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Achtung: Enthält Spoiler!

„Dread“ – das ist eine weitere Clive-Barker-Verfilmung, offenbar eine sehr ausgeschmückte Interpretation einer Kurzgeschichte aus den „Büchern des Blutes“. Der Film ist eine britische Produktion aus dem Jahre 2009, die Regie führte Debütant Anthony DiBlasi (wat’n Name).

Die Studenten Quaid (Shaun Evans, „Gone – Lauf um dein Leben“) und Stephen (Jackson Rathbone, „Twilight - Biss zum Morgengrauen“) beschließen, gemeinsam an einer Semesterarbeit zum Thema Angst zu arbeiten. Vor laufender Heimvideokamera sollen diverse Menschen den Seelenstriptease vollziehen und von ihren tiefsten Ängsten berichten. Da beide selbst in jungen Jahren tiefe Traumata erlitten haben, wird das Experiment auch zu einer Konfrontation mit ihren eigenen Ängsten – und als Quaid sich immer weiter in die Versuche hineinsteigert, geht er zu weit und das Projekt gerät außer Kontrolle...

„Dread“ fällt zunächst einmal positiv durch sehr durchkonzipierte und durchdachte Ausleuchtungen seiner Kulissen und Szenen auf. Dominante, kräftige Farben und dezidierte Hervorhebungen von Teilbereichen wie Hintergrundelementen und Details folgen einer eigenen, interessanten und einnehmenden Ästhetik, ohne artifiziell und verfremdend zu wirken. Neugierig macht auch die Charakterkonstellation, die Quaid und Stephen als gegensätzliche Typen zeigt, die dennoch zusammenarbeiten, wobei es unweigerlich zu Reibungen und Konflikten kommt. Von Quaid geht es etwas Manisches aus; er wirkt unsympathisch und suspekt, während Stephen den passiveren Part übernimmt und sich von Quaids Eifer antreiben lässt. Diverse mehr oder weniger bedeutsame Nebenrollen geben sich ein Stelldichein, von denen die von der Natur mit einem Ganzkörpermuttermal versehene Abby den größten Raum einnimmt. Von ihrer Erscheinung geht eine beinahe exotische Faszination aus, was nicht zuletzt in der zwischen Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit pendelnden, überzeugenden schauspielerischen Leistung der attraktiven Nordirin Laura Donnelly („Right Hand Drive“) begründet liegt. Zunächst einmal passiert nicht unbedingt viel, doch „Dread“ erscheint unberechenbar; eine Aura permanenter Gefahr, die jederzeit zum Ausbruch kommen kann, bricht sich bahn.

Als es jedoch ans Eingemachte geht und „Dread“ unverkennbar zu einem härteren Psycho-/Horror-Thriller wird, offenbaren sich Schwächen in der Nachvollziehbarkeit des Drehbuchs. Stephens Beweggründe, die ihn sein Experiment ohne Rücksicht auf seine Teilnehmer in sadistischer Weise übers Ziel weit hinaus schießen lassen, bleiben diffus. Das wirkt sich besonders deshalb unglücklich auf den Gesamteindruck aus, da „Dread“ von nun an in seiner Thematik deutlich von Filmen wie den zahlreichen „Saw“-Fortsetzungen inspiriert scheint, indem individuelle Schwächen der Opfer in radikalem Ausmaße gegen sie verwandt werden. Das ist ohne Zweifel eine schwer erträgliche Zuspitzung der Dramatik und wird seinem Horror-Sujet damit gerecht, lässt aber wie diverse Folterfilmchen der jüngeren Vergangenheit den gewissen comicartigen (nicht komischen!) bzw. moritatischen oder zumindest metaphorischen Kniff vermissen, der Genrefilme zu vergnüglichen Erlebnissen macht. Dem über weite Stecken erkennbaren (evtl. nur vorgegaukelten?) künstlerischen und investigativen Anspruch des Films folgt eine selbstzweckhaft anmutende Aneinanderreihung von Scheußlichkeiten, die handwerklich ohne Tadel umgesetzt wurden, den Zuschauer in seinem herausgeforderten Gerechtigkeitsempfinden jedoch nicht befriedigen, ihm keine Möglichkeit bieten, die kruden Bilder mit etwas darüber Hinausgehendem dauerhaft in Verbindung zu bringen und entsprechend verknüpft im Langzeitgedächtnis abzulegen.

Das düstere, von Hoffnungslosigkeit und Zynismus geprägte Finale und seine „Pointe“ stehen für sich und scheinen keinen weiteren Zweck zu verfolgen, als den Zuschauer zu verstören. Aufgrund der unausgegorenen Handlung dürfte „Dread“ aber in erster Linie als unbefriedigend und letztlich belanglos aufgenommen werden, da der psychologische Hintergrund zu wenig Beachtung findet und die anfangs vielversprechende Auseinandersetzung mit tief sitzenden persönlichen Traumata Gefahr läuft, lediglich Alibicharakter zu erhalten.

Fazit: Visuell wie handwerklich auf der Höhe der Zeit, inhaltlich durchwachsen und zwiespältig.

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