Basierend mal wieder auf einem Comic hat Corrado Farina hier einen kleinen aber feinen Mystery-thriller geschaffen. Ausgehend von der Fotografin Valentina eröffnet Baba Yaga einen Mikrokosmos dunkler Alpträume und Visionen mit stets erotisch konnotierten Bildern, der eine gewisse Spannung aufbaut und am Ende in ein furioses Finale mündet.
Die während der Anfangscredits fallenden Sätze:
"Du hast eindeutig bewiesen, daß selbst Comics revolutionär sein können" - "Natürlich. Sogar Snoopy ist auf seine Art gegen die Gesellschaft"
"Ich möchte sie gerne nackt in einem Weizenfeld fotografieren"
"Es ist schon 3 Uhr" - "Die Tageszeit hab ich am liebsten ... Dunkelheit macht mich an"
zeigen, untermalt von einem passenden Score, schon recht eindeutig in welcher Schicht Baba Yaga spielt und welche Richtung der Film einschlagen wird: Der begüterte Teil der italienischen 68er Gesellschaft, der die Zeit auf glamourösen Parties totschlägt und dabei pseudo-revolutionäre Reden schwingt.
Am Heimweg von solch einer Party wird Valentina absichtlich von einer geheimnisvollen Blonden in einem Luxusschlitten angefahren, die sie kurzerhand nach Hause fährt (obwohl sie die Adresse nicht kennen kann) und Valentina ebenso zielstrebig einen Strumpfhalter (als persönlichen Gegenstand) abnimmt. Diese weiß gar nicht so recht wie ihr geschieht und hat daraufhin surrealistische Alpträume. Auch am nächsten Tag trifft sie die blonde Unbekannte wieder und schließlich besucht sie sie auch zuhause - dabei gerät ihr bisheriges Leben komplett aus den Fugen. Immer mehr gerät Valentina in den Bann dieser so unvermittelt in ihr Leben getretenen Frau, die sich als böse Hexe herausstellt. Seltsame Dinge ereignen sich während ihrer Fotosessions, es tauchen Bilder auf ihrer Kamera auf, die sie nicht selbst gemacht hat und als Höhepunkt beginnt eine ihr geschenkte Puppe plötzlich ein Eigenleben...
In der Hauptrolle sehen wir Isabelle De Funès, eine entfernte Verwandte des französichen Komikers sowie Carroll Baker als titelgebende geheimnisvolle Blonde Baba Yaga. Auch der unvermeidliche George Eastman ist mit von der Partie, hier als Valentinas Freund Arno, ein tougher Filmregisseur, der den Gegenpart zur zunehmend dominierenden Hexe in Valentinas Leben übernimmt - sie alle spielen ihre Rollen überzeugend, auch die Nebenrollen (z.B. Ely Galleani als Puppe Anette) sind ordentlich besetzt. Zu gefallen wußten neben einigen netten Lederkostümchen auch die diversen humoristischen Einlagen, besonders skurril hier der Werbespot für ein Waschmittel (Netto), den Eastman in seiner Filmrolle als Regisseur auf einem Container drehen läßt - hier wirkt er als bodenständiger Lover schon fast sympathisch, im Gegensatz zu Carroll Baker, deren aufdringlich-dominante Art mich eher abgestossen hat.
So entwickelt sich ein sleaziges Psychospiel mit einigen überraschenden Wendungen, die für kurzweilige Unterhaltung sorgen. Erfreulich auch der durchweg stringent abgefilmte Plot mit passenden Kulissen, angemessenem Score und ohne die bei Filmen dieser Epoche oft anzutreffenden Schnittfehler, zu früh abgebrochenen Szenen und dergleichen - hier passt alles zusammen.
Baba Yaga steht hier synonym für "Hexe", wie man es vielleicht aus Modest Mussorgskis bekanntem Zyklus Bilder einer Ausstellung kennt; der deutsche Titel Foltergarten der Sinnlichkeit 2 ist wie nicht anders zu erwarten eine verkaufsfördernde Maßnahme, besonders schwachsinnig schon allein deshalb, weil ein Foltergarten... Teil 1 erst Jahre später gedreht wurde. Anders als es der Titel vermuten liesse, setzt Baba Yaga seine permanenten erotischen Anspielungen ausschließlich als dezentes Stilmittel ein, die jedoch niemals zum Selbstzweck verkommen. Ein unterhaltsamer Ausflug in die Siebziger - 7 Punkte.