Gilt Sammo Hungs fünfte Regiearbeit Encounter of the Spooky Kind [ 1980 ] heute als unangefochtener Klassiker der Horrorkomödie und gab sie als Brückensymbol mit den Startschuss für eine unzählige Reihe von wenigen ebenbürtigen Spiel- und Les- und umso mehr primitiven Abarten, so lässt sich dies von der späten Fortsetzung leider nicht mehr behaupten. Unterstellen muss man hier vielmehr einen Hang zum schnellen Geld mit dem Rückgriff auf Bewährtes, das Suchen nach einer sicheren Bank in den Zeiten der Krise, in der Hungs Arbeiten gerade als Produzent und Regisseur nicht mehr den Anklang fanden, den sie wenige Jahre zuvor noch beim eifrig zahlenden Publikum einfordern konnten. Die Rückkehr zur spiritistischen Welt, die nun die Konkurrenz mit anhaltendem Erfolg im steten Kreislauf schöpfte und bediente, sollte die wachsende Unsicherheit der Stellung und dessen zerrüttende Wirkung für einen Moment weniger abhängig von Glück und Zufall aufrecht erhalten. Zur letzten Absicherung der doppelten Attraktion wurden die Geschicke in die Hände von Ricky Lau, dem Inszenator der den Markt bestimmenden Mr. Vampire Saga gelegt. Die Finanzbranche jubelt. Der Film als Objekt aller möglichen Kombinationen von Umständen, in der Hung zur Verbesserung seiner Lage selbst seine Seele verliert und in Augenblick gröbster Gefahr nur sein eigenes nacktes Leben rettet.
In der Handlung natürlich nur, an eigentlichen Bildern arm, aber an Metaphern und Verweisen vom schmerzlichen Gefühl abnehmender Achtung reich. Ein Hasardspiel zwischen den Mächten des Guten und des Bösen, in der es wenig auf die Vorgeschichten, sondern nur auf die Auswirkungen des Kampfes ankommt. Selbst ein Albtraum bereitet Hungs Figur nicht auf das Kommende vor, sondern gibt ihr nur den Geschmack von Ausgrenzung aus der Gesellschaft und dem Verlust der Liebe und des Lebens bei. Ein katastrophaler Ausfall gegen die etablierte und gleichfalls konservative Bourgeoisie leitet das Geschehen ein, befremdet, vertrieben und gehetzt, übermenschlich strotzende Zwiste in einer neuzeitlichen Gesellschaft. Alles Andere ist solide wie ein Fels, aber mit profund beunruhigenden Schatten:
Ah Po [ Sammo Hung ] ist zusammen mit seinem besten Freund Hoi [ Mang Hoi ] Schüler bei dem etwas knauserigen Taoisten Master Jiao [ Lam Ching-Ying ] Als angehender Ehemann von Little Chu [ Gung Tse-Yan ] hat dessen Vater [ Teddy Yip ] aufgrund der finanziellen Pleite von Po dagegen ebenso seine Einwände wie der reiche Lüstling Sze [ Lam Man-Chung ], der prompt seinen hauseigenen Medizinmann [ Huang Ha ] auf den störenden Nebenbuhler ansetzt. Während Po mit allerlei Schwüren und Flüchen zu kämpfen hat, bekommt er unerwartete Unterstützung von der jüngst verstorbenen Little Hung [ Wong Man-Gwan ], die eigentlich nur noch als Aufpasser ihrer blinden und nichts ahnenden Mutter [ Tam Sin-Hung ] auf Erden weilt.
"I've never raped a ghost. Rape You !"
Sakramentaler Befreiungskult zwischen Allegorie, Spekulation und heilloser Märchenherkunft. Als Schicksalsweg der Teufelsaustreibung dient ein Schwall an Wechselfällen von Konvention und Symbolismus. Po ist dem Strudel an Widrigkeiten seitens Sze und seines Fakirs willenlos ausgesetzt, wird in mehreren unwürdigen Lagen versetzt und darf trotz versuchter Gegenwehr erst am Ende im repräsentabel engagierten Showdown gemeinsam im Verbund mit seinen Freunden so richtig zurückschlagen. Die Meisten von Hungs Werken aus der Zeit funktionieren auf genau diese Art und Weise eindeutiger Kontrasttechnik, erst der Bann anhaltender Plagen, dann der Groll der Rebellion. Charaktere und Sympathien müssen nicht extra dafür aufgebaut und mitsamt Worthandlungen und Bildattributen erweitert werden, sondern besitzen von vornherein die verlässliche Unkennbarkeit einer rein typenhaften Darstellung. Störend wirkt sich in dieser atrocity propaganda Ausgeburt eigentlich nur aus, dass die Besetzung der Schüler analog zum Film in ebenfalls oberflächlicher Bekanntschaft auf jeden Fall schon den Zenit erreicht und in ihrer eigenen feindlichen Weise fast überschritten haben. Unvermögen zur positiven Selbstdarstellung.
Denn gerade die übernommene typenhafte Darstellung von Eleven, die zum Verdruss ihres Sifus alles falsch machen, was nur falsch zu machen geht und statt anständiger Hilfe lieber nur Flausen im Kopf haben und damit das Unheil oft erst heraufbeschwören, passt bei den hiesigen Hung und Mang trotz aller Mühe der beiden dicklichen Angejahrten sichtlich nicht mehr. Und ist schon das geschriebene Material rar an Pointen, so fehlt hierbei noch die jugendliche Ausgelassenheit und Unbekümmertheit, die Lebenslust, die charismatische Stellung, um darüber den nötigen Witz oder auch nur Schwung zu entfesseln. Statt impulsiven Äußerungen und sporadischen Aufschwüngen gibt es im Trend zur professionellen secondhand Massenfertigung nur starre Kategorien, gesichertes Wissen, tote Standpunkte einer zeitweilig gestörten Weltordnung. Qualvoll auferlegte Zurückhaltung, in dessen Abfuhr jedweder Offensive vorgebliche leichtfüßige Wechsel zwar vorhanden, aber die Andeutungen narrativer Impulse eben nicht gegeben sind und ein schlechter Beigeschmack verlorener Unschuld und Zwangsmechanismus bleibt.
Auch die Angstszenarien und damit eingeschlossen die im unscharfen Blaufilter verfließenden pure bashing Actionszenen bleiben auf dieser parataktisch beherrschten Erscheinung, in der trotz aller weiterhin atemberaubenden Flexibilität nur kurzatmige Vibration erreicht und nur selten aus der Knechtschaft hinaus zum Höhepunkt gefunden wird. Das Finale in der Dunkelheit einer Grotte, in der die Spiritual Trinity gegen mehrere Hunde mit "Augen so groß wie Mühlräder", ein halbes Dutzend kung fu mummiesin und als Krönung gegen zwei Schlangenmenschen [ Ngai Sing & Cheung Kwai-Cheung ] antreten muss und nebenbei vom Giftmischer mit Blitzen, Feuerkrachern und Staubbomben beschossen wird, vertraut auf jeden Fall zurecht der einprägsamen Effektmaschinerie, ist aber eher rüde statt mit poetischem Niveau. Auch sonst bleibt man sicherheitshalber bei der schlichten Weissagung, wird mit allerlei Ekeleien nicht gegeizt, kreucht und fleucht es mit Getier wie Kakerlaken und Blutegel über die Leinwand, finden in einer abgeschwächten Variante der Shawschen Degouteskapaden von Kuei Chi-hung Voodoorituale, Sektenreligiosität und Besessenheit statt.