Review

„Savate“ mit Oliver Gruner war seinerzeit meine erste Begegnung mit Regisseur Isaac Florentine und stellte einen soliden Vertreter des boomenden Kickbox-Klopper-Genres dar. Es dauerte vier Jahre bis er uns dann mit dem grandiosen SciFi/ Spaghetti - Western Mischmasch „Cold Harvest“ (mit Gary Daniels und Bryan Genesse) ein absolutes B - Movie Highlight bescherte. Bis ins Jahre 2003 lieferte er dem geneigtem Low Budget Fan mit „US Seals 2“, „Fight of the Dragon“ und „Special Forces USA“ weitere feine Actionkost. Letztgenannter war dann auch seine erste Zusammenarbeit mit Scott Adkins auf die weitere folgen sollten. Im Jahre 2006 setzte sich Florentine mit „Undisputed 2“ selbst die Krone des besten Genreregisseurs auf. Das Problemkind „The Shepherd“ lassen wir mal außen vor. 

Die Ankündigung des Films „Ninja“ ließ dem Genrefan das Wasser im Munde zusammenlaufen. Florentine, Adkins, und endlich mal wieder Ninjas ... und das alles produziert von der wiedererstarkten B-Movie Klitsche „Nu Image“ die einem Regisseur auch mal Luft zum atmen lässt. Was soll da schon schief gehen? Nicht viel! 

Die Story an sich ist sicherlich ein Haufen Pampe aus dem üblichen Fundus des Genres. Wen juckts? Mich nicht! Scott Adkins spielt Casey, einen Weißen der als Waisenkind von dem Sensai eines Dojos aufgenommen wurde und sich zu einem der besten, allerbesten und liebsten Schüler des Dojos mauserte. Auch sonst ist Casey der beste Allerbeste. Nicht so wie sein Mitschüler Masazuke (Tsuyoshi Ihara). Masazuke ist zwar auch einer der besten Allerbesten, aber nicht so gutmütig wie Casey. Der Konkurrenzkampf zwischen beiden um die Nachfolge des Sensais, dem Führer des Dojos und Hüter des geheimnisvollen Yori Bitsu liegt somit in der Luft. Bei einem Trainingskampf zwischen Casey und Masazuke kommt es dann zum Eklat. Masazuke ist so was von fuchtig, dass er anstelle mit einer Trainingswaffe, mit einem richtigem Schwert auf Casey losgeht und ihn abmurksen will. Das sieht man in alterwürdigen Ninjakreisen nicht gern und Masazuke wird somit aus dem Dojo verbannt – für immer versteht sich.
Fortan macht sich Masazuke als Super – Ninja - Auftragskiller mit HighTech-Ninjaausrüstung (inkl. Nachtsichtgerät und Bat – Gleit - Umhang) selbstständig und nimmt u.a. auch Aufträge eines geheimnisvollen Templer-Sekten-Unternehmens an. Zwischendurch schaut Masazuke mal im alten Dojo vorbei um seine Ansprüche an demn Yori Dingsbums geltend zu machen. Der Sensai riecht die Gefahr die für das Dojo und den geheimnisvollen Yori Bitsu besteht. Er entschließt sich somit den Yori Bitsu von Casey, seiner Tochter Namiko und einigen entbehrlichen Begleitern in Sicherheit zu bringen. Und welches ist der sicherste Ort dem einem alten Ninjameister einfällt? Klaro ... New York.
Also ... Casey +  Anhang + Yori Bitsu flattern nach New York, Masazuke gleich hinterher, die Templer-Sekte aber nicht, denn die ist schon da. Von da an geht’s rund und das nicht zu knapp. 

Der Fokus liegt bei Florentine natürlich auf Kampfeinlagen und die können sich wieder sehen lassen. Damit dem Genrefan auch ja nicht langweilig wird, wird gekämpft und geschlitzt was das Zeug hält. Übrigens griff Florentine hier nicht auf J.J. Perry als Fight – Choreographer zurück, sondern auf Akihiro Noguchi, mit dem er schon „Special Forces USA“, „Cold Harvest“ und „Fight of the Dragon“ inszenierte.
Herausragend sind das bereits zu Promozwecken veröffentlichte Scharmützel in der U-Bahn und Scotts Alleingang gegen einen Haufen Templerschergen in deren Hauptquartier.  Auf Wirework wird erfreulicherweise weitestgehend verzichtet. Scotts Martial Arts und akrobatische Fähigkeiten sind hinlänglich bekannt und stehen vollkommen außer Frage. Natürlich gibt er auch wieder einige seiner bekannten Superduperkicks zum Besten, die man mittlerweile als Markenzeichen bezeichnen kann. Die Kampfszenen sind rasant inszeniert, übersichtlich geschnitten und mit wohldosierten Zeitlupen aufgepeppt. Das Fanherz jubelt. 

Es ist nun mal ein Ninjafilm und daher dürfen diverse Waffen nicht fehlen. Hier spart man sich das meiste für den Showdown auf. Bis dahin ist Masazuke der Einzige der als Ninja maskiert auftaucht und diverse Utensilien gebraucht. Schwertkampfeinlagen gibt es bis zum Finale kaum. Der einzig größere Klingeneinsatz ist als Masazuke sein einstiges Dojo aufmischt. Als Kampf kann man das auch nicht wirklich bezeichnen, sondern eher als Massenhinrichtung, die dementsprechend blutig ausfällt. Wo wir schon mal beim Thema Blut angekommen sind. Der Härtegrad ist relativ hoch und reicht von verdrehten und abgetrennten Gliedmaßen, durchtrennten Kehlen, aufschlitzen, guten alten Blutpäckchen und deutlichem CGI-Einsatz. Der ist zwar als solcher auszumachen, stört mich aber nicht im geringsten.
Im Showdown darf dann auch Casey den Ninja machen, denn er wirft sich den geheimnisvollen Yori Bitsu über, der nix weiter als eine Ninja – Kluft ist. Die Aufmachung sieht dann doch um einiges realistischer aus als die des Ninja – Power Rangers Masazuke. Der Showdown ist solide in Szene gesetzt, kann aber mit dem Fight gegen die Templer nicht ganz mithalten. Da merkt man deutlich die aus dem niedrigem Budget resultierenden Zeitprobleme. Dennoch ist es ein Showdown der auch diese Bezeichnung verdient. 

Wir bewegen uns im B - Movie Sektor. Da muss man bei vielen Sachen Abstriche machen. Man merkt dem Film schon hier und da an, dass man nur wenig Zeit hatte. Auch die CGI können sich mit denen einer Multimillionendollarproduktion nicht messen, machen aber dafür dennoch einen guten Eindruck. Auch aus dem Skript hätte man mehr rausholen können, damit der geöffnete Subplot nicht wieder sang- und klanglos untergehen muss. Die Darsteller machen ihre Sache solide, auch wenn Scott´s Fähigkeiten noch limitiert sind. Nicht schlimm, denn ein van Damme blühte auch erst später auf und ein Seagal hat mit Schauspielerei nach mittlerweile über 20 Jahren immer noch nix am Hut. 

Gedreht wurde in den Nu Boyana Studios in Sofia, Bulgarien wo schon etliche Stars des Genre (van Damme, Cuba Gooding Jr.) durch die Kulissen schlurften. Aber noch nie wurden diese Kulissen so stimmig eingefangen wie in diesem Film. Kameraführung und Ausleuchtung bewegen sich auf einem hohem Niveau. Es ist schier unglaublich, dass Florentine mit seinem Team einen Film aus dem Boden stampft, der den deutlich höher budgetierten Genrevertretern von Seagal, Snipes und Co in allen Belangen überlegen ist. Bravo! Florentine zeigt allen, nach seinen schlechten Erfahrungen mit „The Shepherd“, den Mittelfinger und wozu er in der Lage ist ... wenn man ihn nur lässt! 

Nur wenige Sachen missfallen. Dem Score fehlt das gewisse Etwas um die Szenerie zu unterstreichen. Er ist zwar nicht missraten, aber dennoch ist da mehr drin. Auch schaffen es Florentine, Ihara und das Drehbuch nicht ganz den Zuschauer von der Überlegenheit und Gefährlichkeit Masazukes zu überzeugen.  

Isaac bewegt sich mit Ninja auf hohem Niveau, erreicht aber insgesamt nicht ganz die Klasse eines „Undisputed 2“, der aufgrund der etwas runderen Inszenierung und der Charaktere einen leicht besseren Eindruck hinterlässt. Es ist etwas fraglich, ob Isaac mehr kann oder ob er auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen ist. Beantwortet wird diese Frage wohl nur wenn man ihm ein besseres Drehbuch, mehr Zeit und mehr Budget zur Verfügung stellt. Aber ich wäre schon glücklich wenn er mir auf diesem Level noch mehr Filme beschert. „Undisputed 3: Redemption“ mit Scott Adkins ist ja schon abgedreht und steht in den Startlöchern.  

Actionfans können den Blindkauf wagen, denn das hier gebotene liegt weit über dem Durchschnitt und über kleinere Unzulänglichkeiten schaut der geneigte Genrefan doch mit nostalgischem Lächeln hinweg. Wer es unbedingt braucht kann ja zur russischen DVD greifen die bereits veröffentlicht und mit 2 verschiedenen (schicken) Covern erhältlich ist. Allerdings wird der Film dort nur im 4:3 Bildformat präsentiert.  

Florentine ist und bleibt der Genrekönig und „Ninja“ ist neben Michael Jay White´s "Blood and Bone" das B-Movie - Highlight des Jahres.

Klasse Action, toller Look, doofe Story, Ninjas ... Volltreffer!  9/10

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