Review

Der Trailer sah nicht schlecht aus, erinnerte an Carpenters „The Thing“, doch angesichts von Val Kilmers suboptimaler Rollenwahl der letzten Zeit durfte man skeptisch sein.
Die Skepsis erweist sich schon früh als angebracht, beginnend mit dem filmischen Zusammenschnitt, den man freundlich als Montage bezeichnen kann, was allerdings zuviel Lob für das Flickwerk ist. Eine Handykameraaufnahme enthüllt bereits, dass wir es mit parasitären Wesen zu tun haben werden (was direkt Spannungspotential killt), anschließend folgen Clips aus angeblichen youtube-Videos (mittels entsprechendem Ladelogo dargestellt), die ganz deutlich machen: Der Mensch hat’s verbockt, die Polkappen schmelzen, die Klimakatastrophe ist nah.
Dr. David Kruipen (Val Kilmer) und sein Team sind derweil im Krisengebiet und suchen nach Antworten, während sich Töchterchen Evelyn (Martha MacIsaac) zurückgelassen fühlt. Könnte daran liegen, dass dem so ist. Doch auf Drängen von Papi fliegt sie widerwillig mit zur Forschungsstätte, auch wenn der Gevatter sie im letzten Moment dann doch zum Umdrehen bewegen will. Heissa, was ein unsubtiles Omen, dass dort nicht alles koscher ist, aber mit den leisten Tönen hat es „The Thaw“ eh nicht.

Auf der Station in der Arktis angekommen, finden die Evelyn und die von David geladenen Studenten nur ein leeres Gebäude vor. Das hat seine Gründe, denn das Team hat einen gefährlichen Parasiten aus der Steinzeit entdeckt…
Val Kilmer ist als vermarktbarer Name dabei, hat aber relativ wenig Screentime und spielt mit Seagalgedächtnisplautze auch nicht gerade umwerfend, auch wenn er seine Momente hat – vor allem gegen Filmende. Martha MacIsaac müht sich redlich und man würde ihr einen besseren Film wünschen, erbringt sie umringt von Arbeitsverweigerern wie Kilmer oder untalentierten Knallchargen die einzige wirklich durchweg brauchbare Performance.
Das vom Brüderduo Mark und Michael Lewis geschriebene und von Mark Lewis als Regisseur betreute Filmchen hat allerdings keine Probleme sich dem darstellerischen Nullniveau anzupassen, angefangen bei der holprigen Inszenierung, die durch amateurhaften Schnitt (wie beim Auftakt) dann direkt noch mal eine Spur übler wird. Ohne Sinn für Spannungsaufbau walzt „The Thaw“ unsubtil und platt von Szene zu Szene, selbst die Parasitenattacken sind vor allem laut (durch das Geschrei der Darsteller) und sonst nichts, das Killen verschiedener Charaktere emotionslos und distanziert – das wusste fast jeder 80er Jahre Slasher besser, wie eine Todesszene auszusehen hat.

An die runtergekurbelte B-Horrorkost der 80er erinnern dann auch die gänzlich unentwickelten Charaktere, die nach gewissen Klischees gestaltet sind (einer hysterisch, einer abgeklärt usw.), aber selbst darin zu schwach, als dass man selbst das Stereotyp länger als drei Tage im Kopf behalten würde. Also folgt man eine ganze Weile Charakteren, die einen nicht interessieren, durch eine Geschichte, in nichts passiert, ehe man im letzten Drittel dann groß auf Parasistenattacke macht, aber das reißt auch nichts mehr, angesichts der stümperhaften Inszenierung. Dazu gibt es noch einen achso dollen Plottwist, den man mit Blick auf die Geschichte eines bestimmten Charakters schon meilenweit erahnen kann.
Immerhin: Rein technisch sind die CGI-Effekte für einen Film, der mit sichtlich wenig Budget auskommen musste, wirklich annehmbar, doch als echtes Lob kann das auch nicht zählen. Zumal die Idiotie hier keine Grenzen kennt, selbst bei freundlicher Berücksichtigung der Tatsache, dass die Logik in gewissen Genres hintenan steht: Doch hier hat der professionell ausgebildete Wissenschaftsnachwuchs ebenso wie die Altvorderen nie die Idee Gummihandschuhe anzuziehen, erstellt Quarantänezonen erst dann, wenn es zu spät ist, und ist darüber hinaus ganz gallig darauf tote Eisbären mit der bloßen Hand anzugrabbeln, ohne zu wissen woran das Tier gestorben ist. Und all das, obwohl ihnen von Anfang an klar ist, dass etwas vorgefallen ist – da haben sie es eigentlich verdient auszusterben.

B is for Bullshit: Selten war der B-Horror so unspannend, unlogisch und unprofessionell inszeniert wie hier. Ein paar brauchbare Tricks und eine bemühte Hauptdarstellerin helfen da auch nicht mehr, wenn der Rest der Films entweder kreuzlangweilig oder schlichtweg ärgerlich dumm ist.

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