Gute Absichten ergeben noch keinen guten Film. Die beiden Voraussetzungen - einerseits eine wahre Begebenheit als Ausgangspunkt zu wählen, andererseits die Inszenierung durch jemanden aus dem Theatermilieu - sind jedoch nicht die Gründe, warum das "Laramie Project" in den Sand gesetzt wurde. Handwerklich ist der Film trotz niedrigem Budgets ansehnlich, mit dem leichten Hang zur Verspieltheit. Wenn die Aussagen der Bewohner eines Ortes zum Mord an einem Homosexuellen gegenübergestellt werden, wird beispielsweise viel mit erzählerisch überflüssigen Splitscreens gearbeitet. Eigentlich hätten diese auch die Hauptaussage des Films ergeben sollen: ein flammendes Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit, mit Independentstars wie Steve Buscemi und Peter Fonda als Gallionsfiguren. Was daraus geworden ist, ist ein Alibifilm, der alle problematischen Standpunkte verwässert, indem er sie betroffen mit dem "richtigen" des jungen Reporterteam kontrastiert, welches den erzählerischen Aufhänger für den Film bildet. Nette Menschen haben eben die richtige Meinung. Was der Film tatsächlich unwillentlich dokumentiert, ist die pathologische Liebe (Hollywood-)Amerikas zu Gewinnern. Dem Umstand, daß man jemanden zu Matsch schlägt, um ihn an einem Stacheldrahtzaun verbluten zu lassen, ist normalerweise nichts Erhabenes abzugewinnen. Ursachenforschung interessiert den Film trotz hunderter Interviews als Basis auch weniger, er zaubert stattdessen die - TUSCH! - Gewinner hervor. In den Augen des Vaters ist der Sohn ein Held. Ein angehender Schauspieler "triumphiert" über seine eher konservativen Eltern, indem er endlich groß in einem Stück herauskommt, in dem es auch homosexuelle Szenen gibt. Ein Bekannter des Verstorbenen scherzt, daß sein Auftritt vor Gericht doch eine ganz gute Übung für eine Schauspielkarriere sei. Und zu guter letzt scherzt die Polizistin, die mit dem HIV-verseuchten Blut des Opfers in Berührung kam, sie habe, als sie erfuhr, nicht angesteckt worden zu sein, im Überschwang des Glücks doch gleich Personen beiderlei Geschlechts geküßt. Vielleicht macht Romuald Karmakar ja einmal einen Film mit dem gleichen Ausgangspunkt, diesen hier kann man sich jedenfalls getrost schenken.