Review

Kein Jahr vergeht ohne eine weitere Verfilmung eines Werk Stephen Kings, und auch 2009 werden wir entweder erfreut oder verärgert sein über das neuste Filmchen, dass sich in den King-Katalog reiht. Diesmal war es allerdings kein Film, der wie "Zimmer 1408" oder "Der Nebel" groß und breit angekündigt und ins Kino gebracht wurde. Stattdessen wird mal wieder ein Vertreter der (un)beliebten Direct-To-DVD Reihe auf die Scheibe gedrückt und kurz vor Weihnachten auf den Markt geworfen. Die Frage ist, ob es sich denn um eine gute Verfilmung handelt?

Angenommen hat man sich diesmal der Kurzgeschichte "Dolan's Cadillac", der Opener des Kurzgeschichtenbands "Alpträume" aus den frühen 90ern. King erzählt die Geschichte des Lehrers Robinson, der seine Frau durch den Unterweltboss Dolan verliert und nun Rache schwört. Er studiert Dolans Alltag und wartet auf den richtigen Augenblick, um zu zuschlagen. An einem heißen Tag dann gräbt er ein Loch auf einem Highway, den Dolan mit seinem monströsen Cadillac überquert, und wartet auf sein ahnungsloses Opfer.

Regisseur Jeff Beesley nimmt sich der Geschichte überraschend genau an. Er erfindet nicht allzuviel neu, und manche Sätze kann man sogar 1:1 in der Geschichte nachlesen. Trotzdem hat der Film gerade in den dazugedichteten Passagen auch seine Schwächen. Zwar ist alles logisch erzählt, aber es zieht sich hin wie Kaugummi, und man kann wirklich sagen, dass erst ab der vierzigsten Minute die richtige Handlung beginnt. Davor wird eine schier endlose Anfangsgeschichte erzählt. Robinson und seine Frau Elizabeth vorgestellt, in einigen Nebenpassagen dann auch Jimmy Dolan, der kalte Gangster, der ausländische Frauen illegal einwandern lässt, um sie nachher als Prostituierte zu verkaufen.

Bis dahin ganz gut, die Standpunkte wurden vorgestellt, man merkt, dass hier ein bisschen Schwarz-Weiß Malerei betrieben wird. Auf der einen Seite die Guten, auf der anderen die lückenlos Bösen. Eine dramatische Wendung erfährt die Geschichte, als Elizabeth auf einem Pferd (?) in der Wüste die illegalen Machenschaften Dolans mitbekommt und entdeckt wird. Als Zeugin wird sie nun ins Schutzprogramm aufgenommen, doch in einem schwachen Moment erwischt Dolan sie doch, und ihr Auto mitsamt Elizabeth explodiert. Ab da wird dann Robinsons Schmerz dargestellt, was man nach fünf Minuten eigentlich kapiert haben sollte, stattdessen wird es hier aufgeblasen wie eine Seifenblase.

Erst wenn Robinson wirklich seinen gemeinen Plan in die Tat umsetzt, entwickelt sich Spannung. Die teilweise eigenwilligen Stilmittel, die Regisseur Beesley hier verwendet, zerren auch an den Nerven. An undynamischen Zeitraffer muss man sich genauso gewöhnen wie an merkwürdigen Passagen, in denen der Hauptdarsteller schlicht in die Kamera brüllt. Wo wir auch bei Wes Bentley wären. Niemand, den man sofort kennen muss, eher einer aus den hinteren Rängen. Bemüht um sichtbare Verzweiflung und unstillbaren Zorn bleibt er hier leicht farblos und kann nicht wirklich überzeugen. Er wirkt manchmal einfach desplaziert, und man nimmt ihm den unerschrockenen Lehrer auch nicht in jeder Szene ab.

Eigentlicher Hauptdarsteller bleibt Christian Slater, der jede Szene an sich reißt und alle anderen langweilig erscheinen lässt. Zwar hatte Slater schon deutlich bessere Rollen in seiner Karriere, aber man merkt ihm zumindest Spielfreude an, und das erfrischt den Filmgenuss wieder. Sein boshafter Blick trägt genauso zur Atmosphäre bei wie die gelungene zweite Hälfte des Films. Wenn Dolan mitsamt seines Cadillacs dann unter der Erde vergraben wird, rastet Slater vollkommen aus und hampelt rum wie ein Springteufel. Ein bisschen overacting, aber es macht trotzdem Spaß, ihm dabei zuzuschauen.

Nimmt man die langweilige, teils merkwürdige erste Hälfte weg, hat man hier einen durchaus guten Film. Überraschend, überlegt man, was für Gurken in den letzten Jahren mittels Direct-to-DVD Produktionen auf den Markt kamen. zwar knüpft der Film in keinsterweise an die wirklich guten King-Filme an, andererseits wäre es auch unfair, ihn auf eine Stufe zu stellen mit solchen vergammelten Schnitten wie "Riding The Bullet" oder "Creepshow 3". Wer also durchaus mal Lust auf einen soliden Thriller hat, der kann sich "Dolans Cadillac" ruhig mal zu Gemüte führen. Enttäuscht wird man nicht.

Fazit

Überraschend guter Film, der zwar nicht unbedingt durch seine unentschlossene erste Hälfte punkten kann, dafür aber umso mehr mit der abschließenden Darstellung von Dolans Schicksal. Kein Meilenstein, aber ein netter, solider Zeitvertreib.

6/10

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