Endlich mal wieder ein ambitioniertes Werk aus deutschen Landen, welches sich zwar keinem bestimmten Genre zuordnen lässt, doch mit seiner stilvollen und durchdachten Inszenierung deutlich vom üblichen Amateurniveau entfernt ist.
Allenfalls der Story mangelt es an einer gewissen Portion Raffinesse und dem wirklich überraschenden Moment.
Seit des gewaltsamen Todes seiner Freundin hat sich David (Dennis Klose) in tiefer Trauer mit üppigen Mengen Alkohol zurückgezogen. Nun zieht es ihn zurück an den Ort des Geschehens, an dem er seinerzeit nicht zugegen war: Die einsam gelegene Waldhütte seines Urgroßvaters. Schon bald häufen sich Davids Alpträume und nächtliche Störungen nehmen bizarre Ausmaße an…
Im Kern geht es mal wieder um ein ungesühntes Verbrechen und einen ruhelosen Geist, der den jungen Mann in der Hütte aufsucht. Gleichzeitig erscheint ein Kapuzenmann, mit dem David einige harte Auseinandersetzungen zu bestreiten hat, während die Polizei lange Zeit tatenlos im Präsidium hockt.
Was wie der übliche Geisterhorror klingt, entpuppt sich jedoch nach einiger Zeit als eine interessante Melange aus Comedy, Grusel und Action.
Zunächst aber fallen die positiven Merkmale der Produktion auf: Klarer Ton, ordentliche Darsteller, saubere Kamera, sorgfältiger Schnitt und halbwegs taugliche Dialoge bestimmen schon vorzeitig die grundsolide Laufrichtung.
Besonders der fein abgestimmte Score mit vielen Hüllkurven und starker Orchestrierung macht einen überaus passablen Eindruck, der im Verlauf noch verstärkt wird.
Inhaltlich wechseln sich lustige Passagen (Polizeipräsidium: Simon Gosejohann darf nichts, wird aber ständig nach sexuellen Begriffen für Kreuzworträtsel gefragt) mit schauerlichen Momenten ab, etwa als David blutend in einem Tümpel aufwacht, von einem Hund im Wald attackiert wird oder es zum Akt im nächtlichen Grün, beziehungsweise Schwarzweiß kommt, der fast schon surreale Züge annimmt.
Hinzu gesellen sich vor allem im letzten Drittel einige solide choreographierte Zweikämpfe mit ordentlichem Drive, die zuweilen recht blutig ausfallen, während anderweitig nicht allzu viele Splattereffekte im Spiel sind, welche sich auf einige Schnitte, Hiebe und einen offenen Bauch beschränken.
Was dem Streifen ein wenig fehlt, ist die Abwechslung, vielleicht auch aufgrund der überschaubaren Anzahl an Figuren.
Der Fokus richtet sich klar auf David, der final mithilfe eines alten Geistes gewissermaßen einen Endkampf antreten muss, wobei die Typen bei der Polizei, als auch ein stummer Holzfäller mit seiner Schwester eher in Form kleiner Lückenfüller für etwas Abwechslung sorgen.
Dabei fällt darstellerisch niemand aus dem Rahmen und als kleines Schmankerl ist die markante Stimme von Helmut Krauss zu hören, der als Geist und Erzähler dabei ist.
Das Langzeitdebüt von Daniel Flügger, der innerhalb eines Flashbacks die Rolle des Massenmörders übernimmt, ist also als annähernd durchweg gelungen zu bezeichnen.
Manchmal verliert er zwar den erzählerischen Faden aus den Augen und aalt sich etwas zu ausladend in alptraumhaften Szenarien, doch im Gesamtbild macht die Mischung deutlich Lust auf mehr.
Überwiegend kurzweilig, manchmal humorvoll, oft atmosphärisch sei „Dead Past“ jedem empfohlen, der nicht die übliche Zombiegrütze und das Reihum-Abschlachten belangloser Drogenteens auf niederem Niveau erleben will.
Hier ist man mit Herzblut bei der Sache und das merkt man dem Projekt eben durchaus an.
6,5 von 10