Thilo Gosejohann, Kopf der NEVERHORST Film Company und Regisseur der meisten Streifen der Crew, sowie sein wesentlich bekannterer Bruder Simon Gosejohann dürfen sich zurecht als zwei der talentiertesten Amateurfilmer Deutschlands bezeichnen. Neben zwei Spielfilmen - "Operation Dance Sensation" und eben "Captain Cosmotic" - gehen zahlreiche Kurzfilme auf ihr Konto, wie etwa " Ingo Jownes und die schlimme Mumie", "Notruf! - Patrik Peter braucht Verstärkung" oder zuletzt "Geschichten aus der Grotte (Tales Without a Script)". Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie entstanden mit dem Minimum eines Budgets, viel Liebe fürs Detail und einer erstaunlichen Kenntnis vom Filmemachen.
Obwohl es sich hierbei um Amateuerfilme der "billigsten" Art handelt, haben im zweiten Film der Crew, "Operation Dance Sensation", schon derart bekannte Namen wie Bela B., Anke Engelke und Jasmin Wagner mitgewirkt, was für sich sprechen dürfte. In "Captain Cosmotic" hingegen werden sämtliche Rollen noch von Freunden der Gosejohanns verkörpert, einige spielen sogar gleich zwei oder drei Rollen. Auch die Sets sind dementsprechend billig, die simpelsten Haushaltsgegenstände werden plötzlich zu Raumschiffen, Laserwaffen und Raumanzügen umfunktioniert. Das Budget des Films betrug nur 1800 DM.
Aber dennoch: "Captain Cosmotic" funktioniert einfach auf der ganzen Linie und das deshalb, weil man merkt, dass die Macher wussten, was sie da tuen. Der Streifen entstand in mühevoller Kleinarbeit in einem Rahmen von mehreren Jahren, in denen die Dreharbeiten des öfteren mal eingestellt, Schauspieler ausgetauscht, oder neue Requisiten besorgt werden mussten. Dadurch, dass viele der am Film beteiligten Personen gleich mehrere Aufgaben übernahmen, kam es natürlich mitunter auch mal zu Stress und Frustration, doch im Jahre 1998 dann war "Captain Cosmotic" endlich fertiggestellt und durfte seine Premiere in Gütersloh feiern.
Der Streifen kommt als Parodie auf das Science-Fiction und Superhelden Genre daher und spielt demzufolge auch mit bekannten Versatzstücken dieser Thematiken. Filmkenner werden hier zahlreiche ironische Seitenhiebe und Anspielungen erkennen, alles natürlich mit einem Augenzwinkern und nie sonderlich ernst gemeint. Es ist erstaunlich, was man aus ca. 1800 DM. und einem guten Willen alles herausholen kann. Obwohl man gerade in den Dialogszenen klar das niedrige Budget des Films erkennen kann, wartet "Captain Cosmotic" auch mit einigen spektakulären Sequenzen auf, für die man die Macher einfach nur loben kann. Verfolgungsjagden, Kämpfe auf fahrenden Autos, Fahrrad-Stunts, viel Explosionen, einiges an blutigem Splatter und ein stetiger Szenarienwechsel erwarten einen hier. Dieses Werk hat rein garnichts mit Deutschen Amateuergurken à la "Violent Shit" oder dem "Piratenmassaker" gemein, die dagegen wie der billige Filmversuch eines dreijährigen wirken.
Als Schauspieler kann zwar nicht jeder der hier auftretenden Personen überzeugen, doch gerade die Hauptrollen sind mit Jan Hendrik Meyer und Catrin Hansmerten sehr gut besetzt. Die Beiden bringen die Superhelden für einen Amaterufilm sehr ordentlich rüber und bieten keinen Anlass für ein Ärgernis. Etwas übertrieben dagegen fällt die Darstellung der Ungerechtigkeitsliga durch Simon Gosejohann, Dirk Deitermann, Alexander Clarke und Wolfgang Butzlaff aus. Hier ist ein klares Overacting zu erkennen, das aber im Rahmen der Sache immernoch Spaß macht und niemanden ernsthaft stören dürfte. Auch Thilo Gosejohann ist in einem Kurzauftritt als Soldat Jackson zu sehen, der allerdings erst in "Operation Dance Sensation" seinen großen Auftritt bekommt.
"Captain Cosmotic" ist der beste Beweis dafür, dass es nicht immer ein riesiges Budget braucht, um etwas unterhaltsames erschaffen zu können. Dank jahrelanger Erfahrung im Bereich des Filmemachens haben Thilo & Simon Gosejohann und viele ihrer Freunde eine Perle des Amateurfilms auf die Beine gestellt, die zumindest in Deutschland fast schon eine Referenz in diesem Bereich darstellt. Ein dickes Lob auch für die zahlreichen Effekte, für die die Crew wunderbare Arbeit leistete, sowie für den eingängigen, von Thilo und Jan Hendrik Meyer vorgetragenen Titelsong. Mir hat dieses Werk alles in allem sehr gefallen, weshalb ich mich auch schon ausgesprochen auf "Operation Dance Sensation" freue.