England, 12. Jahrhundert: Nach einem Bootsunglück stirbt der König ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen, weswegen es zu einer Reihe Erbfolgekriege kommt. Zu dieser Zeit versuchen ein Steinmetz, gespielt von Rufus Sewell, ein frisch ins Amt gewählter Prior, gespielt von Matthew Macfadyen, sowie eine Reihe Mönche und Arbeiter, eine Kathedrale zu bauen, nachdem die Kirche des zugehörigen Klosters abgebrannt ist. Während des Baus geraten sie immer wieder in die Machtkämpfe um die Erbfolge und in das Visier eines verschlagenen Bischofs, gespielt von Ian McShane.
"Der Herr der Ringe" galt so lang als unverfilmbar, bis sich Peter Jackson des Projekts annahm, drei Filme in Überlänge inszenierte und so auch die Fans der Vorlage zufrieden stellte, während man beim neuen "Harry Potter", der in zwei Filme unterteilt wird, einen ähnlichen Weg geht, um nicht große Teile des Buchs unter den Tisch fallen zu lassen. Und auch Ken Folletts "Säulen der Erde" wurde nun in ungefähr 400 Minuten als TV-Produktion verfilmt, mit stattlichem Budget, Ridley Scott als Produzenten und einigen bekannten Darstellern. Und der Aufwand hat sich sicherlich gelohnt, auch wenn kein Meisterwerk dabei herauskam.
Im Vordergrund steht dabei ganz klar die Geschichte von Follett, die Regisseur Mimica-Gezzan, der zuvor hauptsächlich im TV-Bereich und als Assistent für Steven Spielberg tätig war, langsam aber stringent und spannend erzählt. Hier und da gibt es selbstverständlich Abweichungen von der Vorlage (32 sind allein in der deutschen Wikipedia aufgeführt), aber die Geschichte als solche ist im Großen und Ganzen nicht allzu sehr abgeändert und auch für den Nichtkenner der Vorlage durchaus zu überblicken. Überhaupt wird erzählerisch gute Arbeit geleistet, Mimica-Gezzan überblickt das Konstrukt, bringt die einzelnen Handlungsfäden gut voran, setzt dabei immer mal wieder Höhepunkte und lässt sich Zeit, wenn er sie benötigt, um die Dramaturgie zu steigern.
Dabei gelingt es ihm teilweise dennoch nicht, die Charaktere deutlich zu vertiefen, aber angesichts der zahlreichen Figuren und deren Entwicklungen in einem Zeitrahmen von über zehn Jahren wäre dies auch sehr viel verlangt gewesen. Hier und da neigt er vielleicht ein wenig zu sehr zu klassischen Gut-Böse-Klischees und lässt Dialoge zwischen intriganten Angehörigen von Adel und Klerus, die auf dem Rücken anderer ihre Streitereien um Macht und Geld austragen, erscheinen, als wären sie einer Soap entlaufen, aber diese Eindrücke halten nicht allzu lang an.
Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass das Mittelalter nicht glorifiziert wird. Es gibt keinen tapferen Helden, keine starken Ritter in glänzenden Rüstungen, keinen Robin Hood, keinen "Ritter aus Leidenschaft", kein Burgfräulein, das einen einfachen Bauerssohn liebt und am Ende bekommt. Es gibt Kriege, sinnlose Tode, Kuhhandel, bei denen sich Adel und Klerus gegenseitig aufs Kreuz legen, Intrigen und noch mehr Kriege. So entsteht ein relativ realistisches Zeitportrait, das auch ohne allzu explizite Gewaltdarstellungen ein finsteres Mittelalter zeigt, auch wenn sich hier und da mal etwas zum Guten wendet.
"Die Säulen der Erde" ist darüber hinaus gut bebildert, nicht derart gewaltig, wie Ridley Scott es in seinen Kinofilmen mehrfach geschafft hat, aber ansehnlich ist der Film sicherlich geworden. Die Kampfszenen sind gut in Szene gesetzt, während die Burgen und die Kathedrale, die nach und nach gebaut wird, ebenfalls für einige gute Schauwerte sorgen. Gerade bei der Ausstattung merkt man, dass TV-Produktionen mit angemessenem Budget auch den mittleren Blockbustern aus Hollywood locker den Rang ablaufen können, zumal dieses mehrstündige Projekt fürs Kino vielleicht nicht zu stemmen gewesen wäre. Der Score setzt dabei ebenfalls den einen oder anderen Akzent, bleibt aber meist unauffällig.
Darstellerisch wird dabei ebenfalls gute Arbeit geleistet, zumal der Film recht namenhaft besetzt ist. Da Donald Sutherland, sicherlich der größte Name im Ensemble, nicht allzu lang mit von der Partie ist, nutzen andere den Raum, der sich für sie ergibt, zum Glänzen. Besonders Ian McShane hinterlässt einen hervorragenden Eindruck und spielt den opportunistischen Bischof ausgezeichnet und herrlich boshaft. Auch Hayley Atwell meistert ihren Part ausgezeichnet und wird ihrer Figur, die durch allerhand Höhen und Tiefen geht, durchweg gerecht, was ebenso für Matthew Macfadyen und Rufus Sewell gilt.
Fazit:
"Die Säulen der Erde" ist ordentlich bebildert, gut gespielt, versiert inszeniert und - dies ist angesichts der langen Laufzeit das größte Kompliment - durchweg unterhaltsam und spannend. Für Kenner und Nichtkenner der Vorlage ist die TV-Mammut-Produktion damit empfehlenswert, auch wenn sich Regisseur Mimica-Gezzan, der ansonsten ein gelungenes Bild der finsteren Epoche zeichnet, vielleicht gelegentlich dazu hinreißen lässt, zur Mittelalter-Soap abzudriften.
80%