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Irgendwann in einer barbarischen Zeit, irgendwo in einem rauen Land, sitzen Männer zusammen und schauen zum Zeitvertreib zu, wie ein stummer einäugiger Krieger (Mads Mikkelsen) in gnadenlosen Kämpfen andere Krieger zu Matsch zerschlägt. Zwischen den Kämpfen sitzt der Einäugige in einem Käfig, er wird wie ein Tier gehalten und wie ein Tier gefüttert. Außerhalb des Käfigs wird er an Stöcken auf Distanz gehalten, wie eine gefährliche Bestie. Wenn er den Käfig verlassen kann, dann nur um zu töten oder sich gelegentlich zu waschen.
Bei einem Bad in einem Teich findet er eine abgebrochene Pfeilspitze. Beim nächsten Transport in ein anderes Dorf, sein Besitzer hat ihn verkauft, kann sich der Einäugige befreien. Zusammen mit einem Jungen schließt er sich einer Gruppe christlicher Wikinger auf ihrem Weg nach Jerusalem an, das Heilige Land zu befreien. Ihre tagelange Fahrt durch dicken Nebel wirkt wie ein bewegungsloses Gleiten durch eine sargassische See, bis sie nach Tagen oder Wochen der Irrfahrt im gelobten Land ankommen. Doch das gelobte Land entpuppt sich als alles andere als gelobt, vielmehr ist es die Hölle, und fast scheint es, als ob der Einäugige nach Hause zurückgekehrt ist.

Ein roher, ein mythischer Film. Kein Film für den gängigen Sehgeschmack (wie so oft bei Nicolas Winding Refn), und kein Film zum „Mal-eben-schnell-konsumieren“. Zum einen setzen sich die Bilder fest – sowohl die krassen Bilder der harten Gewaltdarstellung, wie auch die überwältigenden Bilder der gigantisch schönen Landschaft Schottlands. Zum anderen ist die Handlung, wenn man sie so überhaupt nennen darf, sehr rudimentär. Da der Einäugige nicht spricht und sich somit auch nicht erklärt, sondern seine Handlungen von seinem jugendlichen Begleiter interpretiert werden, ist auch für den Zuschauer nicht immer alles vorgekaut. Wie man in einen Teich hineintaucht und die Oberfläche über sich zusammenschlagen lässt, so sollte man sich auch in WALHALLA RISING hineinfallen und treiben lassen und wachen Sinnes aufnehmen was einem entgegen treibt.
Und dann ergibt dieses grob strukturierte Handlungsgerüst auch einen Sinn. Aufgeteilt in die einzelnen Kapitel des Films, Zorn – Der stille Krieger – Männer Gottes – Das Heilige Land – Hölle – Das Opfer, wird der Einäugige sukzessive menschlicher in seiner Darstellung und seiner Handlungsweise. Wird uns der Kämpfer zu Beginn als Gott des Krieges und des Todes vorgestellt, für den Blut und Gewalt Alltag sind, so sehen wir im weiteren Verlauf seinen Weg zum Menschsein, zur eigenen Sterblichkeit, und wieder zurück zur Gottheit. Und wenn er diese Metamorphose durchlaufen hat, dann ist er kein quasi unsterblicher und mythischer Todesgott mehr, sondern vielmehr einer, der sein Leben für seinen Begleiter hingibt und sich somit als Gott der Liebe zeigt. Und damit erzählt Refn sehr wohl eine Geschichte nach dem klassischen Erzählmuster Beginn – Veränderung – Ende, nur vielleicht ein wenig versteckter als heute üblich.

Natürlich polarisiert WALHALLA RISING das Publikum. Die einen langweilen sich gnadenlos und schreien nach mehr Action, die anderen goutieren die wunderschönen Landschaftsaufnahmen und sind abgestoßen von der Gewalt. Ich vermute mal, dass die Gruppe derjenigen, die hier eine Einheit zwischen Tarkowksy und VIKINGS, zwischen Arthouse und Slasher wiederfinden, dass diese Gruppe recht klein ist. Und allein dafür, dass Refn den Mut hat solche sperrigen Filme zu drehen, allein dafür gehört er belohnt. Wie gesagt, in den Film eintauchen wie in einen Teich, ihn über sich zusammenschlagen und sich treiben lassen. Alle Grenzen hinter sich lassen, in eine andere Welt tauchen, und mit Eindrücken belohnt werden die das (moderne) Durchschnittskino schon lange nicht mehr bieten kann.

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