Deutscher Amateur-Horror-Streifen aus dem Jahre 1998 über eine Gothic-/Dark-Wave-Clique, die bei einem Konflikt um Drogen und die Macht über einen Szeneladen zwischen die Fronten gerät und es zu allem Überfluss auch noch mit Übersinnlichem in Form von Baphomets Fluch zu tun bekommt. Das Unheil nimmt seinen Lauf und der Body Count ist enorm...
Heiko Benders Erstlingswerk kann sich sehen lassen und hat mich positiv überrascht. Die Handlung spielt sich in erster Linie in der Gothic-Szene rund um den Szeneclub "Zwischenfall" in Bochum ab, zu der sich die vier Hauptdarsteller Tequila, Terror, Psycho und Mason zählen. Diese vier Anti-Helden werden gut und überzeugend dargestellt. Man kann sich mit Ihnen identifizieren und es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Das trägt einen großen Teil dazu bei, dass den Zuschauer die Handlung zu fesseln vermag, die durch einige, leider stellenweise etwas dilettantische Splatter-Szenen und zwar häufig, aber m.E. nicht übertrieben eingesetzte Computer-Effekte, die völlig ok gehen, aufgelockert wird. Darüber hinaus wurden zahlreiche Sequenzen in den Film eingearbeitet, in denen sich die Dark-Wave-Szene selbst präsentiert, sei es während Veranstaltungen im "Zwischenfall" oder bei öffentlichen Auftritten als geschlossene Gruppe in der Stadt, inkl. ungläubig schauender Bürger. Daran hatte man sichtlich Spaß und war in seinem Element, so dass die entsprechenden Szenen ungekünstelt und authentisch rüberkommen. Weitere Szenen, die die Handlung zwar nicht voranbringen, aber was fürs Auge bieten, finden sich in Form von Softcore zwischen recht ansehnlichen "Gothic-Schlampen". Die Kameraführung mitsamt ihren Fahrten, Perspektiven etc. ist stimmig und gefällt mir für einen Amateurfilm wirklich gut. Die Dialoge gehen auch soweit in Ordnung. Musikalisch unterlegt wurde der Film natürlich mit Musik aus der Szene, die eigentlich immer gut ins Bild passt.
Genug des Lobes, zu kritisieren gibt es dennoch einiges:
- Der Film ist zu lang! Satte zwei Stunden sind einfach zuviel des Guten. Ein Schnitt auf 90 Minuten hätte dem Film sehr gut getan und ihn zugunsten des Spannungsbogens kompakter und homogener erscheinen lassen. Die Handlung hätte sich auch an einigen Stellen problemlos straffen lassen, von den o.g. Sequenzen ganz zu schweigen.
- Die Schnitte sind teilweise ziemlich seltsam, ihnen hätte eine Nachbearbeitung sehr gut getan.
- Die Synchronisation schwankt ständig zwischen O-Ton und Nachsynchro, so dass Stimmlagen und Lautstärken inmitten von Dialogen variiren. Auch hier hätten sich mehr Zeit und Sorgfalt bei der Nachbearbeitung durchaus ausgezahlt und bemerkbar gemacht.
Letztendlich macht der Film aber Spaß - und dass zumindest die vier Hauptdarsteller diesen beim Dreh auch hatten, merkt man ihnen an. Gore Hounds werden vielleicht etwas enttäuscht sein, da der Film sein Hauptaugenmerk doch deutlich auf die Clique und weniger auf brutale Morde legt - was aber nicht heißt, dass diese nicht vorhanden sind. Ich würde aber sogar soweit gehen, dass dieser Film auch als reines Subkultur-Drama ohne jeglichen Horror-Anteil funktioniert hätte. Gegen Ende z.B. machte man sich auch gar nicht erst die Mühe, aufwändige Ekel-Masken für die Untoten zu kreieren, sondern malte die Gesichter schlicht weiß an (wodurch der Bender aussieht wie der Joker aus Batman). Dem guten Mann gilt in jedem Fall Respekt für dieses überdurchschnittliche Debüt.
6/10 Punkten
PS: Gummie-Stacheln auf den Schultern sehen aber einfach affig aus.