Review

Generell wird Paul Verhoeven ja immer noch als zeitgemäßer Filmemacher gesehen, dessen spekulativ-ausbeuterischer Umgang mit Trivialität und Gewalt durch satirische Überspitzung zur Kunstform erhoben wird.
„Showgirls“ war aber trotzdem Kacke und mit „Hollow Man“ gewinnt Verhoeven nicht seine Überzeugungskraft zurück.
Vordergründig mal wieder das alte Thema vom unsichtbaren Mann, präsentiert sich der fertige Film mehr als dankbare One-Man-Show für den Delinquenten Kevin Bacon, das role model des besessenen Wissenschaftlers mit Gott-Komplex und ohne Rücksicht auf Verluste, der, als er denn komplett durchsichtig wird, damit auch sein Inneres offenbart, nämlich Agressivität, Eifersucht und Wahnsinn.

Bacon bietet einen erfrischende Leistung als besessener mad scientist, den man im wahren Leben wegen seines psychologischen Profils eh nie in ein Geheimlabor gelassen hätte.
Hier müssen sich dann die relativ gesichtslosen Elisabeth Shue und der noch fadere Josh Brolin gegen das offenbarte Offensichtliche (d.h. eben nicht Sichtbare) zur Wehr setzen – komplett wie es sich gehört mit einem allseits bekannten Einer-gegen-Alle-Kampf im abgeriegelten Labor.

Verhoeven kommt auch dabei nicht ganz ohne Gewalt und Blut aus, dimmt aber etwas runter, serviert aber dermaßen viele logische Handlungsfehler der agierenden Charaktere, daß es schon nervt.
Vielleicht auch eine Folge der eigentlichen Absicht, hier endlich mal eine mordsmäßige FX-Parade abzubrennen, in der moderne Computertechnik uns mal wieder so richtig staunen läßt, wenn erst ein Gorilla sichtbar und dann Bacon unsichtbar wird. Später werden dann fast alle Möglichkeiten ausgereizt, den Wilden wieder sichtbar zu machen, von Regen über Dampf bis zu einem wortwörtlichen Blutbad im Labor, auf daß sich die Techniker flott austoben können.

Vordergründig spannend und actionreich im letzten Viertel bietet „Hollow Man“ aber nichts wirklich Neues und ist wohl kaum als Satire zu verstehen, mehr als blanker SF-Actionthriller, der es sich nicht nehmen läßt, mit der Vergewaltigung durch einen Unsichtbaren mal wieder die Dämonen des Regisseurs (Blut, Sex, Gewalt) zu visualisieren, ein heimlicher Traum – ohne Funktion für den Film, nur als Sichtbarmachung des Verfalls moralischer Grenzen.

„Hollow Man“ ist gut zu konsumieren, aber wird relativ schnell wieder vergessen, weil er keine Substanz und keine inhaltlichen Offenbarungen zu bieten hat. Nur gute Tricks, aber das reicht eben nicht aus. (5/10)

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