Außerirdische Asylanten bewohnen ein eingezäuntes Gebiet in Johannisburg. Sein Name: District 9. Nun droht die Zwangsumsiedlung in eine den Menschen fernere Region. Der Leiter der Mission: Der Hänfling und Bürohengst-Trottel Wikus van der Merwe. Er infiziert sich bei der Säuberungsaktion mit einem außerirdischen Virus und mutiert nach und nach zum Alien. Nun wird Wikus für die Regierung interessant. Die Waffen der Besucher lassen sich nur von ihnen selbst abfeuern. Wikus’ DNA soll also der Rüstungsindustrie zugängig gemacht werden. Keinen Bock auf ein Laborhasendasein macht Wikus mit einem Alien gemeinsame Sache und plant die Flucht vom Planeten Erde…
Über die soziokulturellen Probleme, wenn Aliens auf der Erde stranden. Über außerirdisches Asylantenrecht und wie es mit Füßen getreten wird. Über Rassismus gegenüber unseren Nachbarn vom anderen Stern. Über SS-Methoden, Zwangsumsiedlung, Enteignung und Konzentrationslager unter dem Deckmantel einer freundlichen Politik. Über Volkshetze gegenüber Minderheiten. Das Leben in den Slums. Verelendung.
Hintergründig geht es also um allerlei mehr oder minder präsente Themen der Menschheit. Vordergründig gibt’s satt aufs Auge. Die FX sind schlicht und ergreifend genial und ziehen einem die Schuhe aus. Optisch ebenso gigantisch wie detailverliebt. Die Aliens (hier oft abfälligerweise „Shrimps“ genannt) sind flinke, aufrecht gehende Insekten-ähnliche Wesen, die an die finale Metamorphosestufe von Seth Brundle in Cronenbergs „Die Fliege“ erinnern. Auch sie sind umwerfend animiert, es gibt nicht den kleinsten Makel.
Die Action: Dank außerirdischer Superwaffen bekommt man im Showdown eine Zerstörungsarie in „Transformers“-Qualität geboten. Die verschiedensten Funktionen dieser Waffen bescheren uns sowohl meterweit durch die Luft geschmetterte als auch komplett zerplatzende Leiber, was den Streifen auch für Gewaltfanatiker zugängig macht.
Der Streifen überrennt einen aber nicht unbedingt mit Action. Dies ist einerseits positiv, da nicht alles so überladen wirkt und auch der Handlung Platz zum Atmen gelassen wird. Andererseits hätte schon noch viel mehr kaputt gehen können und eine nukleare, den Planet Erde vernichtende Kernschmelze wäre freilich auch noch ganz nett gewesen.
Die Story zwischen der Action: Anfangs hagelt es Sozialkritik, dass sich die Balken biegen. Versteckt werden Themen wie Rassenhass und Völkermord behandelt. Die Polizei geht bei der "Säuberungsaktion" übertrieben hart vor, die Aliens sind Wesen "zweiter Klasse", es fallen gar Exekutionen... - Parallelen zum Dritten Reich und dem Apartheidsregime drängen sich mehr als auf. Durch die bissig-witzige, scharf sarkastische Abhandlung kommt aber tatsächlich so etwas wie Partystimmung auf, auch wenn man oft dem Gefühl nicht aus kommt, hinter vorgehaltener Hand lachen zu müssen. Da der Streifen aber deutlich Kritik an Menschen-/Rassen-/Alien-verachtendem Verhalten übt und die Außerirdischen auch als intelligente Wesen mit Lebensberechtigung dargestellt werden, sie also nicht nur als Kanonenfutter herhalten müssen, ist es den Mundwinkeln schon erlaubt gen Stratosphäre zu wandern. Unserem trotteligen Titelhelden sei Dank sind allerdings auch viele "saubere" Brüller dabei.
Zu Beginn ist alles im dokumentarischen Stil gehalten (Reportagen, Nachrichten-Mitschnitte etc.), was fast schon einer kleinen Persiflage der monströsen Fake-Doku „Cloverfield“ nahe kommt. Über ein paar kleinere Längen kann aber nicht hinweggetäuscht werden.
Genau so intelligent und tricky wie die Story anfangs daher kam, so krass versinkt sie gegen Ende in tiefsten Hollywood-Kitsch, ein süßer, kleiner Alien-Dreikäsehoch für die weibliche Zuschauerschaft inklusive.
Mal mehr, mal weniger große Sinnlücken machen sich breit, über deren Gravidität muss aber jeder selbst entscheiden. Beispiel:
- Wieso können Menschen und Aliens so problemlos miteinander kommunizieren?
- Wieso mutiert unser Titelheld zum Alien, wenn er Treibstoff ins Auge kriegt?
- Und wenn der schon in einem verflixten Kampfroboter sitzt, wieso ballert der nicht ein bisschen mehr rum, häh!?
Action: (+)(+)(+)(-)(-) – hätte ich mir etwas mehr gewünscht…
FX: (+)(+)(+)(+)(+)[(+)(+)(+)(+)] – Over the f*cking Top ! ! !
Story: (+)(+)(+)(-)(-)
Spaß: (+)(+)(+)(+)(-)
Fazit:
„Independence Day“ goes Flüchtlingsdrama. Teils hoch intelligent, weil versteckt sozialkritisch, teils zutiefst kitschig und dumm. Optisch wie Sau und handwerklich auf höchstem Niveau.
Als Blockbuster mit hohem Fun-Faktor und Unterhaltungsgrad auf jeden Fall zufrieden stellend.