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Als Geheimtipp am amerikanischen Boxoffice kaum beachtet, trat „The Prophecy“ seinen Siegeszug erst später auf Video an und entwickelte sich infolge zu einem Kultfilm, der immerhin vier Fortsetzungen nach sich zog, von denen zwei auch noch mit Christopher Walken („A View to Kill“, „King of New York“) aufwarten konnten. Drehbuchautor Gregory Widen (u.a. die Skripte zu „Highlander“ und „Backdraft“) traf mit seiner schmuddeligen B-Movie-Optik und der schwarzhumorigen Herangehensweise an einen ewig dauernden überirdischen Krieg genau den richtigen Ton.

Wie erst im Verlauf des Films klar wird, schwellt zwischen abtrünnigen Engeln und dem Allmächtigen ein Konflikt. Als er den Menschen schuf und ihn mit einer Seele ausstattete, wurden einige Engel neidisch und bekämpften ihn, beziehungsweise die ihm folgenden Engel. Der Erzengel Gabriel (Walken) glaubt auf der Erde die richtige Waffe gefunden zu haben, um den Himmel in eine zweite Hölle zu verwandeln – die verruchteste Seele der Menschen. Doch Engel Simon (Eric Stoltz, „Killing Zoe“, „Pulp Fiction“) kommt ihm zuvor, überführt die Seele in die kleine Mary (Moriah Snyder) und stirbt, ohne Gabriel weiteres zu verraten...

Die Prämisse hört sich auf dem Papier vielversprechend an, hat letztlich aber leider nicht allzu viel zu bieten, denn „The Prophecy“ lebt einzig und allein von Walken, der als Erzengel ein Fass nach dem anderen aufmacht. Pragmatisch veranlagt, sehr schwarzhumorig und mit seinen eigenen Ansichten zur Bibel, beeindruckt er nicht nur mit seiner hier wirklich überirdischen Präsenz und erschnüffelt die Seelen, sondern vor allem mit seinen Zynismus und den daran gekoppelten ironischen Kommentaren. Zueigen macht er sich Laufburschen deren Suizid geradewegs Richtung Tod führen sollte, wovon die selbstverständlich wenig begeistert sind. Seine Mimik, seine religiösen Gesten, der Mann spielt nicht nur einen gefallenen Engel, man könnte meinen, er sei einer.

Vor ihm flüchten der einst vom Glauben abgefallene Thomas Daggett (Elias Koteas, „Cyborg 2“, „Power of Attorney“), die Lehrerin Katherine Henley (Virginia Madsen, „Electric Dreams“, „Highlander II: The Quickening“) und die kleine Mary flüchten in ein Indianer-Reservat, wo die letzte Auseinandersetzung stattfinden wird.
Bis dahin vergeht einige Zeit und Gregory Widen überfrachtet seinen Film mythologisch. Ritual heftet sich an Ritual, ohne dass der Film vorankommt. Gabriel nähert sich zwar schrittweise, aber vor Ort kommt man schier nicht vom Fleck. Der attraktive Beginn mit tödlichen Engelskämpfen, böse zugerichteten Leichen und Schwarzhumorigkeit wird hier schon sträflich vermisst. Wohl auch deswegen mischt zum Schluss noch ein weiterer, sehr bekannter, Engel mit.

Neben seiner, meist durch die karge Wüstenlandschaft hervorgerufenen Endzeitatmosphäre und den spitzen Anmerkungen auf den Glauben und die Bibel seitens Gabriels punktet „The Prophecy“ vor allem mit seiner innovativen Idee, die keine religiöse Entscheidung zwischen Gut und Böse klar zulässt. Die bluttriefenden Taten der Engel passen dabei durchaus ins Konzept.

Das Budget war sichtlich knapp, also muss man auf großartige Effekte verzichten. Die würden zum dreckigen Spar-Look, der seinen Teil zum atmosphärischen Gelingen des Films beiträgt auch gar nicht passen. Anstatt Geld ließ Gregory Widen seine Phantasie walten und erschafft damit zeitweise wirklich beeindruckende Momente.


Fazit:
Würde das Tempo stellenweise nicht zum Erliegen kommen, weil Widen Gabriel schlicht wieder ans Geschehen heranführen müsste und er den Aspekt der indianischen Religion kürzer gefasst hätte, hätte „The Prophecy“ ein erstaunlich innovatives, gleichermaßen amüsantes wie spannendes Stück Okkulthorror werden können. So bleibt ein fader Beigeschmack, der angesichts Christopher Walkens aber schnell weggespült wird.

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