Review

Zu den eher weniger angenehmen Gegebenheiten der Filmbranche gehört - neben einigen anderen ungeschriebenen Gesetzen - das Trittbrettfahren mit vermeintlichen Fortsetzungen zu erfolgreicher Titeln. Um ein solch unerfreuliches Phänomen handelt es sich auch bei Cabin Fever 2, welches sieben Jahre nach Eli Roths Horrorfilm Cabin Fever aus dem Jahre 2002 ungeniert eine Fortführung der Virus-Seuche verspricht. Um es in einem Satz auszudrücken: Dieser 2009er "Nachfolger" hat bis auf das Thema Virus nichts mit dem Original zu tun.

Zu Beginn des Films wird ein Infizierter von einem Schulbus zermatscht, was noch am ehesten an das Original erinnert, dann jedoch folgt zu den Anfangs-Credits ein Comic-Filmchen über die Herstellung von Mineralwasser. Dieses Mineralwasser bedient sich des verseuchten Wassers aus jener Gegend, womit die Verbreitungsmöglichkeit des Virus anschaulich gemacht wurde, danach jedoch kippt der Film völlig ab und zeigt ein paar Halbwüchsige in einer Schule, die mit bemüht ordinären Sprüchen und den üblichen Angebereien um sich schmeissen. Die Kackbratzen wollen auf einen Abschlußball und suchen nach pickeligen weiblichen Gegenparts, was ihnen sichtlich scherfällt. Die unsympathischen Bürschchen, deren pubertäre Nöte man schon erheblich besser (wenngleich noch lange nicht "gut") in Serien wie Eis am Stiel oder American Pie zu sehen bekam, haben mit Horror und Spannung nun überhaupt nichts mehr zu tun - wenn nicht zwischendurch der Schulhausmeister in eine Bowle-schüssel pinkeln würde (wie "lustig"...), die sich daraufhin rot färbt da er schon infiziert ist, könnte man einen Schnittfehler vermuten, der dem leidgeprüften Zuschauer statt eines Horrorstreifens diese seichte Teenie-Komödie beschert hat.

Der Plot dieses vollkommen spannungsfreien Geplänkels soll wohl sein, daß alle Teilnehmer des Abschlußballs sich an der Bowle infizieren und daran sterben, während ein Seuchenkommando der Regierung die Schule abriegelt und niemanden hinausläßt, dennoch gelingt es einigen wenigen Halbwüchsigen zu entkommen, womit sich das Virus weiter verbreitet.
Die Logiklöcher in dieser verquasten Geschichte reihen sich eins nach dem anderen aneinander, so ist das (vermutliche) Seuchenkommando zwar bewaffnet, hat aber keinerlei Abzeichen oder offiziellen Auftrag und ballert nur herum, das Virus selbst ist allerdings wohlbekannt und in einem dicken Buch in der Schulbibliothek beschrieben und da es sich durch (Körper-)Flüssigkeiten verbreitet, verfällt einer der Halbwüchsigen auf die glorreiche Idee, sich selbst heilen zu können, indem er sich den Unterarm mit der Kreissäge amputiert...

Neben dem logik-befreiten Drehbuch, das offenbar von mehreren Leuten geschrieben und x-mal verändert worden zu sein scheint, was sich in diversen unvollständigen und (sowieso) unnötigen Szenen manifestiert, fallen auch die wenigen und äußerst billig abgedrehten Splatter-Aufnahmen auf, die ganz selten mal zwischen den möchtegern-lustigen Zoten aufscheinen und sich meistens im Herumspritzen mit reichlich Kunstblut erschöpfen. Kamera und Schnitt in diesem hauptsächlich abends spielenden Filmchen befinden sich ebenfalls auf schwachem Amateur-Niveau: Beispielsweise läßt einer mit den Worten "Oh wie ungeschickt" ein paar Scheinchen zu Boden fallen, nach denen sich ein anderer bückt, der damit ebenso aus dem Bild verschwindet wie dann Ersterer, der sich auf den sich Bückenden drauffallen läßt (die Szene an der Strassensperre). Eine der letzten Szenen spielt bezeichnenderweise in einer Stripbar, wo eine infizierte Lieschen-Müller-Komparsin das Virus im Hinterzimmer an zahlungskräftige Kunden weitergibt, womit es bis nach Mexiko gelangt...

Ti West, der Regisseur dieses substanzlosen Trittbrettfahrens, soll sich später von dieser seiner Erbärmlichkeit distanziert haben - wegen diverser Nachdrehs und Schnitte seitens der Produzenten.
Nun gibt es ja haufenweise schlechte Horrorfilme, wobei es den meisten an schwachen Darstellern oder einem zu geringen Budget für gute Effekte gebricht, manche über-/untertreiben auch bei den Darstellungen, schließlich ist auch ein schwaches Drehbuch manchmal entscheidend. Und dann gibt es auch noch Filme, die so schlecht sind daß sie - dadurch - schon wieder gut sind. Aber nichts dergleichen trifft auf den (teilweise im Doppelpack mit dem Original Teil 1 verkauften) Cabin Fever 2 zu - hier handelt es sich ausschließlich um gequirlte Scheisse, die mit der Minimalnote 1 noch überbewertet ist. Reine Zeitverschwendung...

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