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Der britische Regisseur Pete Walker, zu dessen bekanntesten Werken sicherlich „Frightmare“ aus dem Jahre 1974 gehört, drehte zwei Jahre zuvor mit „The Flesh & Blood Show“ einen echten Reißer, der vom Giallo-Genre inspiriert zu sein scheint und als eine Art Vorläufer zum Slasher bezeichnet werden kann. Immerhin gab es später mit „Aquarius“ von Michele Soavi einen ähnlich gelagerten Beitrag zum Slasher-Genre. Zumindest „Flesh“ bekommen wir auch reichlich geboten, direkt in der Eingangssequenz geht’s los mit nackten Tatsachen junger, gutaussehender Schauspielerinnen (die Schauspielerinnen spielen), was sich im Prinzip durch den ganzen Film zieht und ihm eine herrliche sleazige Note verpasst. Die Selbstverständlichkeit, mit der sich hier selbst in den unpassendsten Momenten entkleidet wird, sorgt natürlich für einige Lacher, eine stimmige Atmosphäre wird aber durch das Ambiente des alten, stillgelegten Theaters in einem Küstenörtchen erzeugt, in dessen Kulissen sich „The Flesh & Blood Show“ abspielt. Blutig wird’s dagegen nur selten, die Morde werden zumeist lediglich angedeutet und man bekommt nur die Leichen zu sehen. Wer der Mörder ist, bleibt lange Zeit mehr oder weniger im Dunkeln; durch die Kameraführung, bei der man nur dessen handschuhbewehrte Hände sieht, kommt aber unweigerlich eine gewisse Giallo-Stimmung auf. Ebenso bei der etwas konstruiert wirkenden Auflösung, während die Enttarnung des Unholds sehr vorsehbar geriet, nachdem man anfangs auf eine falsche Fährt gelockt werden sollte (die sicherlich kein Zuschauer mit einem IQ über Zimmertemperatur einschlug). Besonders gut gefielen bei der Überführung des Mörders der Pathos in dessen Monologen und die tragische Note. Das Drehbuch hält einige zunächst sehr klaffend erscheinende Logiklücken parat, wie z. B. das Verharren der Akteure an einem Ort, der sie in unmittelbare Lebensgefahr bringt. Wenn man möchte, könnte man da wohlwollend evtl. eine gewisse Kaltschnäuzigkeit der Jungschauspieler hineininterpretieren, die trotz aller bedrohlichen Umstände an ihrem Projekt festhalten, um die eigene Karriere voranzubringen und weiterhin der freien Liebe frönen zu können. Ob das allerdings wirklich die Intention des Autors war, darf angezweifelt werden. Eindeutig ist hingegen die gar nicht so dumme, Walker-typische Thematisierung eines Generationskonflikts zwischen der alten, züchtigen Schauspielschule und den unbedarften „jungen Wilden“, die Improvisationskunst und Partnertausch nachgehen. Davon ist aber über weite Strecken des Films nicht viel zu merken. Es geht in der spekulativen, aber nicht minder unterhaltsamen „Tits & Ass Show“ fast unter, die dennoch einige sehr schöne, atmosphärische Momente und natürlich, wie so oft bei diesen älteren Filmen, über ihren eigenen Charme verfügt. Wer Spaß an wenn auch unblutiger sleaziger Exploitation hat oder auf Gialli und/oder Slasher schwört, wird bestimmt auf seine Kosten kommen.

„Es ist so verdammt grausam und tragisch, dass man einen Film draus machen müsste."

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