Es kann wieder heiter gestorben werden. Der Sensenmann hat die Karten erneut auf den Tisch gelegt und potentielle Opfer ausfindig machen können. Nach "Final Destination" (2000), "Final Destination 2" (2003) und "Final Destination 3" (2006) läuft mit "The Final Destination" im Jahr 2009 in gewohnter Dreijahres-Manier der nunmehr vierte Teil des "Final Destination"-Franchises in hiesigen Kinos an. Mit dreidimensionaler Tricktechnik gaben die Produzenten erstmals eine "greifbarere" Marschrichtung vor, um der Horrorreihe neue Würze zu verleihen. Auf dem Regiestuhl nahm mit dem kalifornischen Regisseur David R. Ellis (Final Call, Snakes on a Plane), unter welchem bereits die erste Fortsetzung entstand, ein alter Bekannter Platz.
Nach einer Flugzeugtragödie, einer verheerenden Massenkarambolage auf dem Highway und einem Achterbahnunglück in einem Vergnügungspark soll diesmal ein NASCAR-Rennen auf dem "McKinley Speedway" das Schicksal ausgewählter Jungerwachsener bestimmen. Nick O’Bannon (Bobby Campo) lädt seine Freundin Lori (Shantel VanSanten) zur Ablenkung zum besagten Rennen ein - doch plötzlich durchfährt ihm die schreckliche Vision einer auf bizarren Ereignissen basierenden Massenkollision. Seine Vorahnung gleicht einem Flammen- und Trümmermeer, dem sich niemand entziehen kann. Mit dem Schrecken im Nacken ergreift Nick sofort die Initiative und lotst seine Freunde Lori, Hunt (Nick Zano) und Janet (Haley Webb) sowie weitere Zuschauer aus dem Stadium. Nachdem sich seine Vorahnung bewahrheitet, wägt sich die Gruppe wieder in scheinbarer Sicherheit, noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen zu sein. Dieses Spiel spielt der Tod aber beileibe nicht zum ersten Mal, sodass dieser im Wettlauf mit die Gruppe wiederholt mit ausgeklügelten und vor allen Dingen todbringenden Fallen aufwarten kann.
Wo "Final Destination" steht, steckt "Final Destination" drin. Ein bescheidenes Grundkonzept mit möglichst abwechslungsreichen Unfällen, denen nacheinander die Protagonisten zum Opfer fallen. Was die ersten beiden Teile dennoch von ihren Nachfolgern unterscheidet, ist die Tatsache, dass sowohl die Vorkommnisse aus "Final Destination" von Glen Morgan als auch die von "Final Destination 2" von Ellis nicht zwangsläufig den Eindruck, einen Mörder aus Fleisch und Blut mit Harry Potter-Umhang vor sich zu haben. Somit wird der eigentlich starren und einfältigen Dramaturgie mit ein wenig Mysterium und Rätselhaftigkeit ein interessantes Element gegeben, welches die nachfolgenden Werke jedoch sehr augenscheinlich vermissen lassen. Morgan als auch Ellis sahen bzw. sehen ihre Zielgruppe wohl jetzt ausschließlich in effektgeilen und blutdurstigen Zuschauern, die sich nach Herzenslust an - ja fast schon - trivialen Tötungszenen ergötzen.
Man kann David R. Ellis zwar nicht die eine oder andere interessante Idee in "The Final Destination" absprechen, wie z.B. der kaum an Zynismus übertreffende Tod des rassistischen Rednecks, aber nichtsdestotrotz krankt auch dieses Sequel an inhaltslosen Dialogen, gesprochen von eindimensionalen Charakteren. Der Fokus wird auf die vermeintlichen "Unfälle" gerichtet, die Protagonisten dienen als Kanonenfutter, für die zumindest keiner nur im Geringsten Mitgefühl entwickeln kann. Damit wird der eigentlich schon einfachen Prämisse nun jeglicher Reiz genommen, dass wohl abgeklärte Fans des Franchises wieder mit großer Enttäuschung den Saal verlassen werden. Es hapert unglücklicherweise am Drehbuch von Eric Bress, der sich wohl eher am sehr schwachen Drehbuch des dritten Teils orientierte als an seinem Drehbuch zu "Final Destination 2". Obwohl es Ellis gelingt, die Tötungsszenarien einigermaßen stimmig aufzubauen, wird man nicht das Gefühl los, nun am Zenitstand des Ideenreichtums angekommen zu sein.
Die Geschehnisse zeigen Abnutzungserscheinungen und auch der hohe Anteil an computeranimierten Effekten wird zum Ärgernis. Die Darstellerriege bestehend aus Bobby Campo, Shantel VanSanten, Haley Webb, Nick Zano, Krista Allen und Mykelth Williamson sind Gefangene ihrer Rollen und kommen rein gar nicht zur Geltung (was sie anscheinend ohnehin nicht sollen). Es sind Randfiguren, den keinerlei Bedeutung zugeordnet werden kann. Der Spannungsbogen erfährt keine Höhepunkte, Überraschungen bleiben leider aus. Auch ohne 3D-Technologie kann ich mir sehr gut vorstellen, dass der Streifen nicht wirken wird. Zu aufgesetzt und einfallslos erscheint das gesamte Geschehen.
Einzig und allein der Score von Brian Tyler weiß zu überzeugen. Wenn sein "The Final Destination" den Vorspann, welcher in einer Art röntgenartiger Verfremdung interessant dargestellt wird, mit den vorangegangen Todesarten der Vorgänger untermauert, hofft der Zuschauer auf einen bitterbösen mit ein wenig schwarzen Humor unterlegten Horrorfilm. Diese Hoffnung wird leider zu keinem weiteren Zeitpunkt (abgesehen von der oben angedeuteten Szene) mehr bestätigt.
Bleibt am Ende zu sagen, dass sich die Fangemeinde wohl in zwei Lager aufspalten wird, wenn sie da nicht schon getan hat. Die einen werden wohl eher zu den ersten beiden reiferen und ernsthafteren Teilen tendieren, während sich die anderen die Hände vor brutalen und blutigen Todesszenen des dritten wie vierten Teils zu reiben scheinen. Hoffen wir, dass die Produzenten dem Titel "The Final Destination" gerecht werden und kein weiteres Sequel in Angriff nehmen. Das klingt in der heutigen Zeit des Horrorfilms im Besonderen utopisch, zumal "The Final Destination" zum bisher erfolgreichsten Teil der Reihe avancierte (3D sei Dank!), aber wenn die inhaltliche Talfahrt so weitergeht, wird der Tod bald zu Farce. In diesem Sinne:
3 / 10