Ja, ja, großes, deutsches RTL Event-Kino mit Naturkatastrophe innerhalb eines „Was-wäre-wenn“-Szenarios, vielen bekannten Gesichtern und das gleich als Zweiteiler, - und am Ende muss man sagen: Warum nicht gleich so (was die Ausstattung und die Effekte betrifft), aber warum so aufgeplustert (was die unnötig vielen Nebenhandlungsstränge und die Dramenanteile auf Soap-Niveau betrifft).
Immerhin, dem klassischen Katastrophenfilm steht „Vulkan“ in einigen Belangen in nichts nach, sowie im positiven, als auch im negativen Sinne.
Deutschland, Eifel, Örtchen Lorchheim und Mingen: Ein Vulkan bricht aus und diverse Leute bekommen arge Probleme, die nicht nur existenzieller Natur sind…
Orientieren wir uns am ersten Teil, ist das fast kompletter Schrott: Vage Vorzeichen der Katastrophe in Form von brodelnden Gewässern und leichten Beben, dazwischen jedoch eine Menge Figuren, wie Held und Feuerwehrmann Michael (Matthias Koeberlin), Finanzier Maug (Heiner Lauterbach) und dessen problematische Beziehung zur Tochter Paula (Sonja Gerhardt), der dubiose Polizist Röhricht (Armin Rohde) und dazwischen Expertin und Seismologin Eisenach (Yvonne Catterfeld), die immer wieder analysiert, aber kaum etwas zu bewegen weiß.
Völlig überfrachtet an Figuren und kaum jemand davon erscheint interessant.
Die häufigen Schauplatzwechsel können das Gefüge nur vage zusammenhalten, lediglich einige Landschaftsaufnahmen erwecken kurzzeitig erhöhtes Interesse.
Zwischenbilanz: 3 von 10
Doch am Ende von Teil Eins hebt sich die Vulkanmasse wie ein Atompilz ab und während der Evakuierung brennende Steine in den Weg gefeuert werden, wird das Tempo merklich angezogen. Zwar wird der Charakter einer typisch deutschen Seifenoper kaum abgelegt, doch endlich wird es phasenweise dramatisch.
Gelungen dargestellt sind sämtliche Trümmerlandschaften mit brennenden Autos, eingestürzten Häusern und Gegenden mit Asche bedeckt, Darsteller wie Armin Rohde und Katharina Wackernagel laufen zu Hochform auf und sogar die zuvor etwas willkürlich arbeitende Kamera liefert passable Blickwinkel ab.
Der Score, das muss man zugestehen, arbeitet von Beginn an sehr einfühlsam und abwechslungsreich und ist sorgfältig auf jeweilige Abschnitte abgestimmt.
So kommt es zu mehreren Beben und Leuten in Panik, leider auch überladener Beziehungsdramatik, einer Evakuierung, einer schwierigen Vater/Tochter-Geschichte, Fremdgehen mit tragischem Ausgang, einer kleinen Fluchtgruppe in einer Höhle, gut gestalteten TV-News, Verletzten im Auffanglager, Rückkehrer ins Krisengebiet und einem kurzen, aber beeindruckenden Fall-out in Frankfurt.
Nach und nach kann die Glaubwürdigkeit des Geschehens gesteigert werden, nicht zuletzt aufgrund der gelungenen CGI und der exzellenten Maske, welche problemlos internationales Niveau hält, wenn man sich kleinere Wunden und die Spuren der Vulkanasche genauer anschaut.
Teil Zwei kann im Gesamtbild schon fast das einhalten, was diverse Trailer zu versprechen suchten.
Was also haben wir: Ein Katastrophenszenario, welches besonders innerhalb der ersten Hälfte zu sehr in den Hintergrund gerät, im Gesamtbild passable Darsteller, nette, aber kaum brachial in Szene gesetzte Effekte und mehr Drama als Action, denn so aufgeplustert hätte die Handlung locker in 90 Minuten hinein gepasst, anstatt über die Hälfte Figuren einzubetten, die später ohnehin nicht wichtig sind oder ganz abtauchen.
Ist okay, wenn man dieses Genre schätzt, aber viel zu umfassend aufgezogen, wenn man auf ordentlich knackige Action und mitreißende Dramatik im Sinne eines Katastrophen-Thrillers steht.
5,5 von 10