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Zuerst wird alles immer größer. Mit fortschreitender Jahreszahl wächst die Erdbevölkerung, bis sie im Jahr 2173 kaum noch über lebenserhaltende Ressourcen verfügt, weshalb sich ein riesiges Raumschiff auf eine letzte entscheidende Mission begibt.

Doch dann ist plötzlich alles klein und dunkel. Ein Mann (Ben Foster) erwacht in seiner Schlafkabine, schält sich aus den Armaturen und versucht zu erfassen, wer er ist und wo er sich befindet. Er muss sehr lange geschlafen haben, seine Reflexe funktionieren noch, aber er hat keine Erinnerung mehr an seine Vergangenheit und den Ort, an dem er erwacht ist. Er muss mit diesem Gedächtnisverlust gerechnet haben, denn an Hand von einer Armtätowierung erkennt er seine Funktion - er heisst Bowers, Dienstgrad Corporal, Staffel 5.

Kurz danach entdeckt er einen zweiten Menschen, der noch in seiner Schlafkabine ruht. Nach einem ersten vergeblichen Weckversuch, öffnet sich plötzlich die Kabine und ein Mann fällt aus dem Schlaf - Leutnant Payton (Dennis Quaid), ebenfalls Mitglied der 5.Staffel, sein Vorgesetzter. Gemeinsam versuchen sie sich an ihre Mission zu erinnern, aber sie wissen nicht, warum nichts mehr an Bord funktioniert und wann die Abläufe so ausser Kontrolle geraten sind, dass sie auf dem riesigen Schiff allein sind. Sie einigen sich, dass Payton die Stellung hält, während sich Bowers auf den Weg macht, die tatsächliche Situation im Raumschiff zu erkunden. Da die Tür nicht mehr zu öffnen ist, begibt er sich in einen mit Schläuchen vollgestopften Kontrollschacht und versucht so eine andere Ebene zu erreichen.

Die Ausgangssituation von "Pandorum" ist sehr geschickt inszeniert. Durch den Gedächtnisverlust der Protagonisten, befindet sich der Betrachter auf deren Ebene und beginnt den sehr eingeschränkten, in der Dunkelheit liegenden Horizont zu erweitern. Auf Grund der ersten Informationen, ahnt man, dass es da "draussen" noch mehr geben muss und beginnt sich, gemeinsam mit Bowen durch den Dreck zu wühlen. Was wörtlich genommen werden kann, denn "Pandorum" liefert den Hintergrund eines monströsen, nicht mehr funktionstüchtigen, technologischen Apparats, durch den sich der Mensch, einem Embryo gleich, einen Weg suchen muss. Bowen sucht den Reaktor, den er als dafür geschulter Ingenieur wieder in Gang bringen muss.

Optisch hat das Szenario viele Vorbilder und erinnert in seiner Schilderung des Vordringens in einen von Menschen gebauten Apparat, über den diese die Kontrolle verloren haben, an "Alien 2". Dort treffen die Soldaten auf einen bekannten Feind, in "Pandorum" leider auch. Nach dem schlüssigen Beginn, fiel den Machern nichts Neues mehr ein, als auch wieder irgendwelche Monster auf die Menschheit loszulassen. Doch anders als das "Alien", dass einen prototypischen Charakter erhielt, erinnern diese Kreaturen eher an die menschenfressenden Zombies aus dem bakteriologischen Thriller "24 Stunden". Auch wenn Bowen einmal kurz spekuliert, ob Ausserirdische in das Schiff eingedrungen sind, ist dem erfahrenen Science-Fiction-Seher schnell klar, dass es sich hier um eine menschliche Mutation handeln muss.

Doch ähnlich wie diese Mutation in ihren Fähigkeiten wie zufällig aus unzähligen Vorbildern zusammengewürfelt wirkt, gilt das auch für die gesamte Hintergrundgeschichte, die bei Untergangsszenarien von "Soylent Green" bis "Quiet Earth" geklaut hat, aber nie deren Stringenz und Aussage erreicht. Hier wird zwar einerseits die ganz grosse Katastophe beschworen, aber inhaltlich kommt "Pandorum" nicht über einen Actionfilm hinaus, der in seiner Schlussdramatik sogar die James Bond typische Sekundenzählerei imitiert.

Auch wenn hier wieder marktstrategisch von pessimistischen Zukunftsvisionen gesprochen wird, ist das natürlich Unsinn. Im Gegenteil reiht sich "Pandorum" erfolgreich in die Reihe der Filme ein - wie zuletzt auch in "I am legend" - die in der Schilderung des Niedergangs abstrakt bleiben, um gleichzeitig fadenscheinige Lösungen anzubieten. Der konsequente Beginn des Films täuscht leider ein wenig über die weitere Entwicklung hinweg, der man - trotz ständig anwachsender Cliff-Hanger - zunehmend anmerkt, wer am Ende übrig bleibt. Dadurch nimmt die Spannung, trotz einiger fieser und im Ekelgrad an "Alien" erinnernde Momente, zum Ende hin ab.

"Besser gut geklaut, als schlecht erfunden" könnte man insgesamt anmerken und tatsächlich hat das bei "Pandorum" eine gewisse Richtigkeit, denn der Unterhaltungswert des Films bleibt während der gesamten Laufzeit hoch, wenn man ein Faible für dieses Genre hat. Zu verdanken ist das auch dem zurückhaltenden Spiel von Ben Foster, der auf jede überzogene emotionale Komponente verzichtet, und Dennis Quaid, der in seiner Schaltzentrale dem Phänomen "Pandorum" nachjagt, der noch eigenständigsten Idee des Films (5/10).

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