Die Zivilisation, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Alles was geblieben ist, sind vage Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Die Welt, durch die ein Mann und sein Sohn streifen, gleicht einer apokalyptischen Mondlandschaft: Grau, mit Asche bedeckt, zerstörte Straßen, verbrannte Bäume, verlassene Häuser, hungernde, verzweifelte Menschen. Kannibalismus und Gewalt herrschen überall. Der einzige ständige Begleiter der beiden ist die Angst. In Richtung Süden, entlang des Ozeans, scheint ein besseres Leben möglich zu sein. Diese Hoffnung erhält Vater und Sohn den letzten Rest Lebensmut. Sich allen Gefahren widersetzend, erreichen Sie das Meer, doch die Kräftereserven des Vaters scheinen nun endgültig zu Ende zu gehen...
Filme mit Endzeit-Thematik beinhalten immer ihren ganz eigenen Reiz und wenn dem Zuschauer noch nicht einmal mitgeteilt wird wie es überhaupt zu diesem Szenario gekommen ist, verdichtet sich die beklemmende Atmosphäre des Geschehens umso mehr. So ist es auch bei "The Road" der Fall, wird man doch einfach mit der vorherrschenden Situation konfrontiert, ohne das der Film einem im Laufe der Zeit die Frage beantwortet, wie es dazu gekommen ist. Zwar fügt Regisseur John Hillcoat immer wieder kleinere Rückblenden ein, jedoch beantworten diese zu keiner Zeit, durch was die offensichtliche Katastrophe ausgelöst wurde. Und so kann man sich lediglich in der eigenen Fantasie ausmalen, das höchstwahrscheinlich der nukleare Holocaust der Auslöser war, scheint dies doch die einleuchtendste Erklärung für eine Welt zu sein, die an Tristesse nicht zu überbieten ist. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen ein Vater und sein kleiner Sohn, die scheinbar ziellos durch die Einöde wandern und dabei lediglich das Ziel vor Augen haben zu überleben. Dabei fokussiert sich das Ganze in der Hauptsache auf die Beziehung der beiden, ist diese doch von etlichen Kontrasten begleitet, die ganz hervorragend herausgearbeitet werden.
Einerseits ist da der Vater (Viggo Mortensen), der die Lage realistisch einschätzt und seinen kleinen Sohn vor den lauernden Gefahren beschützen will. Dabei versucht er seinem Sprössling gleichzeitig die nötige Härte mitzugeben, um in dieser zerstörten Welt überleben zu können und greift dabei zu Mitteln, die auf den Widerspruch des Jungen treffen. Dieser glaubt nämlich trotz umher ziehender Kannibalen und anderer Gefahren immer noch an das Gute im Menschen, so das es in etlichen Situationen zu Meinungsverschiedenheiten der beiden kommt. Kodi Smit-McPhee glänzt dabei ebenso in der Rolle des Junge wie Morten als Vater und das dargebotene Schauspiel der beiden ist ein absoluter Höhepunkt dieses düsteren Endzeit-Szenarios, das dem Betrachter ganz mächtig unter die Haut geht. So verspürt man von der ersten Minute an ein extremes Gefühl der Beklemmung, das sich mit zunehmender Laufzeit immer noch weiter verstärkt, so das man streckenweise vermeint, unter der entstehenden Schwermut zusammenzubrechen. Blasse Farben und eine trostlose Grundstimmung versetzen einen in die genau richtige Lage, um die vom geschehen ausgehende Intensität auch richtiggehend in sich aufzusaugen.
Dabei war es meiner Meinung nach auch ein absolut perfekter Schachzug, hier kein Szenario zu offenbaren, in dem es vor unnötigem Aktionismus nur so wimmelt. "The Road" setzt vielmehr auf eine eher ruhige Erzählweise, in der das vorhandene Tempo auch als eher bedächtig zu bezeichnen ist. Wirklich Action bekommt man im Prinzip überhaupt nicht geboten, was aber auf keinen Fall als negativer Kritikpunkt anzusehen ist. Eher das Gegenteil ist der Fall, zehrt die Geschichte doch von einem äußerst authentischen Eindruck und legt ihr Hauptaugenmerk auf die ruhigeren Töne, was in vorliegendem Fall definitiv der bessere Weg war. Nur so kann die Story ihre ganze Kraft-und Intensität entfalten, die sich wie ein zentnerschwerer bleierner Mantel auf die Schultern des Zuschauers legt und ihn schier zu erdrücken scheint. Nicht selten ertappt man sich dabei wie man sich selbst die Frage stellt, wie man selbst in einer Welt ohne Hoffnung zurechtkommen würde und ob es nicht sinnvoller wäre, sich mit Selbstmord nicht weiter der Tristesse und der Gefahr aussetzt die hier ganz extrem vorherrschen. Auch dieser Aspekt wird an mehreren Stellen in den Vordergrund geschoben und wird dabei mit sehr viel Emotionen unterlegt, die man äußerst gut nachvollziehen kann.
Das in dieser Geschichte auf keinen Fall ein Happy End erwartet werden kann versteht sich wohl von selbst und so gibt es dann auch ein emotionales Finale, das einem schon ein paar tränen in die Augen treiben kann. Andererseits beinhaltet der Schlusspunkt auch wieder ein wenig Hoffnung für einen der Hauptdarsteller, so das man ein wenig entspannter aus einem Szenario entlassen wird, das einem knapp 110 Minuten ordentlich die Luft abschnürt. "The Road" nimmt meiner persönlichen Meinung nach unter den unzähligen Filmen mit Endzeit-Thematik einen ganz besonderen Stellenwert ein, definiert sich die Geschichte doch nicht wie viele andere durch unvermeidbare Kämpfe unter den Überlebenden, sondern rückt vielmehr die Beziehung zwischen einem Vater und seinem Sohn in den Vordergrund. Dadurch wird man selbst zutiefst berührt und setzt sich noch intensiver mit dem Geschehen auseinander, das man kaum düsterer hätte in Szene setzen können. Nach der Ansicht des Werkes braucht man dann auch erst einmal eine geraume Zeit um sich wieder zu erholen und merkt auch erst im nachhinein, wie sehr einen die Ereignisse mitgenommen haben. Brillantes Schauspiel der Akteure und eine unglaublich realistische Umsetzung des Ganzen sind hier die absoluten Highlights eines Filmes, den man sich nicht unbedingt in einer depressiven Stimmung anschauen sollte, da die Geschehnisse wirklich auf das eigene Gemüt schlagen und einen bitteren Beigeschmack hinterlassen.
Fazit:
Es gibt unzählige Filme mit der hier vorliegenden Thematik, doch nur selten entfaltet sich dabei eine so beklemmende Atmosphäre, wie es bei "The Road" der Fall ist. Hoffnungslosigkeit und Tristesse stoßen hier in eine neue Dimension vor und ziehen den Betrachter ganz unweigerlich in ein Szenario hinein, das man hoffentlich nie in der Realität erleben wird.
9/10