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<!--StartFragment -->Dass sich mit Sharon Yeung Pan-pan und ihrer My Way Film Company Limited / Brilliant Emperor Production Ltd. ausgerechnet die Produktionsfirma langsam in den Großmarkt drängt, die sich jahrelang mit den allerbilligsten, aber die Tradition einstigen HK Kinos weiterhin zelebrierenden Werken über Wasser gehalten hat, ist wohl die späte Genugtuung und das Musterbeispiel in der momentanen Analyse schlechthin. Denn abseits des nach einigen Dämpfern wohl nunmehr hingenommenen Anbiedern an China, seine Bürokratie, die Gesinnung und die Zensur werden in HK selber derzeit nur die altbewährten Regeln wieder aufgefrischt, meist in einer als Fortführung verkaufter und gleichzeitig als Remake fungierende Einheit einstiger Erfolgsformeln; was in diesem Jahr mit All's Well Ends Well 2009, On His Majesty's Secret Service, Poker King und Future Cop repräsentativ konkretisiert wurde. Simpel, nicht gerade einprägsam, aber Jeder hat seinen harmlosen Spaß.

Auch Kung Fu Chef ist, da allerdings auch von der üblichen Herkunft gewohnt, ein Wiederaufbau mit Basisdaten, legt das chronologische Nacheinander ab, nicht die Flucht vor, sondern den absichtlichen Gang in die Vergangenheit ein, in deren Verklärung die Meisten den anderen Zustand für besser meinen als den Jetzigen. Dort, wo die Aussagen allgemein bescheinigend in einer Mischform aus Träumen, Alltag und Naivität gehalten werden, man sich mit der Erfahrung des nunmehrigen Daseins die gleich verdoppelt erscheinende Annehmlichkeit des bereits Erlebten wieder herstellt, im Vergleich mit den damaligen Werten noch einmal die Harmonie aufhält. Aus Vorbedacht, um den Sachen ein eskapistisches Ansehen zu geben. Bon Appetit:

Chefkoch Wong Ping-yee [ Sammo Hung ] wird während der Zubereitung eines feierlichen Banketts für sein Heimatdorf plötzlich von einer alle Teilnehmer erfassenden Lebensmittelvergiftung überrascht. Trotz der Beteuerungen, dass ihm sein Assistent Leung [ Timmy Hung ] mit Absicht im Auftrag seines Neffen Wong Kai-joe [ Fan Siu-wong ] das Gericht gepanscht hat, wird er vom Dorfältesten [ Ku Feng ] verbannt. Einige Zeit darauf gastiert er im Restaurant von Sam Ching [ Cherrie Ying ] und deren Schwester Sam Ying [ Kago Ai ], deren Küche er nach einem gewonnenen Wettstreit mit dem ehemaligen Gastwirt auch übernimmt und zu dessen Unterstützung er auf Neuankömmling Ken'ichi [ Vanness Wu ] und Hilfskraft Cheung Kam-lui [ Wu Jianfei ] zurückgreift. Da die Gastronomie nach Ärger mit Joes Hauptschergen Brother Choi [ Xing Yu ] an Kundschaft verliert, meldet man sich zur letzten Rettung beim alle vier Jahre ausgetragenen "Best Cook of China" Turnier an, was Joe mit seinem aufgestellten Teilnehmer Tin Chau-dao [ Lam Tze-chung ] nur noch mehr erhitzt.

Ungewöhnlich an der unverkennbar realitätsfernen Zubereitung ist hier eigentlich nur, dass der Wettbewerb relativ spät, dann aber wenigstens auch folgerichtig, mit der entsprechenden Moral von der Geschicht' und als Teil von Konkurrenz und Existenzkampf zugleich in das Geschehen kommt. Natürlich wird auch vorher schon genug Anlass für allerlei Brutzelei aus der Rezeptdatenbank der Chinesischen Haute Cuisine geboten, wobei als pfannenschwenkender Reiseführer durch die lukullischen Genüsse gerade Darsteller Sammo Hung sichtlich punktgenau in seinem Element ist; auch wenn der salbadernde Vortrag dabei wie ebenfalls üblich gerade dem Kantinengänger einen Deut zur durchgekocht sein dürfte. Dass man das Anpreisen der Spezialitäten, Gewürze und Geschmacksrichtungen mit der Philosophie von edleren Sitten ebenso verbindet wie man dies mit eher pathetischen statt rührenden Argumenten abschmeckt, gehört zum Beuteschaden auch der thematischen Vorgänger God of Cookery, Chinese Feast oder Lady Iron Chef als selbstverständliche Bezifferung mit zu. Bei den hier präsentierten Kochkünsten selber kann man in Sachen Üppigkeit und großer Aufwand allerdings nicht wirklich mithalten, und so richtig warm ums Herz und knurrend im Magen wird dem von der Verköstigung ausgeschlossenen und so noch mehr passiven Zuschauer auch nicht.

Da die Gegenwart scheinbar mit zu vielen negativen Auswirkungen behaftet ist, hat man im Schluss auf die Harmonie dem virtuellen Kochspektakel auch die Optik der Vorzeit verliehen, charakterfest gemeint, verlässlich und bequem, aber trotz einiger grotesker Verzerrungen – das Kochduell findet vor einem riesigen impressionistischen Vogelkäfig statt, während der Moderator dessen vom alternden DTV Sexprotz Patrick Keung gegeben wird, was nun auch nicht gerade die Geschmacksnerven anreizt – auch ein wenig bieder bis kleinstädtisch; zudem wird der Nachgeschmack von Schmaus und Braus mit allerlei CGI-Effekten verwässert, die die eh schon recht deftigen Speisen der fetten Enten nicht gerade in Fünf-Sterne-Menüs verwandeln. [Außerdem bleibt Rührei Rührei, auch wenn man es "Wong Po thousand layers of egg" betitelt.]
Die wahrliche lukrative Nostalgie in Verbindung mit der guten alten Hausmannskost kommt so meist nur über das erfreuliche Martial Arts, ein Hauch von ungehemmt einwirkender Schlemmerei in quadratischen Blöcken.

Denn wie auch in Ken Yips Vorgänger Kung Fu Fighter [ 2007 ] wird dort etwas geboten, was heutzutage selbst in der Unterhaltungsbranche scheinbar nur in behutsamer Sparsamkeit angebracht ist und wie fast mit dem schlechten Gewissen verteilt wird; das sich Verlassenkönnen auf beidseitige Backpfeifen als schlagendes Argument, welches mit der gehörigen Stärke und Lebhaftigkeit ausgedrückt schnell die leidigen Diskussionen beenden kann. Da weitaus genug Leute mit Erfahrung darin am Set sind als nur die als ausführenden Action Director gelisteten Yuen Cheung-yan und Yuen Shun-yi, sehen die zur Aktivierung und Eskalation der Empfindung eingebrachten Kampfeinlagen auch wie der dringend erforderliche süße Nachtisch aus, gelangen über das Dasein als willkommenes Zierrat aber nie ganz in das Maß der intensivierten Ausführlichkeit. Der Grundtenor bleibt weiterhin Komödie, bzw. Komödchen, bzw. der Versuch dessen, mitsamt ein ganz wenig Zutun zu Liebe und Romantik, so dass auch die durchaus draufgängerischen, aber doch spielerisch dynamischen Schlägereien nicht wirklich auf den inszenatorischen knockout hin formuliert werden. Immerhin, die Haudegen sind agil, sie treffen, sie stecken auch mal ein, werden durch die Bretterburgen der Ausstattung geschleudert, zerstören das Mobiliar, die Freßtempel, die Lagerhallen, die Großmärkte.

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