<!--StartFragment -->Außer ein paar grundsätzlichen, vielleicht einem halben Dutzend an Ideen hat Night Security Guard, das Regiedebüt des vorher auch als Schauspieler und Assistant Director nicht weiter aufgefallenen Leo Lam Chak-ming leider keinerlei Dienstbarkeit für einen präzisen Zweck. Lam, der sich seit jeher und auch nur im Bereich drittklassiger Actionware tummelte und selbst dort nur zu Randauftritten zum Vorschein kam, kann für seinen Einstieg in den Umkreis des Horrors zwar für Abkunft, Entstehungsstätte und Indienstnahme der selbst geschriebenen Geschichte sorgen, hat mit der Synopsis allein aber schon fast alles erzählt und ergeht sich ansonsten in einer nahezu stagnierenden Entwicklung, die kaum weitere Bedeutung für sich selber gestaltet. Gruslig ist das schon, aber sicherlich nicht im Sinne des Erfinders.
Dabei kann die Milkway Entertainment Development, Ltd. / Hoi Fung Films Production Co. Kollaboration immerhin ein Dasein gleich in zweifacher Art aufweisen, als umschlossene Exklave zwischen Sein und Schein, spielt doch das komplette Geschehen einzig und allein am Schauplatz eines Filmstudios. [Genutzt wurde scheinbar das Gelände der 1999 geschlossenen Win's Entertainment, Ltd.] Eine Tatsache, die zwar nicht selbstständig zur kommentierenden Funktion genutzt wird, aber auch als bloß anwesende Hülle unweigerlich indirekte Stellungsnahmen zum generellen Zustand der Wirtschaft im Jahre 2003 abliefert. Die Zeiten sind rau, die Gläubiger marodierend, die Produktion bis auf den letzten Rest des Budgets heruntergefahren. Auch hier am stetig repetierenden Set wird nur selten und wenn dann nur mit einer Handvoll Belegschaft gedreht, in kränklicher Fantasie, symbolischer Zweckentfremdung und primitiv lebloser Existenz:
In den Studios von Manager Cheung [ Chui Sau ] auf den Hügeln über der Stadt ist das große Fliehen angesagt, nachdem mehrmals während den Dreharbeiten ein ruhloser Geist [ Cheung Yim-yim ] durch die Aufbauten geschwebt ist; auch die anwesende Wachmannschaft von Wong Sau-li [ James Ha ], Tsui Yee-mo [ Kam Hiu-wai ] und Chu [ Lau Koon-sun ] kann diesem und anderem Unwesen kein Einhalt bieten und sucht starr vor Angst das Weite, bevor sie noch dem Wahnsinn der Herzensangst erlegen. Chefin Chan Fong-lan [ May Law ] bekommt deswegen zur Unterstützung den Schutzmann Mok Yui [ Joe Ma ] als neuen Angestellten zugeschrieben, was zwar ihre als Kostümdesignerin tätige Tochter Queenie [ Teresa Mak ] erfreut, sie selber aber nicht. Hat sie doch ganz andere Pläne...
Welche das sind und was hinter all dem Spuk neben einer Schatzsuche, einer Vergewaltigung und Mord noch so an Schindluder stecken, wird der bange auf die Auflösung wartenden Allgemeinheit in einer Rückblende dargelegt. Die Rückkehr des Historischen, als Häppchen in einer finalen Aussage vor der darauf folgend in die Ermittlung eingeschalteten Polizei. Bis dahin und dem vergleichsweise äußerst agilem blood-spattered Showdown befindet sich nicht nur die gezeigte period piece Kulisse, sondern auch die sie auffüllende Handlung jederzeit auf der Kante des Einsturzes; ist doch beides eine zum Stillleben erstarrte Totenbehausung, abseits einer vorhandenen äußeren Realität und voll mit geistiger Verschwebung und Verschwemmung. Ebenso wie die Ghost Guard [ AT ] vom Mondlicht beschienen konsequent ein und denselben Durchgang gotischer Ungeheuerlichkeit abschreiten und mit dem Strahl der Taschenlampe in die Rumpelkammer des Bühnenbildes leuchten, genauso patrouillierend verhält sich die Halbruine der Dramaturgie, die vergeblich, wenn auch nicht zielstrebig, so immerhin unerschütterlich das Schreckliche in dieser harmlosen Aufmachung sucht. Gänzlich uninteressant in seinen allgemeinen Vorfällen, wenn auch mit der internen Erfahrung eines vagen Zustandes sorgvollen Nichtstun hantierend. "This is quite a boring job, but you'll get used to it."
Vorteilhaft ist neben der einfachsten Film-im-Film und Film-jenseits-von-Film Konstruktion und dem adretten Gebrauch von Licht- und Nebelmaschine dabei noch Lams Auffassung über das darstellende Genre, dass sich bei Ihm sowohl in der Unbegrenztheit, der Unvollständigkeit und der Unerfahrenheit aufstaffelt. Die Polyphonie der Ängste. So werden Bezüge auf die eigene kleine kinematographische Horrorkultur in den Subgenres der Chinesischen Vampire, der landestypischen Mär von dem weiblichen, zwischen Leben und Tod gefangenen Rachegeist und der eher westlichen Variante des Tierschockers [in Spezies von Kakerlaken und Kröten] genommen und jedes in seinem abgegrenzten Typus nachformuliert, bleiben diese Nachahmungen aber nur kurze widerspenstige Schimären.
Szenen wie die, in der ein oder mehrere Wachmänner vor einem hopping corpse fliehen oder der Geist durch die Lüfte hin und her schwebt, werden so unzählig oft, endlos in ihrer Gesamtheit und noch dazu bis auf die extremste Langsamkeit reduziert eingebunden, dass dort auf Dauer schon jegliche Empfindung in vollkommen temperamentloses Nichts überschritten wird. Das funktioniert einmal, vielleicht auch zweimal und dreimal, aber dann werden aus dem einstmals schönen Charme erhabener Bewegungen in der einfach nicht aufhören wollenden Umwandlung unfertige Skizzen einer finsteren Andacht. Auch in den Dialogsätzen, gar zwischen einzelnen Wörtern werden sekundenlange Pausen gesetzt, komplette Leerstellen, die den dort umso vermeintlich aussagekräftiger gehaltenen Gesten und Blicken der Darsteller einen Bärendienst erweisen. Geheime und gemeine Reminisenzen an Pyun, Franco oder de Ossorio, die [je nach Ansicht zeitweilig oder immer] ähnlich mit Material und Talent haushalten mussten.