Review

Im Galopp gen Gutenacht


Beim Namen Lucio Fulci fallen einem als erstes Gekröse, Getöse, Geschleime und Gebeine ein. Infiziertes, Indiziertes, Inspiziertes. Von Zombies auf Südseeinseln bis zu den Toren der Hölle unter westeuropäischen Großstädten. Dabei kann der lange Zeit völlig unterschätzte und kleingemachte Italo-Kult-Regisseur noch weit mehr vorweisen als Untote, die Eingeweide hochwürgen. Von mafiösen Polizeireissern bis zu Slapstick am Mittelmeer zeigte er genug Facetten während seiner langen Laufbahn. Und mit „Prärie des Todes“ aka „The Four Horseman of the Apocalypse“ gab er dem späten Italowestern nochmal die Ehre, der wohl selten trost- und hoffnungsloser daherkam. Und einen dennoch in vielen Momenten den Schweiß auf die Stirn treibt. Wir folgen vier sehr unterschiedlichen Knastausbrechern auf der Flucht durch die amerikanischen Weiten, wo sie auf hinterhältige Banditen und eine Welt zwischen Neubeginn und Abgrund treffen…

Italo Dead Redemption

Lucio Fulci gehört zu meinen fünf liebsten Regisseuren. Und das schon lange nicht mehr nur durch seine Goreorgien. „Verdammt zu leben, verdammt zu sterben“ beweist eindringlich, warum. Sein Ansatz ist selbst bei ausgelatschten Western immer ein frischer, mutiger, fesselnder und (positiv) fieser. Ein äußerst nihilistischer Spaghettiwestern, ohne allzu viel Lichtblicke oder Lachen. Hier sind wirklich viele Leute (vielleicht alle?) dem Tode geweiht - und das merkt man auch von Beginn an. Diese apokalyptische Aura (ohne wahrhaft gegen das Ende der Welt zu steuern) muss man erstmal hinbekommen. Das kann Fulci meisterhaft. Es ist keine Gruppe von Superhelden, nichtmal wirklich Revolverhelden. Viel eher geht es ums Entkommen, Überleben und natürlich Rache. Es wird vergewaltigt und gequält, es wird Hoffnung verloren und ein Baby geboren, es wird Kritikern vor den Kopf gestoßen und es werden keine Gefangenen gemacht. Atmosphärisch ist dieser Italostaubschluckspecht absolut nicht weit weg von Fulcis Zombieklassikern. Gefällt mir richtig gut, gerade auf der Leinwand und ungeschnitten. Heißes Eisen… das in die Haut gebrannt wird!  
Fazit: Fulci kann auch Western! Diese vier ungewöhnlichen Reiter der Apokalypse ergeben zwischen Staub, Blut, Schweiß und Tränen viel mehr als die Summe ihrer (oftmals gar stotternden) Teile. Spaghettiwestern mit ganz tollem, garstigem Beigeschmack. Nihilistischer Nahtod im Unterbewusstsein. Irgendwie dann doch gar nicht so weit weg von den Toren der Hölle…

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