Review

Geschmacklos, gory, gut


Ich bin kein Fan des Originals, finde Roths „modernen Klassiker“ eher blass und schnell vergessen, habe mich auch immer gewundert, wie da eine solche Fangemeinde oder zumindest Reihe entstehen konnte. Sachen gibt’s. Im Horrorgenre muss man mit allem rechnen. Ich mag allerdings Ti West, halte ihn spätestens seit seinem meisterhaften „House of the Devil“ für ein wirklich grandioses Talent, das meiner Meinung nach viel mehr gefördert werden müsste. Und auch seine „Cabin Fever“-Fortsetzung gefällt mir gut, überraschend deutlich besser als den berühmteren und beliebteren Vorgänger - und das, obwohl man West hier wohl heftigst ins Endprodukt reingepfuscht hat und er sich davon sogar mittlerweile öfters mal distanziert. Was wäre wohl gewesen, wenn man ihn gelassen und mit mehr Munition versorgt hätte?! 

In „Cabin Fever 2: Spring Fever“ gelangt der fleischfressende, unheilbare Virus in eine Highschool während ihres Abschlussballs - was natürlich zu einer heftigen Blutplatte führt, wie sie die Welt wohl seit „Carrie“ nicht mehr in einer Turnhalle gesehen hat... Man merkt hier und da, dass das Studio wohl doch die Finger nicht von Schnitt und Stil nehmen konnte. Warum, fragt man sich, wenn man doch eigentlich einen höllisch versierten, jungen, ambitionierten und visionären Regisseur da sitzen hat... Muss ich nicht verstehen. Genug von Ti West scheint ja immerhin immer noch durchzuschimmern, sonst wären die knackigen 80 Minuten nicht so zügig an mir vorbeigezogen. Es ist ein oberflächlicher Fun-Splatter mit ernster Miene, oft richtig eklig und fies, ohne allzu lange zu stören oder hängen zu bleiben. Geschmacklosigkeiten weit vor Sinn, Verstand, Logik oder Sympathie. Die Figuren bleiben blasser als Casper das Schlossgespenst, die „Story“ darf man eigentlich nicht so nennen und ist im besten Fall zweckdienlich, das (leider) limitierte Budget ist unübersehbar. Doch was soll’s, wenn es eiternde Penisse, Piss-Bowlen, Froschsperma, Dickensex, Herpesbläschen en masse und spektakuläre Kotzfontänen ohne Ende gibt?! Außerdem mag ich Comicpassagen. 

Fazit: mein Lieblingsteil der Reihe - auch wenn das nicht viel heißt und ich gerne Ti Wests „volle“ Version gesehen hätte. Dennoch: blutiger Ball, campiges Ekelfest, rotzig-rote Retroladung. 

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