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Frankreich wird immer mehr zur ersten Adresse für europäische Filme. Ein entscheidender Grund dafür ist sicherlich die Artenvielfalt, die vielen anderen Ländern fehlt. Beispiele gefällig? Deutschland fährt ein zweigleisiges Extrem mit anspruchsvollem Drama und platter Komödie. England verzichtet nur selten auf eigenkulturelle Aspekte (ihr Glück, dass der britische Humor auch international ankommt). Dänemark hat es lediglich einzelnen Regisseuren wie Lasse Spang Olsen („In China essen sie Hunde“) zu verdanken, dass man nicht vollständig auf die Dogma-Filme reduziert wird. Und als die Türkei zuletzt einen Horrorfilm vermarktete, hörte sich das Ganze doch arg exotisch an.
Anders die Franzosen. Obwohl durchaus die kulturellen Einflüsse erkennbar bleiben, verbreitet der französische Film doch ein ganz anderes Flair. Der Anspruch, international zu sein, kommt deutlich rüber.
Unter anderem steht auch Produzent Luc Besson für das Internationale. Zusammen mit Weltstar Bruce Willis hat er immerhin DAS Globalitätsvehikel überhaupt abgedreht, nämlich „Das fünfte Element“. Auch sonst muss er seine Arbeit nicht vor der Welt verstecken.

„Taxi“ ist nun einer der international kompatiblen Vorreiter aus dem Bereich Actionkomödie. Die Idee ist doch recht konventionell, wie auch die Buddy-Konstruktion. Aber was lange währt, wird endlich gut. Soll heißen: das Buddy-Movie ist eines der wenigen Wunder des Films, die sich entgegen der allgemeinen Regularitäten nie abnutzen, sondern immer wieder neu erfunden werden können. „Taxi“ bietet mit Samy Nacéri und Frédéric Diefenthal ein von Grund auf sympathisches Zweigespann, das gegenüber den US-Vorbildern eine entscheidende Variation mitbringt: es handelt sich um europäische Buddies, und damit auch um europäischen – oder spezieller gesagt, um französischen – Humor. Diese Alternation tut dem Genre gut und lässt es lockerer erscheinen.

Mehr noch als die beiden Hauptdarsteller jedoch setzt der Filmlook mitsamt den kameratechnisch ausgefeilten Verfolgungsjagden und Rennszenen Akzente. Regisseur Gérard Krawczyk hat Verständnis für die Bedürfnisse des Zuschauers und bietet einen lupenreinen Unterhaltungsfilm, der keine Sekunde langweilt. Wenn Taxifahrer Daniel (Samy Nacéri) ganz relaxt am Steuer sitzt, sein Mittagessen verputzt, plötzlich ein verzweifelter Geschäftsmann einsteigt und schwitzend und zitternd erklärt, dass sein Leben davon abhängt, dass er in einer Viertelstunde am Flughafen ist, Daniel mit aller Ruhe das Straßen- gegen das Rennlenkrad tauscht und plötzlich von außen sämtliche Gadgets ausgefahren werden, da geht der Puls hoch und die Vorfreude auf ein heißes Rennen steigt. Das hat es seit „Knight Rider“ nicht mehr gegeben, und sofort kommt das nostalgische Freiheitsgefühl auf, das man damals bei der Kult-TV-Serie empfunden hatte.
Die darauf folgenden Szenen des weißen Taxis in Aktion bestätigen dann die Vorfreude. Wie ein postmoderner Herbie rauscht der Peugeot durch die malerische Idylle von Marseille, so dass beinahe Urlaubsfeeling aufkommt. Optisch sind die Rennen überaus individuell und rasant eingefangen worden: Kameras folgen dem Geschehen unmittelbar am Heck des Taxis, aus der Ego-, Frosch- oder Vogelperspektive, das Blickfeld des Zuschauers schlängelt sich an sämtlichen Autos vorbei. „The Transporter“, ebenfalls eine Luc Besson-Produktion, sollte sich später eines ähnlichen Looks bedienen.

Ach ja, nebenbei gibt's ja auch noch eine Story zu erzählen. Hier kommen die Deutschen leider mal wieder nicht besonders gut weg und müssen mit der kriminellen Mercedes-Gang einmal mehr die Bösewichte zur Verfügung stellen. Darüber hinaus werden deren Aktionen durch den ziemlich rassistischen Polizeichef auf ganz Deutschland verallgemeinert („Scheiß-Deutsche“, „Krauts“). Später stellt sich dann aber auch heraus, dass sich der Auslandshass nicht nur auf Deutschland fokussiert, sondern auch die „Schlitzaugen“ und die „Fish & Chips“ ihr Fett wegkriegen. Das mag nicht ganz die feine Art sein, allerdings sieht man das als selbst Betroffener immer etwas enger. Außerdem gibt es doch zumindest eine sympathische Deutsche, die uns sehr gut aussehen lässt. Die Polizistin Petra wird von dem verdammt gut aussehenden (schwedischen?) Model Emma Sjöberg dargestellt, die hier ihr Filmdebüt gibt. Das dürfte doch schmeicheln; immerhin hätte man auch das Klischee vom riesigen Mannweib mit Schnauzer (ich erinnere an Barts Parodie bei den „Simpsons“) verwursten können.
Obwohl das Riesenhafte, Dominante durchaus bestehen geblieben ist und sogar ein Gag daraus gemacht wurde. Denn Emma Sjöberg ist eine sehr große Frau und wird ausgerechnet als Love Interest des kleinen, milchgesichtigen Frédéric Diefenthal eingebaut. Dessen Bemühungen um die deutsche Kollegin machen einen nicht unerheblichen Bestandteil der Comedy aus.
Auf der anderen Seite hat sein Buddy-Partner auch seine liebe Müh mit dem weiblichen Geschlecht. Es wird zwar kein Balztanz ausgeführt wie bei den Polizisten (denn Daniel und seine Herzdame sind schon ein Paar), dafür kommt aber immer wieder etwas zwischen die Bemühungen um ein romantisches Wochenende. Zu guterletzt gerät auch noch die Mutter von Emilien (Diefenthal) ins Spiel sowie dessen Unfähigkeit, einen Autoführerschein zu machen.

So ist es kaum verwunderlich, dass dieses komplexe Beziehungsnetz beinahe schon etwas von den Gegenspielern ablenkt. Dies hat zur Folge, dass die Mercedes-Gang nur schwach charakterisiert und ihre Mitglieder kaum ausgearbeitet sind. Das stört aber weniger, da der Fokus sowieso auf der Ausarbeitung der Beziehung zwischen Polizei und führerscheinlosem Taxifahrer liegt.

Fazit: „Taxi“ ist eine optisch einwandfreie, bestens unterhaltende Actionkomödie mit furiosen Stunts, rasant geschnittenen Autoverfolgungsjagden und einem absolut sympathischen Hauptdarsteller-Duo. Dass der Plot nur wenig originell ist und gerade in Bezug auf die Darstellung der Deutschen mit nicht mehr haltbaren Klischees nur so um sich wirft, trübt den Spaß keinesfalls. Für kurzweilige Abendunterhaltung bestens geeignet.

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