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Ben Kingsley als furchterregender Verbrecher – ein Widerspruch in sich.

Gal, ein ehemaliger Londoner Einbrecher, ist aus dem aktiven Raubgeschäft ausgestiegen und lebt mit seiner Frau auf einer Farm in Spanien. Doch die Vergangenheit holt einen immer ein – hier in Form von Don Logan, der Gal in Spanien besucht und ihn zur Teilnahme an einem Coup in London auffordert. Don zeiht dabei alle Register des Terrors, um Gal zum Mitmachen zu bewegen. Obwohl dieser nicht will, muß Gal doch erkennen, daß das Leben manchmal keinen Ausweg läßt. Der Raub, nun doch mit ihm, wird zwar ein Erfolg , Gal kommt auch ungeschoren davon, dennoch wird aber der böse Geist von Don Logan immer ein Stückchen bei ihm sein... und wenn es nur auf dem Grund des Pools ist.

Es ist doch immer wieder das Gleiche. Saubermänner des Kinos lassen sich auf die Rolle eines Widerlings ein, und man hat den größten Spaß dabei als neutraler Betrachter. Ähnlich wie Mel Gibson in „Payback“ ist es hier Ben Kingsley als Don Logan, der vom ersten Erscheinen auf der Bildfläche den Film an sich reißt. Große Schauspielkunst ist hier zu sehen, da genügt es, die Augenbrauen zu heben, die Stimme sanft werden zu lassen oder einfach einmal zu schweigen, wenn man das perfekt kann, ist die dadurch erzeugte Bedrohung psychisch viel unangenehmer als körperliche Gewalt. Und Ben Kingsley kann das perfekt – es ist eine Freude, ihm zuzusehen und auch zuzuhören, aber nur im englischen Original, denn da kann man auch noch etwas über den kreativen Gebrauch von Schimpfworten lernen. Böse ist er, der Don Logan, dominiert die Szenerie, erzeugt Terror allein durch seine Anwesenheit und seinen Ruf, der ihm vorauseilt. Grandios hier vor allem die Szene im Restaurant, als Logans Kommen angekündigt wird.

Leider aber ist der Rest der Darsteller gegen diesen Ausnahmekünstler reichlich blaß, und auch die Story, die hier und da mit der für den Gangsterfilm dank Herrn Tarantino mittlerweile üblichen Verschachtelung erzählt wird, reißt nicht vom Stuhl. Der Einbruch ist geradezu langweilig, da wird ein wenig gebohrt, und schon ist man im Tresorraum. Überflüssig bei einer Laufzeit von gerade mal 89 Minuten sind auch die Traumsequenzen Gals, die keinen wirklichen Zweck haben, denn Logan ist furchterregend genug. Schade aber ist vor allem, daß Kingsley nach etwa 60 Minuten von der Bildfläche wieder abtreten muß – es wäre so schön gewesen, diesen Part bis zur letzten Szene zu sehen, dann wäre auch die Höchstwertung drin gewesen und man hätte die Fehler verziehen. Dank des genialen Auftakts und der Präsenz Kingsleys aber reicht es trotz der erwähnten Mankos noch für 8/10.

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