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In den frühen Neunziger Jahren gehörte es für Familie Mustermann ja zum guten Ton, irgendwann einmal mit den Kindern in "Free Willy" zu gehen. Sogar an manch einem Kindergeburtstag wurde der Film besucht, sodass man um diesen Familienfilm nur schwer herum kam. Das Schicksal eines Orcas, der mit Hilfe eines kleinen Jungen die Freiheit wiederfindet, hat einen damals durchaus mitgenommen - aber in Würde gealtert ist der Film an sich nicht unbedingt.

Selbstverständlich wird hier vereinfacht, wo es geht: Die Guten, das sind der kleine Waisenjunge Jesse, dessen betreuende Familie und die Pfleger Willys. Die Bösen, das sind geldgierige Schurken, die aus dem Tod des Wals Profit schlagen wollen. Die Fronten sind ebenso klar verteilt, wie die Story vorhersehbar ist. So nimmt das alles den typischen Lauf eines Familienfilms, bis Willy in einer inzwischen legendären Szene über Wellenbrecher in Freiheit springt (was auf den Filmpostern aber definitiv besser aussieht als im fertigen Film), und Michael Jackson sein "Will you be there" trällern darf.
Wenn der Orca zwischendurch seine typischen wimmernden Laute von sich gibt oder die Menschen im Vergnügungspark ihn ärgern, kann das sicher auch ältere Zuschauer noch rühren, mitunter ein Verdienst von Basil Poledouris' ausgezeichnetem Score. Allerdings wirken die Gespräche zwischen Willy und Jesse fast schon wie eine Parodie ihrer selbst. Und weshalb einem Kerl wie Michael Ironside, der einen Filmschurken ja problemlos aus dem Stand spielen kann, so wenig Screentime eingeräumt wird, ist mir auch schleierhaft. Cool wie immer agiert dagegen Michael Madsen, der hier aber mal ganz brav bleiben darf.

Bewegender als der Film an sich ist da schon das Schicksal des echten Wals "Keiko", der nach zwei weiteren Leinwandabenteuern und zahlreichen Protesten von Tierschutzorganisationen schließlich in die Freiheit entlassen wurde, dort aber nie zurechtfand, und im Dezember 2003 verendete. Die Diskussionen, die es in diesem Zusammenhang über Tierquälerei in "Free Willy" gab, hätte man sich heute wohl gespart, indem man den Wal einfach am Computer erzeugt hätte. Andererseits: Wer hätte sich schon groß für einen computergenerierten Orca interessiert, wo Spielberg doch noch im selben Jahr täuschend echte Dinosaurier aufs junge Publikum losgelossen hatte...

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