nightmare 3” eine unvorstellbare Bandbreite auf. Dem Einfallsreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt, so daß die technisch perfekt ausstaffierten Traummorde zugleich amüsieren und abstoßen. Wenn beispielsweise einer Zsa Zsa Gabor von Krueger der Kopf abgerissen wird und seiner Filmtochter Patricia Arquette danach immer noch Vorwürfe macht, als wäre nichts gewesen, ist man einerseits geneigt, über die Absurdität dieser Szene zu lachen, und andererseits schwankt man zwischen Staunen und Ekel ob der für 1987 sensationellen, aber auch heute noch als phantastisch zu bezeichnenden Tricktechnik. Die krassen Schockeffekte - im Rahmen der Serie enthält der dritte Teil bestimmt die härtesten - gehen teilweise schon stark unter die Haut. Man denke nur an die Marionettenszene.
Trotz allem ist der Horrorfilm weitaus komödiantischer als die beiden bierernsten, atmosphärisch starken Vorgänger. Viele Sequenzen muten beinahe comicartig an (die menschenfressende Freddy-Schlange), und selbst die populäre, wortkarge Schreckensfigur Krueger hat den ein oder anderen frechen Spruch auf den Lippen, der zum Schmunzeln anregt, kurz bevor sie eiskalt ihre Klingen in den Körper eines bedauernswerten Darstellers steckt. Der Witz sollte in den nachfolgenden Teilen deutlich stärker durchschimmern, wodurch die “Nightmare”-Reihe jedoch bedauerlicherweise auch seinen Schrecken verliert. Bei diesem Film halten sich Witz und Spannung allerdings geschickt die Waage, so daß ein wohliges Gruseln spürbar ist. Aufgrund von soviel Kreativität wie in diesen gut 90 Minuten macht sich auch an keiner einzigen Stelle Langeweile breit. Anerkennenswert ist außerdem die Tatsache, daß Russell sich sichtlich bemüht, eine vernünftige Rahmenhandlung aufzubauen, die aber selbstverständlich bei der Aneinanderreihung diverser Träume keine Chance hat.
Für das Gelingen eines schönen Horrorabends zeichnet sich zusätzlich das Wiedersehen der beiden Hauptdarsteller des ersten Teils, Heather Langenkamp und John Saxon, verantwortlich. Leider bietet Frau Langenkamp ihre obligatorische Durchschnittsleistung (vor allem die Mimik läßt zu wünschen übrig) und wird sogar von der damals noch filmunerfahrenen Patricia Arquette (in der Rolle der Kristen) in den Schatten gestellt. Nicht umsonst hat sich letztere innerhalb der nächsten Jahre in Erfolgsfilmen wie “True Romance” oder “Lost Highway” beweisen dürfen, während erstere mittlerweile mit drittklassigen Actionfilmen ihr Geld verdient. Trotzdem stellt sie als Nancy Thompson eine Art Identifikationsfigur dar, weshalb die bittere Schlußwendung nicht bloß ihren Zweck der Überraschung erfüllt, sondern den Zuschauer sogar etwas verstört zurückläßt.
Die übrigen Leistungen der Schauspieler bleiben bis auf die von Craig Wasson als Psychotherapeut - und natürlich Robert Englund alias Freddy Krueger - in der tristen Mittelmäßigkeit stecken. Den Durchbruch geschafft hat sonst niemand.
Kleiner Tip aus eigener Erfahrung: Unbedingt den dritten vor dem vierten Teil sehen, da die Überlebenden dieses Films auch noch in “Nightmare on Elm Street 4” mitspielen! Dadurch bleibt die Frage spannend, wer von den jugendlichen Darstellern die dritte Nachtmahr überleben wird und wer nicht. Andernfalls geht dieser Effekt flöten.

Fazit: Sehr solider und in Sachen Traumsequenzen einfallsreicher Horrorfilm, der seine mannigfaltigen und z.T. exzessiven Spezialeffekte üppig einsetzt und den Zuschauer damit durchgehend zu unterhalten weiß. Nach dem unerreichten ersten Teil und “Freddy’s New Nightmare” der wohl beste Teil der Reihe.
GESAMT: 7/10 (Unterhaltungswert: 8 - Handlung: 6 - Schauspielerische Leistungen: 6 - Kameraführung/Atmosphäre: 7 - Musik: 7)

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